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St. Gallen - Thun 1:3
16.02.2019Super League 2018/2019


Seit dem YB-Match stellt sich ganz Thun eine Frage: Haben die bei thunfans.ch eigentlich Tomaten auf den Augen. Ja, selbstverständlich. Und zudem haben wir während den Spielen ganz viel Bier im Gesicht. Aber dass im Spielbericht Thun-YB die Verletzung unseres Captains kein Thema war, hat damit nichts zu tun. Auf Rat des altersweisen und leider viel zu früh verstorbenen Tomtom kommentieren wir Derby-Verletzungen prinzipiell nur noch zeitversetzt. Eine Lehre aus jenem Derby von 2013, in dem sich Wölfli die Achillessehne riss, was ein gewisser Mattäng prompt in eine so umstrittene Fake-News-Story umgedeutet hat, dass er in den 1898 Tagen seit dem Spiel nie mehr eine Rückkehr ins 1898er-Forum gewagt hat. Man stelle sich also vor, wir hätten letzten Sonntag im Spielbericht auch schon nur angedeutet, dass Sow irgendeine Schuld habe am Kreuzbandriss von Hediger. Das hätte einen Shitstorm sondergleichen gegeben, grösser als jedes vergoldete Steak von Ribéry. Nach einer Wochen Bedenkzeit sagt nun aber selbst Mattäng: Am Kreuzbandriss von Hediger ist einzig und allein Hediger selber Schuld. Gueti Besserig Captain!
Mehr Besonnenheit ist nicht nur ein Gewinn für thunfans.ch, sondern würde der ganzen Kurve gut anstehen. Denn was sich heute bei der Ankunft des Cars abspielt, ist selbst im Langzeitvergleich all der süffig-chaotischen St. Gallen-Auswärtsfahrten ein denkwürdiger Tiefpunkt: Statt sich darüber zu freuen, dass anders als vor 14 Tagen in Lugano der grosse Schneehaufen nur neben statt im Stadion liegt, kommt es zur grossen Schneeballschlacht. Mit Betonung auf Schlacht, nicht auf Schneeball. Da pisst also Schneemann Nummer 1 (Name von der Redaktion abgeändert) hinter dem Schneehaufen, worauf Schneemann Nummer 2 (Name ebenfalls abgeändert) einen Schneeball in seine Richtung wirft. Während ich mich schmunzelnd daran erinnere, dass wir uns im Kindergarten jeweils auch so geneckt haben, kommt es um mich herum zu einem chaotischen Handgemenge, das keine Alters-, keine Geschlechter- und vor allem keine Niveaugrenzen kennt. Ja selbst Dame Xy vom Litteringteam verwandelt sich umgehend in Lara Croft und stösst Kampfschreie aus. Was für ein Kindergarten.
Besser ab ins Stadion, das zum Glück auch im Zuschauerbereich schneefrei ist. Gut, es ist auch frühlingshafte – jedenfalls für St. Galler Verhältnisse – sechs oder sieben Grad warm. Dumm nur, wer sich deshalb gleich ins Sommertenü geworfen hat und sich deshalb bei jeder Gelegenheit ins WC verabschiedet, um sich dort rauchend aufzuwärmen. Nur damit keine falschen Gerüchte entstehen: Es handelt sich beim besagten Styling-Opfer um einen Herrn. Und definitiv auch nicht um Kevä. Der trifft mit seiner Autoclique nämlich erst 20 Minuten nach Anpfiff im Stadion ein. Was gleichbedeutend mit einem neuen Ostschweizer Rekord für die Truppe ist, kam sie doch am Cupspiel in Wil in fast identischer Besetzung noch auf eine Verspätung von 40 Minuten. Kleiner Unterschied: Stand es damals in Wil während der ganzen ersten Halbzeit 0:0, haben Kevä und Co. heute prompt ein Tor verpasst. Sorgic hat nämlich in der 16. Minute einen Pass von Glarner zum 0:1 verwertet. Leicht entgegen dem Spielverlauf, wie wir eigentlich zugegeben müssten. Machen wir aber nicht. Schliesslich läuft aus unserer Sicht so ein Spiel, in dem zum Beispiel Nuhu aus drei oder vier Metern das leere Tor verfehlt, ganz gut. Zumal Thun vor der Pause langsam stärker wird und in der 40. Minute bei einem Eckball durch Stillhart gar noch zu einem Lattenknaller kommt.
Zittern muss Thun aber gleich nach dem Wiederanpfiff. Im Minutentakt kommen die Gastgeber nun zu Chancen, auch sammeln sie Eckbälle wie andere Valentinstagblumen. Doch der Torjubel des FCSG bleibt aus. Und als dann in der 59. Minute doch noch ein St. Galler Duo für ein Tor besorgt ist, sind die Einheimischen entsetzt statt erfreut. Ausgangspunkt ist erneut ein starker Einsatz von Stillhart bei einem Eckball. Er köpfelt den Ball aufs Tor, wo Goalie Stojanovic bereits geschlagen ist. Lüchinger reagiert blitzschnell und schlägt den Ball von der Linie. Damit trifft er aber nur seinen eigenen Goalie, der vor ihm auf dem Boden liegt. Und so kullert der Ball ins eigene Tor. Offizieller Torschütze: Dejan Stojanovic. Ja, wir haben schon etwas Schadenfreude. Haben wir doch vor dem Spiel im FCSG-Forum Weisheiten gelesen wie „Wer isch Thun? Git e lockers 3:0.“. Und Diskussionen, wie geil es wäre, wenn Lopar als Goalie gegen Thun ein Tor schiessen würde. Tja, falscher Goalie, falsches Tor.
Noch mehr Spass bereitet uns dann der Thuner Konter in der 70. Minute, bei dem Tosetti den Angriff dirigiert und schliesslich den Ball zu Sorgic flankt. Der schiesst direkt zum 0:3 ein. Genial. Und genial ist vor allem der Torjubel. Ein Thun-Betreuer reicht ein Trikot mit der Rücknummer 19 in die Runde der jubelnden Spieler. Und prompt wird vom Team und von uns Fans nicht etwa Doppeltorschütze Sorgic gefeiert, sondern Hediger. Ein Gänsehautmoment.
Und so geht auch unter, was für ein Pajass eigentlich dieser Schiedsrichter Fähndrich ist. Rund um die 70. Minute leistet er sich gleich zweimal einen Riesenbock. Erst zeigt er – kurz vor dem Thuntor – nach einem Foul von Ashimeru zur Verblüffung aller dem Herrn Bakayoko die Gelbe Karte. Süffisantes Detail dabei: Für Ashimeru wäre das Gelb-Rot gewesen. Und dann zeigt er – kurz nach dem Thuntor – nach einem Strafraum-Foul von Sutter an Guillemenot zur Verblüffung aller nicht auf den Elfmeterpunkt. Das wäre ein klarer Penalty gewesen.
St. Gallen bemüht sich weiter um ein Tor, doch als selbst bei Eckball Nummer 10 in der 89. Minute nichts Zählbares herausschaut, machen sich etliche FCSG-Fans bereits auf den Heimweg. Und verpassen so den doch noch fallenden Ehrentreffer. In der 93. Minute schiesst Bakayoko mit einem Distanzschuss Glarner ab, von dem der Ball ins Tor abprallt. Dieses 1:3 ist zugleich die letzte Szene des Spiels. Sodann feiern wir Thunfans ausgelassen die nächsten drei Auswärtspunkte. Notgedrungen noch rund eine halbe Stunde lang im Stadion, gibt es doch einen Fanrückhalt. Offen bleibt, ob man uns eigentlich von St. Galler Fans oder von Schneebällen fernhalten will.