Thunfans » Spielberichte » NLB Qualifikation 2001/2002 » Wil - Thun
Wil - Thun 2-4
08.09.2001NLB Qualifikation 2001/2002


"Das habe ich ja noch nie erlebt: Ein Wiler Bus, der voll ist!" sagte der Passagier in einem Vehikel namens Stadtbus. "Das ist ja unglaublich: Ein Wiler Bus, der voll ist!" sagt der Chaffeur eben dieses Vehikels beim Einsteigen. Warum war denn nun dieses Vehikel so voll? Etwa, weil es draussen vor Fensterscheiben und Fenstertüren in Strömen regnete und stürmte? Oder vielleicht eher, weil Wiler Busfahrer grundsätzlich jedem Neuankömmling diese Fahrt ins Nichts empfehlen, der eine ihnen unbekannte Destination wünscht? In unserem Fall war unser Fahrtziel jedenfalls das Stadion Bergholz - angeblich Station Zwei auf unserer Fahrt. Doch als der Bus zum zweiten Mal hielt und wir erwartungsvoll hinaussprangen, war da nichts von einem Stadion zu sehen. Oha lätz, eine falsche Buslinie! Und so standen wir im strömenden Regen und wussten nicht wie weiter - ausser bis zum Bahnhof. So liefen wir also durch Sturm und Regen, uns (immerhin(?) zu dritt) war angst und bang, den Spielanpfiff zu verpassen. Weshalb wir zu am Taxistand eine noble Karosse angelten und so Richtung Bergholz fuhren.
Und so konnte das Spiel der Spiele, das Spitzenspiel in unliebsamer Witterung und mit recht (in Thuner Sicht natürlich nur) unliebsamer Publikumschaft beginnen. Von Anfang an war auch auf der Tribüne ein lautes "Hopp Wil" zu vernehmen, unser "Hopp Thun" verhallte da fast kläglich, gerade weil die St.Galler immerzu geschwind angriffen. Doch die Abschlüsse waren nicht allzu stark, selbst Sawu blieb irgendwie blass. Alles kam sozusagen immer aus der zweiten Reihe. Eine unwirksame Dominanz, die sich da die Wiler Mannschaft leistete. Und so schwanden gegen Ende der ersten Halbzeit langsam ihre Kräfte, worauf Thun mehr in Ballbesitz kam und wir schon so laut hoppen konnten, dass die Wiler Fans merksam über uns meckerten.
In der Pause schnappte ich mir ein lecker Wiler Sandwich, mit Salat und Fleisch und... ein Genuss, es muss ja nicht immer eine Bratwurst sein. Doch wer satt sein will, muss leiden. Gleich zweimal kam ich auf dem 20 Meter (!) langem Weg zwischen Beiz und gedecktem Sitzplatz in eine Ausweiskontrolle. "Könnte ich mal Ihr Billett sehen?" "Können Sie mir mal Ihr Billett zeigen?" Ob die scharfe Kontrolle wohl auf meine leicht provozierende FC Thun-Kappe zurückzuführen war? Egal.
In Halbzeit Zwei fielen zwar immer noch die grossen Regentropfen, aber noch mehr fielen die Bälle ins Tor. Besonders schön fiel Tor Nummer 1, ein hoher Heber über den Wiler Goalie hinweg - ausgerechnet ein Eigentor war's. Thuner Spieler wie wir Fans jubelten trotzdem. Unverhofft kommt gut!
Und noch mehr Torspass war angesagt. Denn nur wenige Minuten später schoss Moser junior aus gar nicht so guter Position Richtung Netz und traf - 2-0! Wir jubilierten, die Wiler schüttelten die Köpfe bloss. Und nicht nur das. Sie schrien fortan bei jedem Wiler Angriff. Aber nicht etwa "gut gut" oder "Tor Tor", nein... "Händs Händs"! Gleich vier Handspiele glaubten sie im Verlaufe des Spieles im Thuner Strafraum zu erkennen - alles bloss Einbildung. Was soll man da noch sagen? So einfältig motzen ja gar nicht unsere tabellenverführerischen Jungs von YB.
Doch auch wenn Schiri Schluchter nie auf Penalty pfiff, das Spiel war noch nicht entschieden. Wils Truppe sammelte noch einmal alle Kraft zusammen und startete zum Gegenschlag. Doch es dauerte rund zwanzig Minuten, bis Wil endlich reussierte. Ein harter Schuss, wo es selbst für Kobel kein Halten mehr gab, sorgte für das 1-2. Der Anfang vom Thuner Ende. Oh nein. Denn da war ja noch Topskorer Rama, der einmal mehr durch gegnerische Linien schoss und alle inklusive Torhüter hinter sich zurückliess. 3-1!
Und wieder wars das noch nicht. Bei diesem Regen waren alle Spieler zum Toreschiessen animiert. Ausser Sawu vielleicht. Und so schoss das 2-3 halt ein Mitspieler kurz vor Schluss.
Es wurde noch spannend und ganz schön hektisch. Und schliesslich fiel bei einem grossen Gerangel vor Kobel doch tatsächlich noch das 3-3. Der Jubel im Stadion war natürlich gross. Doch die Wiler jubelten vergebens, lag doch da ein Thuner Verteidiger, dessen Niederfall der für einmal überragend thunfreundliche Schiri Schluchter als Foul befand und das Tor nicht gab. Ja, da war das Geschrei unter den heimischen Fans natürlich wieder mal ganz laut.
Doch uns kümmerte das nicht. Wir sahen da Raimondi bereits bei einem wunderschönen Konter zu und als er in das weisse Glück hinein traf, hatte ich minutenlang nur noch ein Wort auf den Lippen: "Siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiig.Siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiig." Die Wiler schüttelten wieder ihre Köpfe.
Doch unbelästigt traten wir unseren Heimweg durch den strömenden Regen an. Einen Bus sahen wir da keinen mehr fahren...

Matthias Engel