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Servette - Thun 2:1
15.12.2019Super League 2019/2020


Mit vier Monaten Verspätung schaffe ich es endlich: Ich bin heute am Thunmatch in Genf. Ohne Hotelzimmer zwar. Und irgendwie auch ohne Hoffnung auf einen Sieg, selbst wenn der Gegner der Aufsteiger ist. Aber Scheiss drauf, heute bin ich wenigstens auf der Anreise nicht in Moskau oder Rom gestrandet. BTW wäre es mal an der Zeit, dass die Moskau-Reisenden vom Block Süd ihre 507 Franken Schulden bezahlen.
Die Anreise ist heute ganz ohne Aeroflot gut organisiert, erst zwei Extrawagen nach Genf und dann der Leman Express als Extrazug zum Stadion. Und auch das Cateringteam ist heute gut aufgestellt mit drei langsamen statt wie früher zwei langsamen Bier- und Sandwichverkäufern. Kevä jedenfalls schwärmt von seinem XXL-Sandwich. Ich nerve mich eher über mein Bier mit XXS-Alkohol. Das lauwarme Bier hat höchstens NLB-Niveau und passt damit optimal zum FC Thun Jahrgang 2019. Denn schlechter als jede Verpflegung ist auch heute wieder die Darbietung unseres Teams. In der ersten Halbzeit erkämpfen sich die Thuner kaum einen Ball, Servette ist klar überlegen. Dem heute starken Faivre ist es zu verdanken, dass Thun nicht schon zur Pause hoffnungslos zurück liegt. Stattdessen steht es nach 45 Minuten 0:0. Ein schmeichelhaftes Resultat für Thun.
Noch-Trainer Schneider reagiert und wechselt zu Beginn der zweiten Halbzeit Faktic für Hefti ein. Die für Thun-Verhältnisse frühe Auswechslung freut uns und gibt dem Team tatsächlich Schwung. Als in der 48. Minute Servette-Spieler Rouiller Munsy foult und dafür Gelb sieht, lanciert Thun selbstbewusst den fälligen Freistoss. Tosetti flankt vors Tor, wo Havenaar den Ball zum 0:1 verwertet. Wir jubeln lautstark, wissen wir doch, wie selten Thuner Tore im Jahr 2019 sind. Doch kommt bald darauf auch Servette zu einem Freistoss. Und schon steht es nach 66 Minuten 1:1. Torschütze Rouiller.
Der Ausgleich von Servette ist verdient, erspielen sie sich doch heute 23 Schüsse. Das ist mehr, als ich als Eishockeyfan an manchem Hockeymatch sehe. Vor allem aber ist es eine Bankrotterklärung der Thuner Verteidigung. Unter Noch-Trainer Schneider klappt hinten wirklich nichts mehr. So gesehen ist es schon eine positive Überraschung, dass Servette einen Penalty benötigt, um das Spiel endgültig an sich zu reissen. Soweit ist es, als in der 70. Minute Joss Schalk foult. Schalk setzt sich den Ball gleich selber und trifft. Doch das Tor zählt nicht, weil einer seiner Mannschaftskollegen zu früh in den Strafraum gestürmt ist. So setzt er sich den Ball halt ein zweites Mal. Er trifft wieder, dieses Mal zählt das Tor.
Thun sollte nun nach vorne spielen, doch erwartungsgemäss glückt das Offensivspiel nicht. Ohne nennenswerte Ausgleichschance fasst Thun in Genf die nächste Auswärtsniederlage. Einige Thunfans pfeifen, andere stimmen ein „Schneider raus!“ an. Grund genug für die Spieler, gar nicht vor die Kurve mit rund 100 weit gereisten Thunfans zu kommen. Erbörmlich! Und der endgültige Beweis dafür, dass zwar in der Kurve viele Leute stehen, die auf Jahre hinaus das beste für den FCT geben werden - nicht aber unbedingt von den Leuten auf und knapp neben dem Platz das selbe gesagt werden kann. „Mattäng, du hesch ke Ahnig vo Fuesball!“ wird mir gesagt, als ich den Verein wegen dem katastrophalen 2019 kritisieren will. Wahrhaft eine schöne Bescherung. War es wirklich gut, dass ich es heute nach Genf geschafft habe?