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Thun - YB 3:1
03.12.2017Super League 2017/2018


Thun-Fan, das ist hardcore, da musst du tough sein.
Andres Gerber, Bund von 01.12.17

Es ist ein Derby zum gefühlt dümmsten Moment. Nicht unbedingt wegen der Tabelle, da gewöhnlich kein Punktevorsprung zu gross ist, um nicht doch noch von YB verspielt zu werden. Aber diese Woche hat uns sportlich ziemlich zugesetzt. Vor allem natürlich am Mittwoch in Zürich. Aber wir haben ja auch noch Eishockeyfans in unseren Reihen. Wer auch noch Gotteron-Fan ist, hat gleich an drei Abenden vier Gegentore erleiden müssen. Und die SCB-Fans haben sowohl am Dienstag, als auch am Samstag mitgekriegt, dass man in so einer Woche selbst einen Drei-Tore-Vorsprung verspielen kann. Und das gleich zweimal. Entsprechend überflüssig ist die „Tigers Chlousetag“-Werbung im Matchprogramm. Nein, es hat bestimmt kein Fan Lust, nächsten Mittwoch noch mehr Geschenke zu verteilen.
Lesenswert ist im Matchprogramm aber das Interview mit Titel(bild)held Glarner. Wehmütig blickt der Neu-Dreissiger darin auf seine Teenagertage zurück, „eine komplett andere Zeit“, als er auf dem Handy noch SMS geschrieben und Snake gespielt hat. Fehlt eigentlich nur der Hinweis, dass Anfangs 00er-Jahre das 1898.ch-Forum noch ein Steinzeit-Design mit unübersichtlicher Baumstruktur hatte. Ja, das war eine komplett andere Zeit.
Spannender ist aber, was Glarner 2017 so treibt. Das verrät er zwar nicht im Interview (bei der einfachsten Frage zieht er sogar den Joker!), dafür aber auf dem Platz. Er schiesst Derbytore! In der 37. Minute erzielt er das 1:0 per Kopf. Die erstklassige Vorlage kam von Rapp. Die Führung ist absolut verdient, kam doch bis zu diesem Zeitpunkt noch kaum ein YB-Ball aufs Thuner Tor. Die Thuner Goaliediskussion scheint sich nicht bis nach Bern herumgesprochen zu haben.
Erst als nach der Pause Hoarau ins Spiel kommt, wird YB zum gefährlichen Gegner. Wobei es sich nicht um Torgefährlichkeit handelt. Stattdessen spielt YB immer ruppiger. Das zeigt sich nirgends so sehr wie in der 63. Minute, als van Bergen im Strafraum Sorgic den Ellenbogen ins Gesicht rammt. Und das ungestraft! Minutenlang muss Sorgic wegen seiner blutiggeschlagenen Lippe am Spielfeldrand behandelt werden. Aber so ein Thuner lässt sich so schnell nicht unterkriegen. Vielmehr rächt er sich zehn Minuten später auf die bestmögliche Art: Er verwertet eine Flanke von Hediger zum 2:0.
Unsere Freude wehrt aber nur kurz. Kurz nach Wiederanpfiff kommt YB zur ersten wirklich guten Chance: Hoarau auf Sulejmani - und drin ist der Ball.
Viel mehr kommt aber nicht von YB. Einen Michi Frey haben sie nicht mehr in ihren Reihen, da es Münsinger nun mal nach Zürich zieht. Und Aebischer taugt kaum als Brot fressende Identifikationsfigur, auch wenn er heute tatsächlich der beste YBler auf dem Platz ist. Und so analysieren wir in den Schlussminuten mehr die Schwächen von YB, als wirklich um Punkte zu zittern. « YB Meister? So nah am Titel wie heute wird YB diese Saison nie mehr sein! » Doch die wichtigere Frage lautet natürlich: « Hat YB eigentlich schon mal zwei Derbys verloren? » Selbst Chef-Statistiker Mattäng schüttelt den Kopf.
In der Nachspielzeit spielen wir dann in den Fanreihen zwar nicht Snake (schliesslich ist nicht das Litteringteam für Lieder- und Tanzauswahl zuständig), aber mindestens so retromässig Tetris. Und auf und runter und auf und Torjubel! Denn mit der allerletzten Aktion gewinnt Rapp nicht nur Zeit, sondern schiesst gleich zum 3:1 ein. So eine Tetrismelodie macht mit der Schlusspointe Derbysieg gleich nochmals mehr Spass. Und ja, anders als letzte Woche dürfen wir heute mit hochoffizieller Erlaubnis vom Capo den Derbysieg-Schlachtruf anstimmen. Es ist schliesslich eine komplett andere Zeit. Ja dann: « Derbysieg. Derbysieg. Derbysieg. »

Hinzu kommt, dass es bestimmt gerade einfacher ist, YB-Fan zu sein, als auch schon.
Andres Gerber, Bund vom 01.12.17