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Thun - FCZ 0:1
09.05.2018Super League 2017/2018


„Wo si dOberländer? Wo si dEidgenosse?“ So schreit Chrigu von ChueLee auch in Aeschlen wieder durchs Festzelt. Die Antwort ist lautes Geschrei. Wobei ja eigentlich die ganze Aeschle Chilbi ein einziges lautes Geschrei ist. Wer sich umschaut, entdeckt auch leisere Bekenntnisse: Thunfans, die mit Stolz ihren Fanschal tragen. YB-Fans, die ihre Lederhandschuhe anziehen. Heisse Nächte in Aeschlen eben.

Stunden zuvor hätte eigentlich auch FCT-Speaker Tinu mit einer solchen Schrei-Frage begrüssen sollen. Und zwar mit: „Wo si dMünsiger?“ Denn die sind nicht nur in der Fankurve mittendrin statt nur dabei, sondern auch auf dem Spielfeld. FCT gegen FCZ ist diese Saison mehr FCT gegen FCM, eine irre Neuauflage der früheren 1. Liga-Derbys zwischen Thun und Münsingen. Denn Michi Frey hat in den bisherigen vier Duellen gegen Thun so stark gespielt, als hätte ihn Kurt Feuz höchstpersönlich angepeitscht: 5 Tore in 4 Spielen. Und heute droht Freys nächster Streich.
Eine leuchtende Idee haben aber erst einmal die zahlreichen FCZ-Fans. Bei Spielbeginn zünden sie ein erstes Mal Pyro und Rauch. Weitere Aktionen folgen. Auf dem Feld stehen auch die Gäste in Mittelpunkt, spielen die Thuner in der Startviertelstunde regelrecht an die Wand. Und wenn ausnahmsweise kein FCZler zum Angriff ansetzt, bringt Righetti Faivre mit einem gefährlichen Rückpass ins Schwitzen.
Zu unserer Erleichterung ist das aber auch schon die einzige Spielphase, in welcher der FCZ das stärkere der beiden Teams ist. In der 20. Minute überschneiden sich zwei Ereignisse: Einerseits muss Rohner nach einem Zweikampf mit Tosetti verletzt raus, andererseits übernimmt Thun das Spieldiktat. Chancen von Sorgic und Spielmann stehen am Anfang der Thuner Angriffswelle. Wobei aber auch hier die entscheidenden Impulse von Tosetti ausgehen. Unglaublich, wie er heute auf dem Platz herumwirbelt. Seine Flanken sind endlich wieder von jener hoher Qualität wie letzten Herbst. Die Eckbälle ebenso. Stoppen kann die starken Thuner nur noch FCZ-Goalie Brecher. Und Schiri Tschudi. So hat sich Thun in der 46. Minute nochmals einen Eckball erkämpft, doch Tschudi pfeift einfach zur Pause.
Noch immer steht es FCT Null FCM Null. Doch nicht für lange. Denn für Michi ist es nicht das Jahr der Ente (sein Verhältnis mit Magnin einmal ausgeklammert), sondern das Jahr der Thun-Zerstörung. In der 50. Minute sind es zwar Haile-Selassie und Domgjoni, welche die bereits spielentscheidende Szene einleiten. Aber das daraus resultierende Tor erzielt Michi Frey. Natürlich. Da haben wir sein sechstes Tor gegen Thun diese Saison.
Respekt Michi, wirklich Respekt. Wenn doch bloss die anderen FCZ-Spieler auch deinen Sportsgeist hätten. Das Spiel wird zunehmend gehässig. Und vor allem fallen die Zürcher schon kurz nach ihrem Tor durch nerv- und zeittötendes Zeitspiel auf. Hier ein Ballwegschlagen, da ein langsamst ausgeführter Freistoss oder Einwurf. Von vorgetäuschten Verletzungen und schier endlos langen Auswechslungen ganz zu schweigen. Und da steht noch unfairer Sportsmann namens Brecher auf dem Platz: Ja, mit mehreren Glanzparaden unter anderem gegen Hediger (58. Minute), Sorgic (84. Minute) und Tosetti (94. Minute) hält er den FCZ überhaupt im Spiel. Aber noch mehr hält er mit seinem masslosen Zeitspiel Thun vom Spielen ab. Quittung dafür sind in der 85. Minute die Gelbe Karte - und Wurfgeschosse aus der Thunkurve. Optimale Gelegenheit für mehr Zeitspiel. Und als selbst mit seiner Putzaktion keine Zeit mehr herauszuschinden ist, bleibt er in den Schlussminuten auch noch täuschend echt verletzt liegen.
So wenig wie Brechers Verhalten in diesen hochstehenden Fussballabend passen will, so wenig wird das Resultat dem Spiel gerecht: Trotz den zahlreichen Topchancen holt sich Thun hier nicht jenen ersehnten 40. Punkt, der zum definitiven Ligaerhalt ausreichen würde. FCT Null FCM Eins.

„Wo si dMünsiger?“ Eigentlich würde diese Frage ja auch nach Aeschlen passen. Denn auch hier sind die Münsinger mittendrin statt nur dabei. Das heisst erst auf den Tischen und dann unter den Tischen. Das schaffen Thunfans aus jener Fussballmetropole übrigens ganz alleine, ohne dass es dazu die Mithilfe von YB-Fans mit Lederhandschuhen braucht. Ob das Geheimnis wohl in diesem berücksichtigten rot-weissen Chilbiwasser liegt? Rot-weiss wie das Münsiger Wappen, rot-weiss wie der FC Thun. Sie ticken halt irgendwie alle anders, die Münsiger.