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Thun - Luzern 0:2
05.10.2019Super League 2019/2020


Es ist ein böses Erwachen am Samstagmorgen. Mein WhatsApp-Eingang explodiert förmlich. Der Grund: Der Trainer und der Assistenztrainer sind weg, beide wurden mitten in der Nacht entlassen. Der Verein wollte angesichts der schlechten Leistungen und des letzten Tabellenplatzes nicht länger zuwarten, sondern hat endlich durchgegriffen. Was für ein Wochenende – bei Gottéron. Die Trainerentlassung stellt mich prompt vor Probleme. Denn als ich am Freitagabend im Drachenradio gehört habe, wie das legendäre Reporterduo Kolly und Role miteinander wettet, ob am Samstag Gottéron oder die Düdingen Bulls mehr Tore schiesst, habe ich sogleich eine Gegenwette platziert: «Role, du als Optimist wettest doch sicher auch darauf, dass Gottéron mehr Tore schiesst als der FC Thun. Bist du bereit, für diese ultimative Schlusslicht-Wette zwei Bier zu riskieren.» Ja, er war dazu bereit. Was zumindest am Freitagabend mutig war, haben doch beide Teams zuletzt 0:4 verloren. Dumm für mich, dass die Wette nun durch die Trainerentlassung eine neue Wende genommen hat.
Nun ist also Thun gefordert. Wenigstens heisst der Gegner Luzern, der sich diese Saison als einziger von Thun hat schlagen lassen. Ob jene Niederlage die FCL-Fans dazu angestachelt hat, so zahlreich und so früh – der Extrazug fährt schon um 17.20 Uhr in Thun ein – ins Oberland zu kommen? Entsprechende Fussballemotionen lässt das Heimpublikum heute vermissen. Gerade mal 4600 Zuschauer sind im Stadion präsent, also wohl nicht einmal 4000 Thuner. Die schlechten Resultate beginnen sich langsam auszuwirken. Die Thuner haben aber ein Rezept, wie sie die Herzen der Sportfans wieder zurückgewinnen wollen. Und zwar mit Offensivspektakel. Die Angriffe erfolgen phasenweise im Minutentakt, insbesondere Rapp taucht immer wieder gefährlich vor FCL-Goalie Müller auf. Das Problem dabei: Spektakulär ist vor allem, wie Rapp und seine Kollegen mit jeder Aktion scheitern. Es ist doch eigentlich gar nicht möglich, solche Topchancen durchwegs auszulassen. Beispielhaft ist die Szene in der 38. Minute: Tosetti dreht einen Eckball zur Mitte, dort kommt der völlig freistehende Rapp zum Kopfball. Doch der trifft auch diesen Ball nicht wunschgemäss und köpfelt weit am Tor vorbei. Die beste Chance des Spiels hat dann aber doch Luzern, Eleke scheitert in einem 1 gegen 1-Duell an Goalie Hirzel.
Man merkt dem Spiel gut an, dass beide Teams in neun Partien je erst siebenmal getroffen haben. Es erstaunt aber in dieser Pleiten, Pech und Pannen-Saison auch nicht wirklich, dass sich diese Ladehemmung nach der Pause prompt löst – bei den Luzernern natürlich. In der 51. Minute gewinnt Sidler ein Laufduell mit Stillhart und gibt dann den Ball weiter an Schulz. Es ist Ironie des Schicksals, dass wir gerade während dieser «Schulz!»-Aktion einen Schnupfspruch anstimmen. «Sagt der Hund zu Katze…» Schulz passt derweil den Ball zu Margiotta, der von der Strafraumgrenze aus zum 0:1 einschiesst. Hirzel war zwar noch leicht an den Ball, aber das Tor ist dennoch Tatsache.
Gleich nach Wiederanpfiff dann wieder das gewohnte Bild: Thun greift an und Rapp scheitert am FCL-Goalie Müller. Dieses Szenario wiederholt sich noch ein paar Mal, auch wenn es hin und wieder statt Rapp Stillhart oder Salanovic sind, welche die Thuner Torchancen vergeben. Der nüchterne Sportal-Liveticker-Schreiberling meint dazu: «Es ist nicht zu fassen! Unglaublich, wie viele Chancen die Thuner hier vergeben.» Meine nicht ganz so nüchterne Kollegin analysiert: «Wo fäuts!?» Und schmeisst heute zu aller Überraschung kein Bier. Sondern ein Cola. Ihre ganz wilde Phase ist wohl vorbei.
Apropos Bier: Da läuft ja noch so eine Wette. Gottéron spielt gegen Angstgegner Rapperswil. Und geht doch tatsächlich schon in der 2. Minute durch Brodin in Führung. Dann erzielt noch im 1. Drittel Mottet das 2:0 und die Wette ist bereits gelaufen. Ich habe zwei Bier verspielt. Denn es ist offensichtlich, dass Thun hier keine zwei Tore mehr schiessen wird. Anders Luzern: In der 79. Minute lanciert Margiotta mit einem Kopfball Males, der zum 0:2 einschiesst. Besonders ärgerlich dabei: er Torschütze stand erst knapp eine Minute auf dem Spielfeld. Also mal wieder ein Konzentrationsfehler in der Thuner Abwehr.
Ist sonst noch was? Ja, eine gute Thuner Chance in der 87. Minute. Aber das soll doch der Sportal-Liveticker-Schreiberling erzählen: «Wieder eine mustergültige Flanke von Matteo Tosetti in den Strafraum, doch Simone Rapp würde das Tor wohl heute auch nicht treffen, wenn das Spiel noch weitere 90 Minuten laufen würde... Der Stürmer köpft das Leder über das Luzerner Gehäuse.» «Wo fäuts!?», meint meine Kollegin und geht heim. Und ich gehe ans Oktoberfest.
Es ist ein böses Erwachen am Sonntagmorgen. Mein Kopf explodiert förmlich. Der Grund: Das Oktoberfest im Kreuz Allmendingen mit viel Bier und Schnaps mitten in der Nacht. In meinem WhatsApp-Eingang ist kaum etwas los. Party-Kernen ist im Europapark und Marc Schneider ist immer noch Trainer. Was für ein Wochenende – bei Thun.