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Solothurn - Thun 2-2
19.03.2001NLB Abstiegsrunde 2000/2001


Ei, ai, oh! Die ersten Minuten in Solothurn sind ein Graus. Da schiessen doch die Einheimischen hoch aufs Tor und tief und links und rechts - und immer kommt Kobel nur noch knapp an den Ball. Und auch nur, um gleich einen Fehlpass zu geben. Und noch ein Schuss aufs Tor. Ei, ai, oh!
Was sind die Spieler denn so faul? Und warum spielt Parnela heute so verdammt inferior, sprich schlecht. Kopfschütteln. Wobei, die Fitness der Thun-Fans ist auch nicht besser. Der Fanclubpräsident versagte heute mindestens so stark wie die Spieler. Die Trommel hat er als falschliegender Regenprophet zuhause gelassen, den Rucksack mit den Fanfarenhörnern im Zug liegen gelassen. So bleibt als letzte Unterstützung nur die laute Stimme: "Hopp Thun! Hopp Thun!"
Und das inmitten halbtoter Zuschauer auf der Tribüne, die kaum einen Mucks von sich geben. Weder der von Sponsoren möglich gemachte Gratiseintrit (danke!), noch die starke Leistung des Heimteams (nein danke!) können sie zum Ruf animieren. Dabei stünde doch der zu rufende Schrei als Spicker auf dem Spielhäuschen: "Hopp Soledurn."
Wenigstens trommelt der Fanclub der Hafenstädter ein wenig. 200 Fanclubmitglieder, wie auf der Hompage behauptet, sehe ich da jedoch nirgends.
Doch laut wirds da trotzdem ein bisschen: Die Solothurner schiessen da nämlich, schon fast endlich will ich sagen, das 1-0. Tor, natürlich ein Abwehrfehler. Aber immerhin machts Spass, dem hübschen Mädchen neben mir beim Freuen zuzusehen. Nur ihre Turnschuhe sehen arg alt aus.
Alt siehst aber vor allem Parnela aus, der nun endlich das Spielfeld verlassen muss. Selten war ich über eine Thun-Auswechslung ohne Zanni-Beteiligung, der ist nicht einmal im Aufgebot, so froh. Das Spiel wird so jedenfalls beruhigt, Thun ist nicht mehr krass, sondern höchstens klar unterlegen.
Trotz allem steht es wirklich nur 1-0 zur Pause. Doch da fängt der Psychoterror erst an, da sich die Nummer 2 aus Soledurn drei Lieder wünschen darf. Und diese Stücke stammen, kurz aufgezählt, von Celine Dion, Mark Anthony (der Gymer Seefeld-Santana) und Lou Bega. Eigentlich ein Grund, den Musiverantwortlichen während der ganzen zweiten Halbzeit auszubuhen. Doch wir bleiben selbstverständlich fair und jubeln statt dessen über den unerwarteten 1-1-Ausgleich. Danke Rama!
Die Wende! sage ich zumindest. "Denn wenn jetzt die Wende nicht kommt, muss ich im Zug rückwärts nach Hause fahren." Tja, auch meine Witz-Fitness war schon besser. Quasi als Quittung folgt das 2-1 durch Solothurn. Qual oh Qual.
Die Zuschauer bleiben trotzdem still, meine Sitznachbarin schön, ja hoffentlich auch, es reicht wenn Sascha auf meiner anderen Seite so ganz wie Sascha aussieht. Ich überlege, ob ich mir ein 3-1 erhoffen soll, um meine Nachbarin gaaaaaaaaaanz zufällig abzuknutschen, aber he, ich bin schliesslich kein Mode-Fan. So schrei ich weiterhin laut und schon bald einzig das Hopp Thun. Und auch in der 90.Minute gebe ich nicht auf, auch in der 91.Minute nicht. In Minute 92 glaub ich nur an ein Unentschieden, in Minute 93 drück ich die Rufe raus wie Scheisse. Und dann, keine Scheisse, nein Glück, Moser läuft, Moser läuft, ich stehe auf, ich springe auf, der Ball da kommt, der Ball da rollt, der Ball da liegt... 2-2! Und ich spring auf der Tribüne rum wie Aff', ein unverdientes 2-2 muss man halt auch zu feiern wissen. "Komm, wir gehen heim", sagt das schöne Mädchen derweil zu ihrem Vater/Freund? und geht ab. Kein Happy-end? Doch fast! Der Hunger brennt nämlich in meinem Magen so stark, dass ich an den Bratwurststand renne, um noch das letzte Stück Fleisch zu ergattern. Ich erwische es tatsächlich und der voll coole Wurstverkäufer teilt sie mir gar noch umsonst aus. Man dankt. Solothurn ist irgendwie doch eine ganz korrekte Hafenstadt. Von wegen Kaff...

Matthias Engel