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Thun - Sion 2:1
26.01.2020Super League 2019/2020


Neues Jahr, neues Glück. Nachdem ich im Jahr 2019 25 Pflichtspiel-Niederlagen im Stadion gesehen habe, ist der Wunsch „Guets Nöis“ heute wohl wichtiger denn je. Nur habe ich schon bei meiner Ankunft in Thun so meine Zweifel, ob das neue Jahr wirklich besser wird. Hat in Zürich bei angenehmen frühlingshaften Temperaturen die Sonne geschienen, ist Thun heute ein einziges Nebelloch. Erinnert mich prompt an diesen Arthouse Film namens „Die Eisköngin“. Zum Glück habe ich von einem der vielen Daheimgebliebenen - irgendwie schauen sich viele Thunerinnen und Thuner lieber Siege beim Skirennen als Niederlagen beim Fussball an - den Ratschlag erhalten, mich noch vor Anpfiff mit einem Glühwein zu erwärmen.
Und tatsächlich wird mir schnell warm ums Herz. Das ist tatsächlich noch möglich in diesem Stadion. Thun startet mit neun Schweizern und zwei exotischen Ausländern aus Liechtenstein. Und einen dieser Zwei feiern wir schon nach drei Minuten. Nach einem 20-Meter-Freistoss, den Neuzugang Nummer 1 Bertone in der Mauer statt im Tor versenkt, schiesst angeblich Neuzugang Hasler den Ball ins Tor. Jedenfalls wird er über den Stadionlautsprecher gefeiert. Eigentlicher Torschütze ist aber Castroman. Was soll’s, Hauptsache frühe Führung für Thun. Und es kommt noch besser: In der 4. Minute erkämpft sich genau dieser Castroman den Ball, passt ihn nach hinten zu Tosetti, der den Ball eiskalt im Lattenkreuz versenkt. Thun führt nach vier Minuten 2:0!!! Wie geil ist das denn?! Prompt mache ich ein Erinnerungsbild des Stadionbildschirms, sind Thun-Führungen doch so selten geworden hier in der Arena; geschweige denn Thun-Siege.
Dann aber geht den Einheimischen schon langsam die Puste aus, allen voran dem Matchball, der schon nach 13 Minuten völlig ausgepumpt das Spielfeld verlassen muss. Die Thuner kommen nach dem Startfurioso kaum noch zu gefährlichen Torchancen, stehen dafür aber umso besser. Und was besonders auffällt: Dank Bertone und Hasler hat der FCT zum ersten Mal seit Monaten endlich wieder das Mittelfeld voll im Griff. Das macht es auch einfacher für Faivre, bei den wenigen Sion-Angriffen die Übersicht zu behalten. Entsprechend gut ist die Stimmung im Fanblock - und ja, ich stehe heute im Block Süd und nicht etwa in der Sionkurve. Mein Walliserdeutsch kann ich dann wieder beim Cupmatch in Rappi pflegen.
In der zweiten Hälfte müssen wir Thunfans dann aber ziemlich leiden. Sion übernimmt nun klar das Spieldiktat, ab der 60. Minute ist der erster Walliser Treffer überfällig. Zuvor aber gibt es in der 61. Minute endlich mal eine Gelbe Karte. Zwar trifft es Glarner wegen einem Foul an Lenjani, aber wir haben den kultigen Zwei-Kinderspielplätze-Werbespot von Steinmann über die Festtage einfach zu sehr vermisst. Steinmann ist quasi die Oberländer Antwort auf die Fischer Bettwaren.
Dann ist es aber fertig mit lustig. In der 70. Minute erzielt Lenjani nach einer schönen Aktion von Doumbia an dem am Boden liegenden Faivre vorbei den Anschlusstreffer. Wir befürchten nun das Schlimmste. Und in der Tat ist die Schlussphase ein einziger Abnützungskampf. Dabei hilft wenig, dass Schiedsrichter Tschudi bei Zweikämpfen im Zweifelsfall gegen die Thuner entscheidet. Und als mal ein Thuner verletzt liegen bleibt und sein Teamkollege den Ball absichtlich ins Aus spielt, gibt Sion den Ball beim Einwurf natürlich nicht zurück. Siegesrausch-Fairplay wie beim ORF.
Sion hat zwei, drei gute Ausgleichschancen, Thun dagegen endlich mal Wettkampfglück. Und dass in den Schlussminuten mehr diskutiert als gespielt wird, ist sicher auch nicht zum Nachteil der Thuner. Und so steht um 17.50 Uhr der Sieg für Thun fest - es ist der erste Pflichtspiel-Heimsieg seit dem 12. Mai 2019. Wie heisst es so schön: „Es guets Nöis!“