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Thun - GC 1:0
18.09.2021Schweizer Cup 2021/2022


Thun ist, wenn dich beim Optiker alle mit Namen begrüssen... aber die neue Brille nicht da ist, weil der Chef letzte Woche vergessen hat, sie zu bestellen. Was soll’s, bin ich halt 5 Stunden vor Anpfiff schon in Thun mit viel zu viel Geld im Portemonnaie. Aber für solche Geldprobleme gibt es ja den Mühliplatz. Trainiere ich halt für den Fulehung schon mal das stundenlange Bier trinken.
Und Thun ist, wenn dich im Stadion alle mit Namen begrüssen und dir gleich eine Fahne zum Schwingen in die Hand drücken... dabei bin ich letztmals im Februar 2020 im G18 gestanden. Aber da bin ich eher Normalfall als Ausnahme, selbst die lautstarken Jungs vom Block Süd sind heute erstmals seit jenem legendären 1:1 gegen Luzern zurück auf den Stehplätzen. Andere Stammgäste von früher fehlen leider immer noch. Leute, wir vermissen euch!
Zurück sind dafür die Gästefans, noch später als andere Vereine lässt heute auch Thun endlich wieder Fans mit anderen Trikotfarben als Rot-Weiss ins Stadion. Und bei aller Skepsis gegenüber GC muss ich schon sagen: so eine Pyroshow passt um Welten besser in den Gästeblock als diese hässliche Sportxx-Werbung, die während den letzten paar Spielen dort hing. Danke, heiliger Gerber.
Wir rechnen ja eigentlich alle damit, dass auch der Block Süd so richtig heiss auf den Match ist und das Stadion brennen lässt. Weshalb ich erwartungsvoll die ganze erste Halbzeit Sonnenbrille tragen. Doch die Choreo zu Spielbeginn besteht ganz brav aus Bastelarbeiten und Fähnchen. Und während dem Match gibt es mehrmals Spruchbänder in Grossbuchstaben ohne dass dahinter eine Pyro auftaucht. „Mal füre statt schribe!“ rufe ich bei Spruchband Nummer 4. Ich gehe mal davon aus, dass die Ultrakasse leer ist und löse deshalb eine neue Block Süd-Mitgliedschaft. Also denkt an mich, wenn’s mal wieder etwas heller wird im G18.
Das Spiel selber ist ziemlich zerfahren, ich erkenne keinen Unterschied zu den NLB-Duellen der beiden Teams letzte Saison. Und an den letzten Cupfight zwischen GC und Thun kann ich mich gar nicht recht erinnern. Im Dezember 2013 wars und Thun hat immerhin nach einem schier endlosen 0:0 im Penaltyschiessen 4:3 gewonnen. Heute tun sich die zwei Teams ähnlich schwer im Toreschiessen. In der ersten Hälfte ist es noch Gerndt - ja er spielt heute mal - der in der 24. Minute die beste Chance hat. Aber er verfehlt aus rund zehn Metern das Tor. 0:0 steht es zur Pause.
Ich lerne derweil: In Thun kommt man zwar mit einem italienischen Green Pass, der sexy Variante zum COVID-Zertifikat, ins Stadion. Aber mit Twint kann man nur ein Bier bezahlen, wenn man mehr als 7 Franken Guthaben hat. Zum GlĂĽck habe ich bei meinem virtuellen Bankberater rund um die Uhr Kredit und ich halte bei meiner zweiten Bierrunde nicht mehr zwei Warteschlangen auf.
Die Thuner kommen zum Glück ohne solchen technischen Probleme zu ihrem Pausentee. Und wahrhaft stärken sie sich in der Pause so richtig gut, denn nach Wiederanpfiff sind sie das stärkere Team. Was GC-Trainer Contini so starke Bauchschmerzen bereitet, dass er nach einer Viertelstunde gleich einen Dreifachwechsel vornehmen will. Doch erst hat Thun noch einen Freistoss, weil Dzonlagic gefoult wurde. Dieser tritt den Ball gleich selber und zwar satt in den Strafraum. Dort steht der viel kritisierte Sutter goldrichtig, der den Ball ins Tor köpfelt. Er hat sich den minutenlangen Cup-Song aus der Fankurve wirklich zu Herzen genommen. Thun führt in der 59. Minute 1:0.
Und Thun gibt weiter Gas. In der 69. Minute kann Toti Gomes als letzter Mann Gerndt nur mit einem Foul stoppen. Wir fordern die Rote Karte, doch Schiedsrichter Jaccottet zeigt nur Gelb. Wir toben fast alle - ausser diejenigen, die auf dem Radar haben, dass Toti Gomes schon vorher eine Gelbe Karte gesehen hat. Er fliegt also doch vom Platz.
Thun kontrolliert jetzt erst recht das Spiel. Die Minuten zerrinnen vor 2663 Zuschauer, was übrigens ziemlich identisch ist mit der Zuschauerzahl anno 2013. Damals bejubelten 2700 Fans den Sieg. Beruhigend, wenn sich nicht immer alles ändert.
GC drückt dann noch etwas, aber eine Topchance schaut nicht mehr heraus. Und weil sich Thun auch eher schwer tut im Kontern, bleibt es bei diesem knappen 1:0. Wir schreien natürlich trotzdem, als wären wir schon Cupsieger. Das ist eben Thun... und auch wenn ich jetzt wieder ein paar Thunspiele aussetze, hoffe ich doch, dass es nicht wieder 18 Monate dauert, bis wir uns alle wieder am Thunmatch treffen.