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Thun - GC 2:1
06.05.2018Super League 2017/2018


Heute bin auch ich ein Beobachter. Wenn es ein Beobachter-Journi schafft, anonym im FCB-Extrazug mitzufahren, dann ja sicher auch ich im GC-Extrazug. Wobei: Eigentlich bin ich ja ganz normal im regulären Zug von Zürich nach Thun, den ich bei jedem Sonntagsspiel nehme. Dass auch rund 100 GC-Fans mitfahren plus mehrere Polizisten, liegt nicht wirklich an meiner Routenplanung. Wobei das ganze Fussballgedränge auch seine Vorteile hat: Weder schütten irgendwelche Wanderer auf ihrem WC-Gang das Bier bei meinem Sitz aus, noch will der Kondukteur irgendwelche Billette sehen. So billig und ohne Bierverlust kommt man selten von Zürich nach Thun. Und selbst geraucht wird weniger, als wenn FC Thun-Fans im Zug unterwegs sind. Der Zürcher Koks-Konsum hat für Mitreisende auch Vorteile.
Auch wenn mich die Polizisten am Bahnhof in Thun entsprechend einweisen wollen, gehe ich dann trotzdem nicht mit auf den GC-Fanmarsch. Geselliges Saufen am Mühliplatz bei Hidir gibt doch mindestens gleich viele Ultrapunkte.
So abenteuerlich die Anreise ist, so wenig passiert dann im Stadion. 6500 Zuschauer - von einem so zahlreichen Publikum kann GC nur träumen - sehen eine ziemlich ereignislose erste Halbzeit. Schnell können wir nachvollziehen, weshalb der FCT-Capo heute arbeitet, statt das Spiel heute im Stadion nicht zu sehen. Eine tolle Aktion gibt es aber doch in den ersten 45 Minuten: In der 17. Minute startet Thun einen herrlichen Konter, bei dem Tosetti und Sorgic durch die GC-Platzhälfte herumwirbeln. Doch weil Tosetti zu früh das Tor schiessen will, bleibt das erhoffte 1:0 aus.
Weit besser macht es GC nach Wiederanpfiff. Gleich die erste wirkliche Torchance verwertet Djuricin in der 49. Minute. Der Rekordmaischter führt entgegen dem Spielverlauf. Aber das ist halt der Abstiegskampf. Dazu passt, dass unser erster Jubel heute einem Torschuss von Michi Frey weit weg im Letzigrund gilt. So ein Tor gegen Lausanne bereitet halt auch über Kantons- und Ententeichgrenzen hinaus Freude.
Dann aber wendet sich das Spiel zu unserer Freunde zu Thuner Gunsten. Schlüsselszene ist dabei die Einwechselung von Ex-GC-Spieler Hunziker: In der 74. Minute verwertet er eine Flanke von Hunziker. 1:1 und Oberkörper-frei. Also nicht vom Spieler, der ja keine Gelbe Karte riskieren will. Aber von uns Fans. Und es kommt noch besser: In der 78. Minute springt er bei einem Eckball von Tosetti höher als alle Mit- und Gegenspieler. Und so köpfelt er zum 2:1 ein. Der Jubel kennt nun keine Grenzen mehr. Auch wenn weit weg in Zürich der FCZ in Unterzahl das 1:1 kassiert, fiebern wir hier den Saisonpunkten 37, 38 und 39 und dem damit verbundenen Ligaerhalt entgegen. Und tatsächlich: Top-Goalie Faivre lässt kein Tor mehr herein und sichert Thun den Sieg.
Dass will gefeiert sein. Nicht nur mit einem weiteren Holdrio im Stadion, sondern auch mit viel Partystimmung auf dem Heimweg nach Zürich: Wenn die GC-Fans keinen Extrazug haben, hat das zwar den Nachteil, dass das Coop bis zur Abfahrt des 18.36-Zug zu bleibt. Dafür öffnen die GC-Fans die Türen zur 1. Klasse. Nie war die 1. Klassfahrt Thun-Zürich so günstig - lauter Sancesound inbegriffen. Ja, so bin ich doch gerne ein Ultrabeobachter. Auch ohne Koks und andere illegale Hobbys.