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Vaduz - Thun 0:2
18.03.2022Challenge League 2021/2022


„Wine more more“ das ist irgendwie der Thuner Begrüssungsschwur überall. Und erst recht, wenn es wie heute ins Ausland geht. Und zu dieser Begrüssung hinzu bekomme ich bereits am Bahnhof Sargans einen Becher voll gefüllt im Postauto. Und zwar mit Cola-Rot. Gut, Cola-Weiss wäre wohl besser vom Geschmack her. Aber wir sind ja keine YB-Fans. Rot-weiss betrunken fahren wir zu dritt Vaduz entgegen. Und sind als Erste beim Stadion. Ja vor allem jene Thunfans, die Carfahrer sind und nicht die Route über den Brünig wählen, sind heute spät unterwegs. Aber wer will über einen knapp bemessenen Fahrplan klagen, wenn anderswo Krieg ist in Europa. Die verzweifelten Kinder der Ukraine stehen auch hier in Liechtenstein im Mittelpunkt. Und zwar buchstäblich.Im Gedenken an sie stellen sich alle Spieler in einem Kreis auf und halten eine Trauerminute ab. Es ist eine Unicef-Aktion der Liga. Dafür gibt es fast vom ganzen Publikum Applaus. Nur in der Thuner Kurve wird nicht geklatscht. Mich überrascht gar nichts mehr, vor dem Spiel redete sogar ein Putin-Versteher auf mich ein.
Hier im friedlichen Ausland sehen wir ein Spiel, in dem Thun früh in Führung geht. In der 3. Minute erzielt Schwizer gleich beim ersten Angriff das 0:1. Gute Aktion. Und ziemlich überraschend in dieser schwierigen Thun-Saison. Hauptsache in Führung. Thun spielt weiter gefällig, aber nur etwa die ersten 20 bis 30 Minuten lang überlegen. Rot-Weiss, das sind heue die Vaduzer, die immer besser ins Spiel kommen. Die Thuner bleiben aber mit einer guten Kampfleitung vorne. Es heisst 0:1 zur Pause. Zeit für Holdrio und Punsch bei der sympathischen Bierbrauer-Tochter am Getränkestand. Auch wenn hier mal wieder eine Ausländerin im Gastrobereich arbeitet: eine Schweizerin.
Das Herz haben wir jetzt vor allem bei unserern en Stadionverbötlern. Cool, das sie mittgereist sind. Da ist irgendein Klamauk am Stadionzaun. Warum dürfen wir ihnen bloss kein Bier und kein Holdrio über die Abschrankung reichen? Die Sicherheitsmänner sind alles andere als sympathisch. Und während wir noch diskutieren, schiesst Havenaar vor der erst zur Hälfte gefüllten Kurve zum 0:2 ein. Per Kopf lassen wir uns sagen. 47. Minuten sind da gespielt. Und nun beginnt die Gaudi bei uns im Thunsektor vor rund 1300 Zuschauern. So eine für Thuner Verhältnisse sehr deutliche Auswärtsführung will mit lauten Fanliedern gefeiert sein. Der FCV hat zwar jetzt mehr den Ball, aber die Thuner halten gut dagegen. Die Chancen sind so halb-halb verteilt, aber die Bälle der Vaduzer landen irgendwie immer bei Zinswiler und die Alkoholbecher der Thunfans irgendwie immer bei mir. Beides ist wohl nicht so ganz Corona-konform. Das Spiel wird dabei gehässiger. Uns ist nicht klar, warum Schiedsrichterin Esther Staubli Vaduz mit 11 Männern fertig spielen lässt.
Das Highlight ist dann das Comeback der Stadionverbötler, die in den Schlussminuten plötzlich samt einem Banner neben der Gegentribüne am Zaun auftauchen. Auch das wird gefeiert von uns, auch mit minutenlangen Wechselgesängen. Und als dann das Spiel mit 0:2 abgepfiffen wird, machen auch Bernegger und sein Team die Welle erst Richtung Stadionverbötlern. Es gibt sie doch noch, die menschlichen Gänsehautmomente bei Thun. Auf Wiedersehen, FCT, in welcher Saison auch immer.