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Wil - Thun 0:3
17.09.2017Schweizer Cup 2017/2018


Spitzenkampf im Fürstenland. Früher jedenfalls, als es viel zu gewinnen gab in den Spielen zwischen Thun und Will. 15 Jahre ist es her, als die beiden Teams mit je 31 Punkten auf Platz 3 und 4 überwinterten. Nicht in der NLB, sondern in der NLA (die damals tatsächlich noch so hiess). Inzwischen spielt Wil zweitklassig, wobei ich so früh in der Saison noch nicht mal weiss, ob die jetzt Brack-Steg-Microspot-Challenge League heisst oder ganz patriotisch Swiss League. Die Fussballmoderne ist voller Kommunikationsschwierigkeiten. Wobei wir ganz allgemein froh wären, wenn wir einen Dolmetscher nach Wil mitgenommen hätten. Denn während zu gleicher Zeit in Basel YB-Fans so deutlich mit «Schmährufen» eingedeckt werden, dass sie komplett ausrasten, will vor dem Stadion in Wil der gleiche Versuch der Einheimischen irgendwie nicht klappen. Auch wir werden durch Gegröhle begrüsst, auch von uns möchten ein paar Leicht-Reizbare den Wiler in die Arme rennen – was allerdings schon die Präsenz der vielen Polizisten verhindert (zahlenmässig kommen heute auf 1 Wiler Ultra mindestens 2 Polizisten). Doch unser Problem ist: Niemand versteht, was die Wiler überhaupt singen, von Familienbeleidigungen über die Erwähnung irgendwelcher Skandale (wobei in Sachen Skandalen in der Schweiz einzig die Wiler so richtig gut mit uns Thunern mithalten können) bis hin zu freundlichem Kuschelrock ist alles möglich. So gehen wir halt rat- und wutlos Richtung Stadion. Wo wir mit einer weiteren Fürstenländer Eigenart konfrontiert werden: Mitgebrachtes Essen wird konsequent beschlagnahmt und selbst wenn es nur die Brotreste von einem Romanshorn-Ausflug sind. Als ob es auf einer so weiten Cupreise nicht sinnvoll wäre, ein Bödeli machen zu können. Stürzten wir uns halt mit nüchternem Magen in den Jägertee.
Die Stadionverbötler machen es sich derweil hoch oben auf dem Spielplatz-Schloss gemütlich. Und ja, auch Mattäng liebäugelt wieder damit, im Blickfeld des Stadionzauns den Cupmatch zu verbringen. Heute aber nicht, weil er den Blues hat, sondern im Hoch ist. Sein Problem: «Ich habe diese Woche schon drei Siege im Stadion gesehen. Da ich aber noch nie vier Siege in einer Woche live gesehen habe, droht heute Schlimmes für Thun.» Es handle sich um das berühmte Gottéron-Thun-Paradox. Als er dann aber sieht, wie auch ein Langnau-Fan auf der Rückreise von Ambri hier ins Stadion geht, wagt Mattäng doch noch das Betreten des Bergholz-Stadion. Beziehungsweise der IGP-Arena. Bei St, Gallern Fussballstadien ist wohl Buchstabieren Pflicht.
Die Stadionkritiker in den Thuner Reihen, die ansonsten an jeder Arena etwas auszusetzen haben, sind mit dem Stadion zufrieden. Einer kommt sogar voller Freude von seinem WC-Abstecher zurück: «Das ist Cerrone… die haben tatsächlich Lautsprecher aus dem WC». Ja gut, so verpasst man wirklich nirgends im Stadion das Interview mit der grossen Thuner und kleinen Wiler Legende. Und ist auch über den Zwischenstand auf dem Feld jederzeit informiert. Denn die Tore fallen heute typisch für Thun wieder zahlreich – doch zum Glück für einmal nur ins richtige Netz.
Den Anfang macht Rapp in der 20. Minute mit einem herrlichen Kopfballtor. Das Besondere an diesem Treffer: Die Flanke kam von Hediger. Womit auch die Hediger-Kritiker heute stumm bleiben. Weiter geht es in der 38. Minute: Ein langer Ball von Glarner auf Spielmann, der sich nicht nur im Zweikampf gegen Lekaj durchsetzt, sondern auch gleich selber für das 2:0 besorgt ist. Da setzt also ein weiterer Ex-Wiler dazu an, zur Thuner Legende zu werden. Und in der 65. Minute ist eine Hereingabe von Da Silva Ausgangspunkt des 3:0. Facchinetti steht goldrichtig und schiesst das nächste Thuner Tor.
Danach passiert nicht mehr viel. Costanzo, auch so ein Ex-Wiler, kommt für die letzten 20 Minuten noch ins Spiel. Bei seinem ersten Einsatz im Thundress deutet noch überhaupt nichts darauf hin, dass er dereinst auch Legende werden könnte. Und dann ist da noch eine bemerkenswerte Zeile im Liveticker des Sportal-Schreiberlings: «Die Luft ist aber trotzdem etwas raus aus der Partie, zumindest stimmungsmässig. Immerhin beim Eckball von Tosetti von rechts köpft Bürgy nur ganz knapp am Pfosten vorbei, ohne dass dies noch allzu gross interessiert. Die Wiler Fans besingen längst ihre Verbundenheit mit ihren Schaffhauser 'Brüdern'.» He, was?! Diese Fangesänge gegen Spielende verstehen wir jetzt gleich doppelt nicht, also weder sprachlich, noch inhaltlich. Aber sei euch zum Abschied noch gesagt – und das in leichtverständlichem Berndeutsch: «Äuä chum chöit dir dä bringe. U geschter het de uf au Fäu Münsige Schaffhuse putzt.»