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Servette - Thun 2:0
02.02.2020Super League 2019/2020


Irgendwo ist immer Fasnacht. Dieses Wochenende in Thun. Auch ich bin mittendrin statt nur dabei. Auch wenn Guggenmusik und Konfetti nie meine grosse Leidenschaft sein werden, ist mein lauter und süffiger Thun-Spaziergang mit Pumuckl-Kevä von Mitternacht bis halb Vier Uhr morgens eindeutig mein Höhepunkt des Wochenendes. Was auch daran liegen könnte, dass der Rest meines Weekends aus einer Niederlage gegen Servette am Samstagabend (im Eishockey) und aus einer Niederlage gegen Servette am Sonntagnachmittag (im Fussball) besteht. Letztere ist wieder einmal besonders schmerzhaft.
Dabei fahren wir heute nach dem Sieg in der Vorwoche recht optimistisch in die Westschweiz, sei es im Block Süd-Car, im Spendet für uns, wir sind nicht der Block Süd-Car oder im Zug. Ich schliesse mich den zwei Dutzend Zugfahrern an, die ausser einer Verspätung im überfüllten Zug von Thun nach Bern keine grössere Verkehrsprobleme haben. Wir könnten spielend leicht einfach bei der neuen S-Bahn-Haltestelle ein paar hundert Meter neben dem Stadion aussteigen, Léman Express sei Dank. Nur glaubt mir das mein Grüppchen nicht, so dass wir eine Station vorher aussteigen. Herzlich willkommen im Genfer Nirgendwo - und das erst noch bei frischem, aber nicht erfrischenden Februar-Regen. Es hat einen McWC (gut, essen könnte man hier wohl auch), ein paar Banken und wenigstens einen Bus zum Heimsektor. Den nehmen wir dann auch, was nicht weiter abenteuerlich ist, da Genf auch mit erfolgreichem Servette nicht wirklich eine Fussballstadt ist.
Thun scheint eine zu sein, jedenfalls lassen sich weit über 100 Fans von der schwierigen Saison (Niederlage, Niederlage, Niederlage... Sieg) und dem wenig kreativen Spieltag (auswärts in Genf, daheim gegen Sitten, auswärts in Genf) nicht davon abhalten, ans Spiel zu kommen. In der ersten Halbzeit werden wir mit zwei guten Thun-Aktionen entschädigt. In der 21. Minute zeigt Rapp endlich mal bei einem Angriff Biss und stürmt auf Goalie Frick los. Den Ball versenkt er zwar nicht, wohl aber den Goalie, der mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden muss. Und in der 42. Minute lanciert Hasler Tosetti, der zum Schuss ansetzt. Doch einerseits fliegt der Ball am Tor vorbei und andererseits startete Tosetti im Abseits. Das sind gleich auch sämtliche Höhepunkte der Thuner Feldspieler in der ersten Halbzeit. Ansonsten dominiert Servette dieses Spiel. Trotzdem sind die Heimfans unzufrieden, wie sie mit zwei Spruchbändern kurz hintereinander kund tun; erst auf Französisch, dann auf Italienisch. Das nächste Mal doch bitte auch im Oberländer Dialekt, damit auch wir verstehen, wofür genau die Spruchband-Millionen falsch ausgegeben worden sind.
Auf dem Rasen braucht es derweil mehr als eine Glanztat von Faivre sowie darüber hinaus wiederholt schlecht platzierte Schüsse der Genfer, dass Thun zur Pause noch nicht hoffnungslos hinten liegt. Es ist ein thunerisches Déjà vu, dass es wie schon im Dezember das einzig Gute ist, dass es nach 45 Minuten 0:0 steht.
Nach der Pause sind die Thuner dann nicht nur auf dem WC voll im Seich. Erst kommt der kurze Platzregen, dann das lange Servette-Donnerwetter. In der 53. Minute lenkt Ondoua einen Schuss von Park so ab, dass er im Tor landet. 1:0. Und Servette greift weiter an, jetzt sind die Angriffe noch zahlreicher als in der ersten Halbzeit. Nach 70 Minuten lautet das Schussverhältnis 17 zu 3. Das ist der Moment, in dem Noch-Trainer Schneider Neuzugang Hassane Bandé einwechselt. Der kommt denn auch einige Male an den Ball, kann aber keine besonderen Akzente setzen. Es ist halt noch kein Haaland vom Himmel gefallen, jedenfalls nicht in der Super League.
Servette bringt die Punkte bei jetzt nur noch leichtem Regen ungestört ins Trockene, wobei Park in der 80. Minute gar noch auf 2:0 erhöht. In der Thuner Kurve ist es da längst mehr oder weniger still, auch nach Abpfiff. Keine lautstarke Kritik an Team, weshalb die Thuner anders als im Dezember auch vor die Kurve kommen. Manch einer, der an der Fasnacht war, grübelt ganz im Stillen: Könnte es nicht sein, dass sich da 11 Narren einfach als treffsichere Profifussballer verkleidet haben? (K)ein gelungenes Kostüm.