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Thun - Aarau 1:2
07.08.2021Challenge League 2021/2022


„Isch es gfährlich?“ „Ne nei.“ Der Polizist, der beim Kastenwagen seinen Dienst schiebt, antwortet auf meine Frage ganz zuversichtlich. Noch ist nicht klar, ob die Jungs der Szene Aarau überhaupt nach Thun (traditionell ohne Gästesektor ausgerüstet) kommen. Ein Aarauer zumindest schafft es aber überpünktlich zu uns an die Fyrabebier-Schiffländte im Oberland. Role, bekannt aus Drachenradio und Brügglifeld. Um das Klischee der weissen Socken zu widerlegen, ist er von Kopf bis Fuss schwarz gekleidet. Übervorsichtig wie er ist, verzichtet er selbst auf rot-weiss-schwarze Fansachen. Ich dagegen bin mit rot-weissem Schal unterwegs, den ich nach Monaten ohne Heimspiel erst nach langer Suche gefunden habe. Ja wer halt wie ich keine Härzbluet-Blutlinien hat, durfte seit Oktober nicht mehr ins Stadion. Und in diesem Stadion gehe ich schon mal sicher nicht in die Heimkurve, dafür stört mich zu viel in der Arena. Mitten ins Herz stechen vor allem die Sportxx-Werbebanner im zugesperrten Gästesektor. Thun verkauft seine Seele anscheinend nicht nur an Chinesen. So bin ich halt mit Kollege Role auf den billigsten Plätze, die heute so ein Aarauer überhaupt kaufen kann: im B6 für 36 Franken. So viel zum Thema Gastfreundschaft.
Da sind die Thunspieler doch um einiges gastfreundlicher. In der 8. Minute stehen die Tabellenführerjungs Spalier, als Aarau zu einem ersten Eckball kommt. Gashi tritt den Ball, Rrudhani köpfelt ihn und prompt fällt via Pfosten das 0:1.
Role mag nicht recht jubeln, ich werde umso lauter. Wohl nicht das einzige Mal, dass man mich heute im FCA-TV hört. Es ist aber auch verdammt leise im Stadion. Gerade mal 2700 Leute haben sich ins Wohnzimmer des heiligen Gerber verirrt, die Szene Aarau trommelt draussen. Thun übernimmt nun das Spieldiktat, die gefährlichste Szene vor der Pause spielt sich aber wieder im Thuner Strafraum ab. Warum es beim Zweikampf von Dorn gegen Spadanuda Schwalbengelb statt Penalty gibt, weiss wohl nur der Schiedsrichter.
Ein paar Bier später bemühen sich die Thunspieler immer noch um Tore und die Thunfans immer noch um Stimmung. Oft sind aber die Aarauer drinnen und draussen lauter, Role einmal ausgenommen. In der 60 Minute hört man dann aber für einmal die Thuner, schiesst doch Chihadeh das inzwischen doch verdiente 1:1.
Role schliesst nun innerlich ab mit dem Spiel, in der Nachspielzeit legt er sogar eine Bierpause ein. Und verpasst um ein Haar den Höhepunkt des Abends. 94 Minuten sind bereits gespielt, als Spadanuda und Aratore sich auf der rechten Seite durchsetzen, woraufhin Almeida vom Elfmeterpunkt aus zum 1:2 einschiesst. Die Aarauer jubeln überall laut. Das ist Sportxx, Herr Gerber!
Ich gratuliere Role, störe mit ein paar lauten Hopp Thun-Zwischenrufen das FCA-TV-Interview mit Spadanuda und versuche dann, an den Broncos vorbei in den Heimsektor zu kommen. Doch der ist für Zaungäste genau so wenig offen wie das Fanzelt für sämtliche Gäste. Thun will halt kein Geld verdienen nach Abpfiff. Das isch äuä gfährlich. Ja so gehen wir halt auf den Mühliplatz, wo wir uns willkommen fühlen. Hopp Thun?