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Thun - FCB 1:2
22.05.2019Super League 2018/2019


Zum Saisonende punktet auch die #SBB nur noch im Schneckentempo. Um 17.32 Uhr in Zürich im Zug, kurz vor 19 Uhr in Bern, mangels Ersatzzügen verpasse ich dennoch den Anpfiff des #FCThun-Spiels - das notabene um 20 Uhr beginnt. Sehr unsportlich, @RailService. #Fussball #ÖV

Die Rückrunde mit dem FCT ist an sich schon ein Geduldsspiel. Punkte gibt es nur noch im Ausnahmefall und mit gütiger Mithilfe des Schiedsrichters. Thun spielt nicht unbedingt schlechter und schon gar nicht weniger kämpferisch als in der Hinrunde, aber leider offensichtlich berechenbarer und definitiv unglücklicher. Dass dann aber für mich selbst die Fahrt zum letzten Heimspiel zur unglücklichen Odyssee wird, erstaunt selbst mich als abgebrühten Thunfan. Alle Reservezeit dieser Welt bringt nichts, wenn es gleichzeitig zwei verschiedene Stellwerkstörungen im Aargau gibt und erst noch das eigentlich für meine Verbindung vorgesehene Zugpersonal irgendwo gestrandet ist. So benötige ich fast 90 Minuten von Zürich nach Bern, wo dann um 19 Uhr erst noch kein Schnellzug nach Thun für mich bereit steht. Die Ersatzbank der SBB ist anscheinend ähnlich schlecht bestückt wie diejenige des FCT. Statt einem Ersatzzug treffe ich bloss auf eine Zugbegleiterin, die einen Blick auf meinen Thunschal wirft und mir dann einen 6 Franken-Bierbon in die Hand drückt. Das ist zwar ein billigeres Sorryticket als bei Bierduschen von Lehrerinnen aus Thierachern (ich spreche da aus Erfahrung), aber doch ein Beleg dafür, dass man auch bei den SBB längst weiss, wie man einen Fussball- und ÖV-Choleriker wie mich ruhig stellt. Schade halt nur, dass zwischen Sieben und halb Acht nur eine S-Bahn der BLS über MünsingenRichtung Thun fährt. Wenigstens erreiche ich um 19.50 Uhr doch noch Thun. Und dank einem STI-Extrabus dann just um Acht doch noch das Stadion. Vermutlich hätte ich sogar noch den Anpfiff gesehen, würde nicht die Dame am Getränkestand zweieinhalb Minuten benötigen, um zwei Bier zu zapfen. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt wird mir also noch eine Bring- und Holschuld von der Aeschle Chilbi zum Verhängnis.

So verpasse ich, wie schon in der zweiten Spielminute ein FCB-Spieler wegen einem Foul an Ferreira die Gelbe Karte sieht. Lieber Yves Kaiser, bei seinem Abschiedsspiel ist heute Ferreira der Kaiser auf dem Platz. Thun spielt gut in der ersten Halbzeit, vor allem Salanovic und Sorgic fallen durch Topchancen auf. Wirklich perfekt wäre das Thuner Glück aber, wenn Ferreira seine gute Chance in der 36. Minute verwerten würde. Das 0:0 zur Pause ist schmeichelhaft für den grossen FCB.
In der Pause entscheiden sich Kevä und ich statt für ein langsames Bier auf einen schnellen Tee. Mit Schuss aber. Das soll Glück bringen.
Auch nach Wiederanpfiff sieht erneut nach nur zwei Minuten ein FCB-Spieler Gelb, dieses Mal Kuzmanovic. Nicht nur die verschiedenen Verwarnungen gegen Basler, unter anderem auch gegen unseren Liebling Ajeti, zeigen, wie beherzt Thun den FCB heute unter Druck setzt. Weiterer Beweis dafür sind die sagenhaften zwölf Eckbälle, welche sich die Thuner erkämpfen. Nur das erste Tor, das schiesst wieder einmal Basel. In der 62. Minute reagiert Campo bei einem Abpraller von Faivre am Schnellsten. Doch dann jubelt endlich Thun, in der 75. Minute. Bei einem schönen Angriff von Tosetti und Glarner soll eigentlich Ferreira lanciert werden, doch der verpasst den Ball. Stattdessen steht Costanzo goldrichtig und knallt den Ball links oben ins Netz. Nun zündet nach all den Basler Pyros zuvor auch noch die Thuner Kurve ein letztes Mal in dieser Saison im Heimstadion. Ein Kommentar dazu sei erlaubt: Weniger Feuer wäre manchmal mehr gewesen in den letzten Monaten.
Thun ist nun auf Siegeskurs. Doch bei einem der zahlreichen Eckbällen läuft das Heimteam in einen Konter hinein. Okafor ist zu schnell für das Thuner Mittelfeld und Bua zu stark für die Thuner Abwehr. Sein 18-Meter-Schuss in der 88. Minute ist gleichbedeutend mit dem Aus für die Thuner Europacupträume, ein Fussballwunder am letzten Spieltag einmal ausgenommen.
Entsprechend möchten wir nach Spielschluss alle die Köpfe hängen lassen. Doch gilt es FCT-Legende Ferreira zu verabschieden. Lang ist es her seit seinem legendären Tor in London, doch seine Leidenschaft für Thun ist noch heute und über seinen letzten Schuss in der Thuner Arena hinweg weiter zu spüren. Mehrmals küsst er das Thunlogo auf seinem Trikot. Bei ihm ist diese Geste nicht aufgesetzt, sondern wirklich echt. Wir sind gespannt auf seine weitere Arbeit bei Thun, insbesondere auf sein Teilpensum im Sozialen Bereich. Ob die traditionellen Spielfeldrand-Diskussionen mit Kevä nach verpassten (Zusatz-)Saisonziel dazu gehören? Schön auch, wie Speaker Dänu alles gibt bei der Verabschiedung von Nelson. Er entpuppt sich dabei als grösster Ferreira-Fan seit der legendären Nellolady. Und so lassen die 5000 Thuner Zuschauer nochmals unsere Nummer 21 und dann doch auch noch das ganze Team hochleben. Beim nächsten Heimspiel in der Saison 2019/2020 sind wir sowieso alle wieder dabei. Und dann sicher wieder pünktlich, wie mir zumindest der SBB-Schreiberling als Krönung des Abends verspricht.

Es tut mir leid, dass du wegen den Verspätungen den Anpfiff verpasst und ich entschuldige mich dafür. Ich hoffe, dass du in der nächsten Saison wieder pünktlich zum Anpfiff im Stadion bist.