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Thun - FCB 0:2
10.02.2018Super League 2017/2018


Mein FCT-Tag beginnt mit einem Glatsch. Und zwar auf dem Boden. Kurz vor Thun öffne ich im Zug meine erste Bierdose heute. Schnell noch die Zeitung umgeblättert (WOZ nicht Bündner Tagblatt) und dann startklar für den Biergenuss. Da rempelt mich eine Grosi mit ihrer Handtasche an. Und das doppelt. Allein wegen dem kurzen Schulterkontakt würde sich Dimitri Oberlin minutenlang am Boden wälzen. Doch schlimmer ist: Sie schleudert mit ihrer Handtasche mein Bier hoch in die Luft. Als wir kurz darauf in Thun einfahren, darf ich eine leere Bierdose recyceln. Hätte ich doch FCB-Extrazug genommen, wo keine solchen Supergrannys wild um sich schlagen. Und wenn doch, hätten sie sich sicher mit einem Gaschong Bier revanchiert. Nur hier habe ich es halt mit gewöhnlichen Frauen zu tun. Und es soll nicht meine letzte seltsame Begegnung mit der Damenwelt heute bleiben. So kurz vor Valentinstag verspüre ich Lust auf ewige Junggesellenschaft.
Im Stadion ist dann der 14. Februar zum Glück ganz weit weg. Das sollte sich übrigens mal mein Hockeyklub merken, der mich dieses Jahr sogar per Mail mit „Mach doch was am Valentinstag“-Tipps zuquatscht. Der FC Thun wirbt lieber für die Casino Night der SCL Tigers am 23. Februar. Und für die FC-Thun-Night am 24. März. DAS sind Feiertage für Männer. Und sonst halt so Fussballspiele wie heute. Wobei dieser 10. Februar schon eine besondere Bedeutung für Fussballfans zu haben scheint. Denn gleich beide Kurven verblüffen heute mit einer Thun-Choreo mit ganz viel Rauch. Wir Thuner zelebrieren: „Gmeinsam Gränze überschritte“. Und die Basler geben zum Besten: „Thun. Problem schaffe wo keini Sinn! sFass isch voll!“
Als das Stadion wieder aus dem Rauch auftaucht, stehe ich neben zwei Fussballtouristinnen. Ganz nett die beiden. Aber trotz FCT-Style Null Support. Und reingeschmuggelt haben sie erst noch Schnapsfläschchen und nicht etwa Pyro. Typisch egoistisch Frau. Doch schnell verlagern sich die Probleme auf den Platz. Der heute allgemein schwache Schiri Fähndrich übersieht schon in den ersten Sekunden (!) des Spiel ein Foul von Oberlin an Joss. Basel nutzt sich den ergaunerten Vorteil prompt für einen gefährlichen Angriff, wobei der Pass von Stöcker auf Van Wolfswinkel schon Klasse ist. Wie auch der Abschuss. Mit einer Glanztat rettet uns Goalie Nikolic vor einem peinlich frühen Gegentreffer.
Etwa eine Viertelstunde später beginnen die beiden Frauen neben mir mit einer flammenden Rede, dass doch Ruberto im Tor stehen sollte. Wie bitte? Nur dank Nikolic können wir da noch das 0:0 halten. Okay, natürlich auch wegen Glarner, der in der 14. Minute auf der Torlinie den Ball in höchster Seenot noch knapp wegspedieren könnte. Allgemein hat Thun viel zu kämpfen in dieser ersten Halbzeit. Doch solange sie auf die Zähne beissen und wirklich um jeden Ball kämpfen, können sie das Unentschieden halten. Bestes Beispiel für den Thuner Kampfgeist ist Sutter, der sich gleich dreimal draussen pflegen lassen muss und doch nie aufgibt.
Dass in der 43. Minute doch noch das 0:1 fällt, wirkt aus Thuner Sicht ungerecht. Doch eine Flanke von Lang auf Oberlin, der mit dem Kopf einnickt und schon führt der aktuelle/nächste Meister. In diesem Moment verlassen die beiden Damen die Fankurve.
Auch ich bleibe in der vier Minuten später beginnenden Pause nicht an meinem Platz. Männergespräche halt mit Videoschauen (nicht von geilen Frauen, sondern von geilen Choreos). Deshalb weiss ich nicht, ob sich die nächste Szene überhaupt überhaupt in jener Reihe abspielt, wo wir vorher alle gestanden sind. Wer markiert schon sein Revier, wenn ein paar Reihen weiter vorne nonstop die Fahnen geschwungen werden. So singen wir alle in der Kurve, als in der 50. Minute die beiden Fussballtouristinnen zurück kommen. „Chöi mir wieder a üsi Plätz?!“ Heisst passiv-aggressiv: Sie wollen dort stehen, wo ich am Singen bin. Und ja, ich weiss, man könnte auch in einer Fankurve anständig und freundlich sein. Auch zu Frauen. Aber ich bin so verduzt wie ich es nie mehr in der Kurve war, seit mich mal Uttiger als Dreikäsehoch (also vor etwa zwei Jahren) bei unserer ersten Begegnung gefragt hat: „Du eigetlech scho mal am me Thunmatch gsi?!“ Und so antworte ich halt aggressiv-aggressiv (oder halt einfach so laut, wie ich jeweils auch Richtung Spielfeld singe): „Nei! Di ganz Halbzyt ke Stimmig mache u itz e Platz ir Kurve wöue?! Nei!“ Daraus entwickelt sich dann ein Popcorn-Wortgefecht, das hier aber aus Sicherheitsgründen nicht überliefert sein soll. Nicht dass ich plötzlich wegen einem Stadionverbot die Valentinstage tatsächlich noch mit Frauen statt Fussballspielern verbringen muss.
Auf jeden Fall ein grosses Entschuldigung, dass ich gleich so auf 180 war. Was aber auch an diesem verdammten Spiel liegt. Da kämpft Thun so engagiert und doch zeichnet sich immer mehr ein Sieg der Basler Schönwetterspieler. Und ja, das sind sie. Oberlin wälzt sich in der 70. Minute am Boden, nachdem er vom Ball getroffen worden ist. Nicht von einem Eishockeypuck, von einem Fussball! Das Spiel muss sogar extra deswegen unterbrochen werden. Man stelle sich Hediger in der gleichen Situation vor: Der Ball hätte ein Loch gehabt und die ganze Luft verloren.
Aber in unserer modernen Fussballwelt werden nicht die Hedigers zu Helden, sondern die Oberlins. Und so startet er in der 91. Minute den entscheidenden Angriff: Oberlin auf Elyounoussi, Elyounoussi auf Bua und der schiesst an Nikolic zum 0:2 ein.
Was fĂĽr ein Glatsch zum Schluss. Aber ich liebe den Fussball trotzdem. Und natĂĽrlich auch Frauen. NatĂĽrlich.