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Luzern - Thun 0:2
20.10.2018Super League 2018/2019


„Vom Muurer bes zom Awaltssohn. Jede för dech im Stadion.“
Die Luzerner Choreo wirkt auf den ersten Blick wie eine Werbebotschaft der Zentralschweizer Baumeisterverbände - an dieser Stelle ein herzlicher Gruss an Kurt Zurfluh - ist aber trotz fremdländischem Klang wirklich gelungen. Man merke: Wenn Maurer sich ein FCL-Abo leisten können, verdienen sie wohl doch mehr, als die Unia jeweils an ihren Demos behauptet.
Nicht bekannt ist uns von thunfans.ch, was eigentlich Lionel Tschudi von Beruf ist. Wir hoffen aber sehr, dass er auf dem Bügu besser wärchet als jeweils in seinem Hobby als Fussballschiri. Wie schon zuletzt in Thun ist er auch hier in Luzern wieder ein nervender Selbstdarsteller, der von Minute 1 das Spiel völlig zerpfeift. Bereits in der 4. Minute zeigt er dem Luzerner Schulz für eine Nichtigkeit die Gelbe Karte. Es ist die erste von gefühlt 100 seltsamen Regelauslegungen an diesem Abend. Dafür pfeift er aber in den Startminuten weder bei einer Strafraum-Grätsche von Lucao gegen Tosetti, noch bei einem überharten Einsteigen von Schwegler gegen Hediger. Wobei von der zweiten Szene eher Thun profitiert. Denn Schwegler hat nun das Gefühl, Tschudi pfeife in seinem Sinne, weshalb der Luzerner fortan nach jedem Zweikampf einen Pfiff für den FCL fordert. Wie naiv. Als ob Tschudi eine Linie hätte. So geht Schwegler nicht nur uns zunehmend auf den Sack, sondern auch dem Schiri.
Das Spiel leidet lange unter den vielen bissigen Zweikämpfen, ehe nach rund 40 Minuten die ersten Torschüsse für Aufregung sorgen. Zweimal ist es der Luzerner Gvilia, der zu Topchancen kommt. Doch er vermag den starken Faivre nicht zu bezwingen. Thun hat derweil rund 60 Prozent Ballbesitz, kommt aber nicht wirklich zu Chancen. Beim Pausenpfiff beklagen wir typische 0:0-Langeweile.
In der zweiten Halbzeit kommt das Spiel dann aber so richtig in Fahrt. Am Anfang des Fussballwahnsinns, der 55 Minuten dauern wird, steht eine Pyroshow der Leuchtenstadt-Kurve. Die leuchtet nicht nur schön, sondern sorgt auch für viel Rauch. Tschudi muss das Spiel für mehrere Minuten unterbrechen. Als das Spiel in der 52. Minute endlich weiter geht, ist das Spielfeld immer noch stark vernebelt. Die Luzernspieler fühlen sich bei der schlechten Sicht sichtlich wohler. Eckball, Pfostenschuss, Eckball, Pfostenschuss - das Thun-Tor ist nun unter Dauerbeschuss. Gefährlich ist es auch in der 60. Minute, als der FCL einen Freistoss tritt. Doch plötzlich pfeift Tschudi ab. Spielunterbruch wegen drei weiteren Pyros im FCL-Sektor. Die leuchten zwar nur bunt ohne irgendwelchen Rauch zu erzeugen, aber Tschudi spielt nun auch noch Stadionpolizist. Er ruft die Spieler zu sich und lässt über die Stadionspeakerin ausrichten, dass er bei der nächsten Pyrofackel das Spiel abbrechen wird. Er ist und bleibt ein Selbstdarsteller.
Thun tut diese zweite Pyropause gut. Bei Wiederanpfiff kommen sie tatsächlich mal wieder in die gegnerische Platzhälfte. Kablan versucht sein Glück mit einem eher harmlosen Distanzschuss, Zibung kann den Ball nicht festhalten, worauf Sorgic den Abpraller zum 0:1 versenkt. Eine ziemlich glückliche Führung für Thun. Zumal Luzern weiter die stärkere Mannschaft bleibt. Nach rund 75 Minuten erkämpfen sie sich den 7 Eckball. Das Eckballverhältnis lautet zu diesem Zeitpunkt 7:0.
Doch da ist auch noch Tschudi auf dem Platz, der mit den Gelben Karten nur so um sich wirft. Nach welchen Kriterien er sie verteilt, versteht nur er selber. Und ganz sicher nicht Schwegler, der in der 84. Minute mit Gelb-Rot vom Platz fliegt. Nun übernimmt Thun das Spieldiktat - und wie. In der Eckballstatistik kommen sie noch auf 7:6 heran. Was natürlich auch durch die langen neun Nachspielminuten begünstigt wird. Lieber hätten wir natürlich das 0:2, doch Sorgic lässt in der 91. Minute alleine vor Zibung eine Topchance aus. Besser macht es in der 96. Minute Salanovic, der an zwei Gegenspieler vorbei einschiesst. Nun feiert die ganze Thuner Mannschaft inklusive Faivre vor unserer Kurve - dabei geht das Spiel doch immer noch fünf Minuten lang. Doch in dieser verrückten, auch in der Nachspielzeit nach wie vor verpfiffenen Partie behält Thun die Oberhand und ist dem 0:3 näher als der FCL dem Ehrentreffer. Da heute Abend keine weitere Pyro mehr brennt, ist nach 100 Spielminuten dann endlich Schluss. Und während wir in der Thuner Kurve noch lange ausgelassen den Sieg feiern, verschwindet Tschudi in der Kurve. Auch er wird am Montag wieder richtig - und hoffentlich besser als heute - arbeiten müssen, ob als Muurer oder Awaltssohn.