Thunfans » Spielberichte » Super League 2018/2019 » FCZ - Thun
FCZ - Thun 2:1
22.07.2018Super League 2018/2019


«Gemütlich - Zwanglos - Gruppen» - Google weiss, welche Qualitätsansprüche wir Fussballfans an ein Restaurant haben. Und so kehren Kevä und ich heute in der Brasserie Nestor vis-à-vis vom Letzigrund-Stadion ein, ganz zwanglos aus Vorfreude auf eine tolle und erfolgreiche Fussballsaison. Erst trinken wir auf der Gartenterrasse unsere mitgebrachte Calanda Glatsch-Dosen aus, dann geht’s an die Bar, an der wir über den FCZ-Fanfotografen staunen, der ohne Skrupel und blaue Flecken die Südkurven von Zürich und anderen südländischen Städten fotografiert – und für 1 Franken pro Stück uns die Kodak-Abzüge zu verkaufen versucht. Wir investierten aber unser im Bernbiet hart erspartes Geld lieber in Weisswein, der hier – und das ist noch erstaunlicher – für 5 Franken verkauft wird. Dabei habe ich doch kürzlich in einer Seitengasse der Bahnhofstrasse doch 18 Franken für einen Deziliter Vino della casa bezahlt. Aber hier draussen in Altstetten ist wohl schon Zürcher Provinz, so läuft denn auch die Formel 1-Übertragung mit ORF-Kommentator.
Als wir ins Stadion rein wollen, haben wir entsprechend genügend Farbe, sprich Alkohol, im Gesicht. Und dürfen erstmals seit langem direkt ohne Abtasten-Prozedere rein. Wer sich in Zürich alkoholische Getränke leisten kann, gilt wohl als reich und entsprechend ungefährlich. Holen wir uns also gleich noch eine Runde Rumpuntsch.
Der Thunsektor ist so voll, wie es mitten in den Sommerferien nun mal möglich ist. Ein paar dutzend Thunfans singen trotz Sonnenstich (oder ist es doch der Alkohol?) so laut, wie es halt noch geht. Und Fluchwörter gegen Michi Frey liegen sowieso immer drin. Wobei die ersten wirklich lauten Flüche gegen einen eigenen Spieler gerichtet sind. In der 16. Minute outet sich nämlich Gelmi als Fussball-WM-Binge-Watcher. Als wäre er ein Abwehrspieler eines Fussballexoten wie Iran, Panama oder Deutschland leistet er sich einen Aussetzer, als er den Ball unmotiviert zu Faivre zurück spielen will. Schönbächler läuft prompt dazwischen und schiebt zum 1:0 ein.
Ansonsten läuft nicht viel in der ersten Halbzeit. Der FCZ ist aus dem Spiel heraus stärker, Thun bei Eckbällen. Aber ohne erneuten Defense-Aussetzer bleiben weitere Tore aus. Für die grössten Überraschungsmomente sorgen da noch die Südkurvenfans, die trotz grellem Tageslicht immer mal wieder Pyros zünden. Nun gut, der lokale Wetterbericht hat schliesslich Regen ab 17 Uhr vorausgesagt. Da muss man als Fan schon mal für Aufhellungen sorgen.
Um 17 Uhr setzt dann aber kein Sommergewitter ein – es bleibt das ganze Spiel durch trocken – sondern bloss die zweite Halbzeit. Und hier zeigt sich endlich Michi – mit einem Foul an Gelmi. Michi sieht Gelb und ist anschliessend noch unscheinbarer als zuvor. Erfreut stellen wir fest: Der Michi Frey-Fluch ist endlich gebannt, heute schiesst die Münsinger Schiessbudenfigur endlich mal kein Tor gegen Thun. Eine gute Nachricht, die leider nicht gleichbedeutend ist mit Punkten für Thun. Thun ist zwar jetzt das stärkere Team und kommt durch Sorgic, Tosetti und selbst Hediger zu guten Chancen. Doch Tor Nummer 2 des Tages schiesst Winter. In der 62. Minute passt erneut Gelmi nicht auf, so dass Domgjoni Winter lancieren kann. Dieser entscheidet sein 1:1-Duell gegen Faivre eiskalt für sich. 2:0.
Das Spiel läuft heute wirklich unglücklich für Thun. Mit einer Ausnahme: In der 87. Minute kommt es zu einem Missverständnis zwischen Kryeziu und FCZ-Goalie Brecher. Keiner der beiden bringt den Ball weg, so dass Sorgic ihn erobern und ins leere Tor schiessen kann. 1:2. Und plötzlich ist Thun wach: In der Nachspielzeit kommt der Thuner Sturm – unterstützt durch Offensivkraft Faivre – noch zu zwei grossen Ausgleichschancen. Doch erst scheitert Spielmann und dann auch noch in der allerletzten Szene des Spiels Sorgic. Es bleibt beim 2:1 für den FCZ.
Was macht man bei so einer Niederlage als Fussballfan? Klar, man sucht sich das nächste Restaurant für ein kühles Bier. Was meint wohl Google zum Schlachthof? «Gemütlich - Zwanglos - Gruppen». Tiptop, da kehren wir doch ein, um unseren Frust zu ertränken. Herzlich willkommen in der neuen Fussballsaison.