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Thun - Lugano 1:1
26.08.2018Super League 2018/2019


Bin ich ein Modefan? Da haben wir denn 26. August auf dem Kalenderblatt und ich habe diese Saison immer noch kein Thun-Heimspiel gesehen. Meine Thun-Ignoranz ist seit Anpfiff der aktuellen Spielzeit so auffällig, dass ich sogar einen Wo steckst du denn-Anruf unseres Capos nach einem der Spiele erhalten habe. Hiermit sei gesagt: Heute betrete ich zum ersten Mal seit der Sommerpause wieder DIE Arena. Nach der langen Abwesenheit fühle ich mich allerdings wie in einem Paralleluniversum. So ist die eigentlich altbekannte Litteringteam-Schönheit mit einem Kinderbillett unterwegs. Habe ich mich letzte Saison etwa Sexskandal-mässig beim Flirten vertan? Es ist für mich eine gewisse Erleichterung, dass auch der Eingangskontrolleur Dame Xy eher auf 31 als 13 schätzt und deshalb ihren Ausweis sehen will. Da ein Mann bekanntlich nie über das wahre Alter einer Frau spricht, spare ich hier natürlich das Ergebnis dieser Ausweiskontrolle aus. Im Stadion stelle ich mich dann in die vermeintlich ruhigste Ecke hin, in der einzig die Fäuste fliegen, wenn mal ein Handballfan einem Thunfan zu wenig geschrieben hat. Was schreibt man sich so in einer sportübergreifenden Beziehung so? Spielberichte? Oder die jeweiligen Bierpreise im Stadion? Sympathisch jedenfalls, dass ich vom freigewordenen Bierbudget profitieren kann. Und ja, inmitten des nächsten Handgemenges zwischen Herr und Frau Ex wird in der Reihe vor mir eine Pyrofackel gezündet. Tja, es ist wohl wirklich immer hitzig, wenn Wackerfans in der Nähe sind. Meine Pyroverletzung von der Wacker-Meisterfeier auf dem Rathausplatz ist auch immer noch nicht ganz verheilt.
Jenes Feuerwerk steigt allerdings erst in der zweiten Halbzeit. Die ersten 45 Minuten sind im Gegensatz dazu auf und neben dem Platz ziemlich ereignislos. In der 3. Minute hat Spielmann bereits eine Topchance. Doch anschliessend bewegt vor allem die Frage, ob Schiedsrichter San doch noch die Gelbe Karte in seinem Anzug findet, das Spiel. Gut eine halbe Stunde lang können die Tessiner foulen und mähen ohne dass dies eine Konsequenz hat. Erst in der 26. Minute entdeckt San seine Karte und zeigt sie zu unserem Ärger als Erstes Kablan. Doch dann büssen auch endlich die Luganesi für ihr überhartes Spiel. In der 29. Minute sieht Sabbatini Gelb, in der 32. Minute Carlinhos Junior. Danach beruhigt sich das Spiel.
Wobei es zwischen der 50. und der 60. Minute so richtig hektisch wird - nicht nur wegen der einsamen Pyrofackel. In der 51. Minute kommt Lugano zum Eckball, wobei nach einem Kopfball von Maric die Kugel zu Daprela kommt. Dieser schiesst zum 0:1 ein. Gleich nach Wiederanpfiff lanciert Tosetti Karlen, der prompt das 1:1 erzielt. Zwischen den beiden Toren liegen keine 60 Sekunden. Und dann ist da noch Stillhart, der in der 58. Minute zum Traumschuss ansetzt. Doch sein Ball knallt an die Latte. Das hat letzte Woche der Veyvrier-Stürmer besser gemacht.
Ja, kann Thun heute erstmals überhaupt unter Trainer Schneider gegen Lugano gewinnen? Ein Chancenplus haben die Einheimischen zwar, aber mit Da Costa steht ein starker Goalie zwischen den Lugano-Pfosten. Manche Thunfans beschimpfen ihn wegen all den Glanztaten und wegen dem Zeitspiel, andere denken lieber an die gute alte Zeit zurück, als Da Costa noch einer von uns war.
Und dann kommt es zur entscheidenden Spielszene in der 84. Minute. Schwizer taucht alleine vor Da Costa auf und Kammstück die Ecke zum 2:1-Schuss geradezu aussuchen. Doch zum unserem Schrecken knallt er denn Ball übers Tor. Es bleibt bei 1:1.
So habe ich bei meiner Rückkehr nach Thun keinen Sieg gesehen. Als Trost bleibt mir eine wackergrüne Super-Kühltasche. Das richtige Utensil für die nächste Cuprunde, in welcher der nächste Thunsieg in Reichweite liegt. Und sollte Thun halt doch schon nächstes Wochenende in Basel gewinnen, ja dann stossen wir halt einfach mit lauwarmem Bier an. Wie das Modefans halt so tun.