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Nyon - Thun 1:3
25.10.2017Schweizer Cup 2017/2018


Merci, Nyon, merci! Selten war eine Anspielzeit so (Gäste-)fanfreundlich wie heute am Lac de Nyon. 19.15 Uhr Ankick mag auf den ersten Blick nach modernem Fussball tönen, erlaubt aber uns Zugfahrern die 3,5-Stunden-Anfahrt im öV. Dass dann dieses attraktive Angebot nur Mattäng und ein Stadionverbötler annehmen, soll das nicht schmälern. Auch die anderen 50 Thunfans im Sektor sind ganz froh, wenn sie vor der Fulehung-Tagwache wieder in Thun sind.
Missen möchte die spektakuläre Atmosphäre in Nyon sowieso niemand. Es erinnert uns sehr an nordkoreanisch-könizerische Schauspiele, wie die Balljungs vor Anpfiff einen Kreis bilden und die Matchbälle dem Halbmond über uns entgegenstrecken. Für diese Choreo haben sie sicher wochenlang geübt.
Widmen wir uns aber besser dem starken Auftakt der Thuner. Mattäng schnurrt gerade mit Gölä - da fällt das 0:1. (Oder aus einer anderen Perspektive: In der 7. Minute lanciert Kablan Tossetti, der aus über zehn Metern abdrückt und Nyon-Goalie Mutombo tunnelt). Dann schnurrt Mattäng mit Kusi - da fällt gerade das 0:2. Ja, wer will schon Thuner Tore sehen, wenn er die Kleinigkeit von 7 öV-Stunden in einen Match investiert. (Oder aus ein anderer Perspektive: Ein Nyon-Verteidiger will in der 8. Minute mit einem Rückpass auf Mutombo für Ruhe im Nyon-Strafraum sorgen, doch da erläuft Ferreira den Ball und schiebt den Ball zum 0:2 über die Linie).
Prompt diskutieren die Thunfans darüber, dass man doch schon früher hat Kantersiege über Nyon hat feiern können - sei es ein 9:0 im Lachenstadion oder mal in einem Cupmatch ein 6:0 in Nyon. Doch so einfach wird es heute doch nicht. In der 33. Minute bringt Nyons Nummer 8 (Farges) den Ball mit einem Pass in extremis zur Nummer 2 (Yagan), der direkt an Faivre vorbei zum 1:2 einschiesst. Willkommen im Cup.
Nyon spielt nun hart, es gibt viele Fouls. Wobei Hänni im Zweifel zuungunsten der Thuner pfeift. Die eigentliche Herausforderung ist heute Abend aber eine andere: Wie kommt man in diesem Stadion bloss an eine Wurst, sei es eine Saucisse Blanche oder - mein Geheimtipp - eine Saucisse Rouge. Zwar steht kaum jemand vor dem 1-Mann-Bratwurststand an, aber umso mehr Fans am 2-Personen-Bierstand. Und das 6-Franken-Bratwurst-Gewinnlos gibt es nun mal nur dort. Und nicht jeder kann ein Gewinner sein: Wenn Mattäng die Nummer 75 hat und ein gewisser cholerischer Ambrifan die Nummer 80, wird hier natürlich der Zweitgenannte zuerst bedient. Westschweizer Bratwurststände funktionieren irgendwie als anders Deutschschweizer Poststellen.
Nachdem alle ihre Tamagotchis und Capos gefüttert haben (vorzugsweise mit Bier), können wir unsere Aufmerksamkeit wieder mal dem Spielgeschehen. Dabei stellen wir fest, dass sich hier in der zweiten Halbzeit ein richtiger Cupfight entwickelt. Um jeden Ball wird gekämpft, als gebe es kein Morgen mehr. Auf der Strecke bleibt dabei die spielerische Raffinesse. Kurz: Es ist ein richtig schlechtes Fussballspiel. Cup halt. Thun braucht als Weckruf schon ein hartes Einsteigen gegen Tossetti, der kurz vor der 90. Minute vom Platz humpelt. Vorbei ist das Spiel noch lange nicht, zeigt Hännis Team doch 6(!) Nachspielminuten an. Doch nun macht Thun kurzen Prozess: Endlich mal wieder ein vielversprechender Angriff, Facchinetti sichert sich den Ball und schiesst kurz nach Beginn der Nachspielzeit zum 3:1 ein. Nyon bleibt also doch ein gutes Pflaster für Thun.
Gross der Jubel in der Thuner Kurve. Und lang. Bei den Carfahrern etwas länger als bei den Zugfahrern. Von denen ist nur noch Mattäng übrig geblieben. 29 Minuten bleiben ihm Zeit, um im Solo-Fanmarsch an den Bahnhof zu gelangen. Und mit etwas Beschleunigung reicht es ja auch noch, vor 22 Uhr im Bahnhof-Coop noch knapp legal ein Bier zu kaufen. Sportlich wie Mattäng ist, schafft er es natürlich. Nur um festzustellen, dass im Waadtland der Bierverkauf schon ab 21 Uhr verboten ist. Pas de Bière dangereuse pour un supporteur dangereux. Merci, Nyon, merci!