Thunfans » Spielberichte » Europa League 2019/2020 » Thun - Spartak Moskau
Thun - Spartak Moskau 2:3
08.08.2019Europa League 2019/2020

добро пожаловать - dobro pozhalovat! Oder wie wir in Thun zu sagen pflegen: Tschou zäme, das git wieder e ganz e geili Europacupsaison. Wer wirklich zu den Einheimischen gehört, sauft wie Kevä schon vor dem Spiel mit den Russen. Mich als Auswärtigen bremst dagegen mal wieder die SBB vor dem Spiel aus. Klar, an einem Wochentag-Spiel kann man in der Vorzeige-Schweiz auch keine pünktliche Züge erwarten. Deshalb bleibe ich als einzig wahre Greta auch meinem Motto treu: In den Sommerferien ist das Flugzeug für mich ein No Go. Aber wenn der FC Thun im Ausland spielt, bin ich nun mal gezwungen, den ÖV zu ignorieren und stattdessen Kondenzstreifen in den Himmel zu spritzen. Ist ja schliesslich schwierig genug, überhaupt bei einem Heimspiel zu Matchbeginn im Stadion zu landen. Kleiner Tipp: Was immer hilft, ist, bei einem Anschlusszug gegen den Willen der SBB zwei bis drei Minuten füreinander die Türen zu blockieren, damit wenigstens ein Teil der Passagiere einen zwangsmässigen Aufenthalt in Bern vermeiden kann. So habe ich es geschafft, wenigstens auf der Heimreise eine weitere Verspätung von mindestens 30 Minuten für mich und ein paar andere Fussballtouristen zu vermeiden. Man merke: Wenn Russen unterwegs sind, hat das Zugpersonal Angst davor, selbst einen schmächtigen weisshaarigen Dreikäsehoch mit Fussballschal im Gesicht wie mich auf den SBB-Knigge der „Wir fahren, wenn wir wollen und warten nicht auf Passagiere aus oder nach Thun“-Züge aufmerksam zu machen. Mal schauen, ob mein Assi-Verhalten nächste Woche auch in der U-Bahn von Moskau funktioniert...
Zurück zum Fussball: Alle Kumpels sind bereits im Stadion, als auch ich endlich DIE Arena erreiche. So muss ich halt notgedrungen mein letztes Dosenbier in Anwesenheit einer sexy tanzenden Russin trinken. Ja, das macht Lust auf den schon gebuchten Moskau-Trip. Natürlich einzig wegen der Vorfreude auf das völkerübergreifende Fussball-Fachsimpeln. Von den Moskauerinnen erhoffe ich mir allein schon deshalb eine nette Begrüssung, da der FCT im Städteduell Thun/Moskau klarer Aussenseiter ist. Umso mehr überrascht heute der Spielbeginn. Thun startet klar besser, bei einem Eckball von Castroman in der 10. Minute müsste unser Japaner Havenaar schon das 1:0 schiessen. Doch er köpfelt über das Tor. Thun ist das bessere Team - bis Faivre in der 22. Minute den Ball nicht zu Glarner bringt. Stattdessen kommen die Moskauer an den Ball, Ponce bringt seine Spartaker mit einem Schüsschen in Führung. Spartak zündet Pyro. Und es kommt noch schlimmer: In der 29. Minute lanciert Ponce Bakaev, der den Ball von der Strafraumgrenze aus ins Tor hämmert. Entgegen dem Spielverlauf steht es 0:2. Spartak vergisst, Pyro zu zünden.
Jedes andere Schweizer Team würde jetzt seinen Europacuptraum aufgeben, doch nicht so die Thuner. Auch nach der Pause kommen sie wieder mutig aus der Kabine. Dieser Kampfgeist wird in der 52. Minute endlich belohnt: Castroman sucht Rapp, stattdessen landet der Ball über einen Russen bei Stillhart. Der trifft zwar nicht, doch der Abpraller landet bei Hefti, der zum 1:2 einschiessen kann. Thun zündet Pyro. Der Gegentreffer ärgert Spartak-Goalie Maksimenko so sehr, dass er das Spiel bei jedem Ballbesitz der Russen so sehr verlangsamt, bis ihm der gute bosnische Schiedsrichter (hesch Rächt gha, Dänu!) in der 58. Minute die Gelbe Karte wegen Zeitspiel zeigt. Das ist ein weiterer Weckruf für die Thuner. Und tatsächlich: Gleich beim nächsten Thuner Angriff köpfelt Rapp nach einer Flanke des eingewechselten Tosetti zum 2:2 ein. 59 Minuten sind gespielt. Thun lebt wieder den europäischen Traum. Und Thun zündet Pyro.
Doch dann wechselt Spartak in der 60. Minute Brasilien-Töter Schürrle ein. Es vergehen keine fünf Minuten, ehe die Thuner Abwehr die deutsche Fussballlegende nur mit einem Foul stoppen kann. Elfmeter! Das Duell lautet Schürrle gegen Faivre. Spartak zündet Pyro. Doch Faivre wehrt den Schuss mirakulös ab. In der 73. Minute kommt es dann gemäss 90 Prozent der Stadionzuschauer und 100 Prozent der Liveticker-Schreiberlinge zu einem Foul an Joss im Mittelfeld. Doch das Spiel läuft weiter. Schürrle auf Bakaev und der schiesst zum 2:3 ein. Auf den ersten Blick entdecken wir bei diesem Treffer nirgends im Stadion Pyros, aber vermutlich haben wir nach all dem russischen und oberländischen Gesöff langsam Probleme mit unserem Luegi.
Was wir dann dafür wieder sehen: In den Schlussminuten präsentieren uns die Spartaker Fans eine wunderschöne Glühwürmchen-Choreo. Ob mit Pyro, Wunderkerzen oder Handys kreiert, es sieht verdammt geil aus. Und tröstet darüber hinweg, dass die Thuner trotz allen Bemühungen den Ausgleich nicht mehr schaffen. Aber Thun schafft sowieso die Wende dann in Moskau - wie ich übrigens schon in der Pause behauptet habe. Nein, ich habe bestimmt kein Alkoholproblem. Das wird spätestens heute in einer Woche ganz Moskau bestätigen können. на здоровье - na zdorov'ye!