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Thun - Xamax 2:2
03.11.2018Super League 2018/2019


Was für ein Gegensatz: Am Freitag ruft mir ein Radio Energy-Fussballkenner an und erinnert mich daran, dass wir 2005 gemeinsam an ein Xamax-Thun-Spiel in La Chaux-de-Fonds gefahren sind. Als ob ich das ein paar hundert Thunspiele später noch wüsste, geschweige denn das Resultat. Arschkalt ist es sicher gewesen, war das X-Team damals doch noch kein Teil von Tschetschenien. Und heute Samstag zweifelt ein Thunfan an, dass ich schon seit 20 Jahren das FCT-Saisonabo habe. Denn meine ehrliche Aussage, dass Thunfans schon seit weit über 10 Jahren Pyros zünden - anno dazumal thunfans.ch-Schreiberlinge eingeschlossen - ist halt so ein Widerspruch zum Bild der heilen Thuner Welt, die angeblich das Feuer erst vor wenigen Wochen entdeckt hat. Fassen wir deshalb noch einmal zusammen: Für uns von thunfans.ch gehören Pyros ebenso wie Treichle seit jeher dazu zum Thunspiel. Zwar sind auch wir der Ansicht, dass diese Saison zu viel Pyros gezündet werden, aber das halt einfach aus finanziellen Gründen, weil wir weder in Zürich, noch in der Zentralschweiz bisher den Millionären-Job gefunden haben. So Pyros gehen nun mal ins Geld, für die Enttarnten ebenso wie für den Verein. Ein paar feuerlose Wochen - und umso mehr Treichle! - wären doch mal eine Idee.
Denn so rotes Feuer und roter Rauch wie heute schränken neben all den finanziellen Folgen nun auch das Blickfeld der Fans ein. Anders kann ich mir nicht erklären, dass heute Fussball- und Schiedsrichter-Kennerin Särlä das ganze Spiel durch Jacottet als vermeintlicher Verursacher jedes Fehlpfiffs beschimpft. Schiedsrichter ist heute nämlich ein gewisser Herr Dudic.
Dessen Aufgabe wäre eigentlich, möglichst rasch ein Thun-Tor für gültig zu erklären. Denn wie schon in der zweiten Halbzeit gegen Lugano und zwei Stunden lang gegen Wil im Cup spielt Thun auch gegen Xamax zumindest in der ersten Halbzeit x-Minuten lang Einbahnfussball. Es ist schier zum Verzweifeln: Ob Salanovic in der 2. und Sorgic in der 3. Minute, ob Salanovic in der 30. und Sorgic in der 34. Minute, der Ball will einfach selbst bei Topchancen nicht rein. Dann klappt es aber endlich in der 41. Minute: Salanovic auf Sorgic und der schiesst zu seinem 8. Saisontor ein. Das 1:0 in der Pause ist viel zu knapp für Thun.
Die zweite Hälfte bringt neben dem eingangs erwähnten Pyrogruess, der an Ausgesperrte gerichtet scheint (jedoch nicht an jenen Lachen-Zünder, der heute im Stadion ein gelbes Trikot verteilt) ein erstarkes Xamax, das notabene heute in Gelb spielt. Und statt das endlich die Thuner eine ihrer Chancen zum 2:0 verwerten, jubeln ab der 73. Minute die Neuenburger. Erst trifft Tréand und dann erhöht in der 81. Minute auch noch Doudin per Kopf auf 1:2. Jetzt würde ich mir wünschen, ebenso wenig vom Spiel mitzubekommen wie im Jägertee-Penaltyschiessen wie in Wil.
Thun gibt nun alles, wenigstens noch einen Punkt zu retten. Als in der eigentlich nur zweiminütigen Nachspielzeit, die nicht nur gefühlt länger dauert, Xamax-Goalie Walther zum Zeitspiel á la Brecher ansetzt, schmeisst Särlä ihr Bier Richtung ihrem imaginären Jacottet. Doch trifft sie weder ihn, noch den eigentlichen Schiedsrichter Dudic, sondern mich. Danke für die Bierdusche, die nach einem Schnupf mit Wine-more-Kernen sinnvoller wäre. Walther ist aber durch dieses und weitere Wurfgeschosse aber mindestens so irritiert, dass er nach langer Wehklage-Pause doch noch einen Schuss reinlässt: In der 93. Minute hämmert Spielmann das 2:2 ins Tor.
Wir jubeln so laut und überglücklich, dass eine gewisse Chance besteht, dass ich mich in 13 Jahren an dieses Spiel gegen Xamax noch werde erinnern können. Wobei ich dann ja 53 Jahre alt wäre. So gross können die Chancen also doch nicht sein.