High Noon in Wil. In Runde 36. Der Aufstieg fuer Thun ist ganz knapp noch moeglich, auch wenn drei Punkte Rueckstand und das um 14 Tore schlechtere Torveehaeltniss dagegen sprechen. Deshalb ist fuer mich der Fall klar, dass ich heute unbedingt im Extrazug in die Ostschweiz reisen will. Auch wenn das die etwas komplizierte Reiseroute Zuerich-Thun-Wil zur Folge hat. So verlasse ich schon um 7.10 Uhr das Haus. Was solls, es ist ja schliesslich Montag. Und das entspricht so ziemlich meiner Abfahrtszeit vom 19. Mai 2019. Damals wars wegen dem Cupfinal.
Die Extrazugreise nach Wil macht Spass mit viel Musik und vielen Fussballstilblueten. Nur muss ich Party-Kernen immer wieder erklaeren, dass noch nicht GC unser Scheiss-Gegner ist, sondern dass wir nach wie vor ein Fernduell gegen Sion haben. Aber solch zuendende Ideen sind halt schwierig in einem Zug ohne Steckdosen. Umso mehr zuenden die Thunfans nach Ankunft in Wil. Die Pyros kann man ja trotz grellem Sonnenschein noch gelten lassen, aber sicher nicht die staendigen Boeller. Nach Boeller Fuenf oder Sechs gibt es im Fanmarsch ein kleines Handgemenge.
Im Stadion sind sie nett wie immer in Wil. Und langsam wie immer am Getraenkestand. Party-Kernen flucht, was denn erst ist, wenn ein FCB oder FCZ in der Lidl Arena auftaucht. Worauf die schlagfertige junge Dame an der Theke kontert, dass diese beiden Teams nie zu Gast sind in Wil. Auch wieder wahr.
Und Thun in den naechsten Jahren? Die erste Halbzeit verheisst nichts Gutes betreffend Wil-Ausweichen. Die Thuner Chancen sind rar, Wil spielt besser. Und dann bekommen wir mit, dass im fernen Wallis Sorgic in der 41. Minute gegen Schaffhausen eine Vorlage von Schmied verwertet hat. Die Aufstiegschancen von Thun sind jetzt nur noch hypothetisch. Ich gratuliere meinem Sion-Kollegen zum Aufstieg.
Die zweite Haelfte ist dann besser. In der 47. Minute schiesst Dushica zum 0:1 ein. Nur verdoppelt Sorgic in der 50. Minute im Wallis seine Torausbeute. Thun powert trotzdem weiter, obwohl heute zahlreiche Stammspieler geschont werden. Die Angriffslust wird belohnt. In der 69. Minute erzielt Gottbub das 0:2 und in der 79. Minute Matoshi das 0:3. Fuer die Moral hilft das viel, fuer den Totomat nicht. Im Wallis ist Schmied fuer das 3:0 besorgt.
Viel Applaus gibt es trotzdem bei Abpfiff. Bleibt die Frage, ob es heute noch eine dritte Halbzeit gibt. Also zwischen den Fangruppierungen. Im Stadion haben wir naemlich etliche GC-Fans entdeckt. Doch diese bleiben auf dem Weg zurueck zum Bahnhof unsichtbar. Stattdessen geht der grosse Fanklamauk los, als wir auf dem Perron ankommen. Wenige Momente spaeter haelt auf dem Nachbargleis der Zug St.Gallen-Winterthur-Zuerich. Vermummte FCSG-Fans stuermen heraus und schmeissen Steine und Flaschen Richtung Thunfans. Einfach laecherlich. Den High Noon in Wil haben wie uns anders vorgestellt.