Thunfans » Spielberichte » Challenge League 2021/2022 » Stade Lausanne-Ouchy - Thun
Stade Lausanne-Ouchy - Thun 2:0
20.11.2021Challenge League 2021/2022


Fussball Ende November. Und das erst noch auswärts. Alle Österreicher und Holländer bewundern uns. Die Schweizer nicht unbedingt. Denn auch wenn zu Corona-Zeiten eine Auswärtsfahrt ein ganz rares Erlebnis ist, handelt es sich doch immer noch um eine Reise der Thunfans. Thun mag als Stadt und als Verein viel Schönes an sich haben, ein FCT-Spiel in der Fremde zählt nicht wirklich dazu. Immerhin gefällt, dass die Fankurve heute zwei Wagen nach Lausanne reserviert hat. So kann im einten Wagen wie anno 2019 - lang ist es her - eine ausgelassene Party steigen, während in Wagen Nummer Zwei die Ängstlichen wie ich mit FFP2-Maske sitzen. Und den Corona-Skeptikern sei gesagt: Ein paar Bier liegen auch so drin. Plus ein paar spannende Diskussionen mit einem U-Trainer des FC Thun. Es kommt gut mit dem Nachwuchs von Thun. Ganz gut.
Nicht ganz überzeugt bin ich dagegen, ob es für den Fanmarsch der Thuner in Lausanne wirklich Ultrapunkte gibt. Denn der führt genau 500 Meter bis zu einem Bus mit einer reibeissigen Chaufeuse. Aber so schaffen wir es wenigstens rechtzeitig zum Stadion. Dabei handelt es sich um die altehrwürdige Pontaise, in der im Jahr 2021 nur noch Ouchy beiheimatet ist. Einheitspreis 10 Franken, das gefällt. Dafür kostet das Bier 5 Stutz. Aber so langsam, wie das durch den Zaun ausgeschenkt wird, kann da gar nicht viel Geld von uns draufgehen.
Speziell dann auch die Stehordnung im Gästesektor. Erst werde ich mitten ins Getümmel gerufen, wo ich in den ersten Spielminuten kaum etwas sehe. Dann werde ich dort von einem Ultra ganz nett gebeten, mich doch bitte nach weiter oben zu verziehen. Ich murre nicht, da ich mit einer Pyroaktion rechne. Doch gezündet wird gar nicht. Er hat mich entweder für einen Fussballtourist oder für einen Zivi gehalten. Sehe ich mit meinen grauen Haaren wirklich schon so brav aus!?
Eine teure Bierrunde später stehe ich jedenfalls wieder mitten im Getümmel und sehe gerade, wie Ouchy 1:0 in Führung geht. Hadji trifft in der 27. Minute. Damit nicht genug. In der 39. Minute erhöht Labeau auf 2:0. Ja diese Reise hat sich mal wieder gelohnt.
Was soll man da als Thunfan schon machen ausser weiter Corona-nicht-konform lauthals singen. Die Stimmung der rund 100 Thuner ist sackstark und übertönt die Heimfans um Welten. Allerdings sind heute offiziell auch nur 483 Zuschauer im Stadion. Die Zuschauerzahl ist sehr optimistisch gezählt.
Nach der Pause ist das Stadion rauchverhangen. Nein, eine Pyroaktion gibt es auch jetzt nicht. Nein, die Pontaise verwandelt sich bloss in ein dichtes Nebelloch. Ich versuche das seltsame Naturschauspiel zu fotografieren, was mir aber statt einem einprägsamen Bild bloss die nächste „Was willst du hier“-Diskussion mit einem Ultra einbringt. Langsam werde ich zu alt für Fussball.
Das kann man auch zu einigen Thunspielern sagen, die auch in der zweiten Halbzeit kein Rezept gegen die defensiv kompakten Waadtländer finden. Ouchy verteidigt solide, einzig Dorn hat noch eine ernsthafte Chance zu einem Ehrentreffer. Der starke Labeau könnte aber genauso gut das 3:0 schiessen. Thun muss froh sein, bleibt es beim 2:0.
Nach dem Spiel hängen wir zugsbedingt noch bis kurz vor Mitternacht in Lausanne herum, wobei wir das spezielle Waadtländer Brauchtum kennen lernen, dass pro Kopf nur ein geöffnetes Bier über die Gasse verkauft werden darf. Das ist etwas gar wenig angesichts der langen Heimreise. So bin ich zum Beispiel erst um 3 Uhr Zuhause. Aber eben, alle Österreicher und Holländer bewundern uns Ende November 2021 um so eine lange Auswärtsfahrt. Hoffen wir mal, dass es nicht die letzte gewesen ist in diesem Scheiss Corona-Jahr.