Thunfans » Spielberichte » Super League 2018/2019 » Thun - FCZ
Thun - FCZ 2:2
07.10.2018Super League 2018/2019


Mi bomo zmagalti proti FC ZĂĽrich!
(Das war Slowenisch.)

Die Thunfans Ü30 setzen heute ein Zeichen für modernen Fussball und hören uns deshalb das Konzert auf der Esplanade an. Blues- und Mundartsänger Bruno Dietrich kann dabei von einem Sympathiebonus profitieren, heisst doch seine neue CD Château Dopamin. Das setzt unseren Bluessänger Bluesdog so in Ekstase, dass er den Sänger gleich einen Dopaminschal um den Hals hängt. Das hat jedenfalls mehr Stil, als damals, als Kevä vor dem Match in Hamburg eine auftretende Künstlerin mit einem Thunschal eindeckte: eine Stripteasetänzerin auf der Reeperbahn. Ja, fast hätten wir heute sogar mit Musikstar Märk Lüthi auf den Festbänken mitgeschunkelt, hätte unser Dopaminsänger nicht ein kleines Geheimnis verraten: « Mein Herz schlägt Gelbschwarz. » Und so wird in Thun mal wieder ein Musikant ausgepfiffen und ausgebuht, obwohl weit und breit kein Block Süd-Mitglied in der Nähe ist. Bin schon gespannt, was im nächsten Thuner Tägu - und in der nächsten Blockschrift - darüber geschrieben wird.
Letztere Lokalzeitung existiert heute auch wieder und wir mir von Rud beim Eingang in die Hand gedrückt. Aus seiner Sicht ist es eine Pflichtlektüre. Klar doch, die vierseitige Titelgeschichte ist schliesslich ein Exklusivinterview mit Rud. Wirklich ein lesenswertes Interview, auch wenn ich nie verstehen werde, warum eine Beamtenbeleidigung eine Bagatelle sein soll. Polizisten hätten sicher am Wochenende auch lieber frei, als sich mit übermotivierten Ultras abgeben zu müssen. Richtig nervt mich aber nur eine Textstelle in der Blockschrift: Das Bashing gegen den FC Münsingen. Ein Verein, bei dem es nach gewonnenen Cupspielen immer Freibier gibt, sollte unser Vorbild sein. Oder betrachtet ihr Freibier etwa auch peinlichen Event? Aber Hut bzw. Sonnenbrille ab: Ein mit Block Süd unterschriebenes « Wir haben Recht!!! »-Fazit ist allemal besser als ein anonymes Flugblatt gegen Treichle.
Im Stadion sind sich dann aber ausnahmsweise mal alle einig, dass die Darbietung zu Spielbeginn einfach geil ist. Auf beziehungsweise unter einer grossen Blockfahne lässt die Südkurve mit schwarzen Blättern ein riesiges 1893 hervorzaubern. Eine wirklich gelungene Choreo, gefolgt von ein wenig Rauch.
Nach einem gegenseitigen Abtasten in der Startviertelstunde wird der FCZ auch auf dem Platz immer stärker. Erst ein Schüsschchen von Ceesay, dann ein Kopfball von Palsson und schliesslich ein Distanzschuss von Kololli. Thun ist früh unter Druck. Und dann lanciert in der 29. Minute Rüegg Kololli, der mit der Thuner Abwehr Katz und Marder spielt und aus spitzem Winkel zum 0:1 einschiesst. In der 34. Minute dann aber der Beweis, dass es der FCZ doch gar nicht mit dem Toreschiessen hat. Nach einem Traumpass von Rodriguez verfehlt Ceesay aus wenigen Meter das leere Tor. Wenig treffsicher ist übrigens bei einem Freistoss auch Bangura, der den Ball an den Innenpfosten verlängert. Bei dieser Szene heulen aber wir Thunfans auf, wäre das doch ein Eigentor gewesen.
In der 57. Minute schafft es der FCZ dann aber ausnahmsweise, mehr als ein Tor zu erzielen. Und das erst noch ins Gegnerische. Auf Pass von Odey erzielt Kololli seinen zweiten Treffer. Für Thun ist das aber nicht der k.O.-Schlag, sondern das Signal zum Aufbäumen. Erst kurz zuvor eingewechselt, setzt Salanovic in der 59. Minute zu einem tollen Solo an, das er mit dem 1:2 krönt. Und in der 62. Minute schiesst Sorgic bei einer ebenso tollen Einzelaktion gar zum 2:2 ein.
Eigentlich beste Voraussetzungen für eine hochkarätige Schlussphase wie gestern bei Dortmund-Augsburg. Aber nicht bei Schweizer Schiedsrichtern. Tschudi zerpfeift nun regelrecht das Spiel, in dem er bei jeder Szene ein Foul sind und darüber hinaus bei jedem Freistoss und jedem Einwurf millimetergenau darauf achtet, wo der Ball wieder ins Spiel kommen soll. Was für ein Selbstdarsteller, der dem Wort Zeitspiel eine neue Bedeutung gibt. Und dann ist da noch der Thuner Angriff in der 86. Minute, bei dem Pa Madou den Ball mit dem Kopf abwehrt - und dann einfach vor dem Strafraum liegen bleibt. « Aus
irgendeinem Grund sorgt das beim Publikum für ein Pfeifkonzert », meint der Sportal-Livetickerschreiberling dazu. Ja warum wohl? Etwa, weil Pa Madou seit St. Galler-Zeiten für theatralische Einlagen in Schlussminuten bekannt ist?
In der Nachspielzeit wird dann aber doch noch Fussball gespielt. Erst ist da der gefährliche Freistoss von Kololli, bei dem Domgjoni den Ball aber nicht an Faivre vorbeibringt. Und dann ist da der Angriff von Sorgic, der sich herrlich gegen Bangura durchsetzt, dann aber den Ball neben das Tor knallt. Was wäre das für ein toller Schlusspunkt vor der Natipause gewesen. Doch auch so darf Thun stolz sein auf zehn starke Spieltage und einen souveränen vierten Tabellenplatz.

Mir gwinne di drü Uswärtsmätsche gäge Luzärn, Lugano u Wiu!
(Das war ZĂĽridĂĽtsch. Okay, NeuzuzĂĽger-ZĂĽridĂĽtsch.)