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Thun - Locarno 0-0
15.09.2001NLB Qualifikation 2001/2002


Wie kann man eine Schweigeminute zu Papier bringen? Wie kann man versuchen, einen bissigen, teilweise gar unfairen Fussballmatch sinngemäss mit Worten zu schildern, ohne dieses ständige Gefühl von Ohnmacht gegenüber dem Terror in der realen Welt ausser Acht zu lassen?
Schwer möglich. Schwer umsetzbar war jedenfalls auch der Versuch, bei Match gegen Locarno der Trauer freien Lauf zu lassen. Allein die Tatsache, auf Trommel, Megaphon und Hupen aus Respekt vor den Terroropfern zu verzichten, sorgte schon für erheblich Unruhen in den Fanreihen. Ich sah jedenfalls keinen Sinn darin, weshalb denn ein Trommelwirbel Teufelszeug sei, während ein "Hopp Thun" den Toten Seelenfrieden bringen möge. Nach x-erlebten Schweigeminuten wird man trotz ehrlicher Anteilnahme irgendwie zynisch. Auch ein Weg, dieohnmächtige Trauerrespektive die traurige Ohnmacht zu verarbeiten. Jedenfalls gab es in der 10. Minute auch hier im Stadion noch eine Schweigeminute. Und bis Minute 30 hielt sich der Fanclub mit Rufen vornehm besinnlich zurück...
und das, und nun will ich doch zur Schilderung des Spieles überwechseln, die Thuner da schon längst die Platzherrschaft gefestigt hatten und immerzu gefährlich angriffen.
Besonders Rama hatte da schon den Führungtreffer auf der Fussspitze, doch spielte er zwar den Tessiner Goalie aus, traf jedoch anschliessend aus nur leicht spitzem Winkel das Tor nicht.
Hinten standen die Thuner gut, Locarno kam zwar zu einigen Angriffen, doch aus Platzmangel waren sie fast durchgehend zu Weitschüssen gezwungen. So wurde Kobel zwar geprüft, jedoch nie bezwungen.
Der Schiri, ein Tessiner, wurde derweil langsam wach. Es brauchte aber erst einen lauten "Stronzo!"-Ruf eines Locarno-Spielers gegenüber dem Fähndlimann (dieser hatte ihm einen Einwurf verwehrt), bis der Schiri ins Geschehen eingriff. Zwar zeigte er dem Locarno-Spieler Gelb, doch gleichzeitig merkte er auch, welche Spieler denn den seinen Dialekt sprachen. Und fortan pfiff der Schiri zu unserem grossen Unmut sehr sehr tessinerisch. Fehlentscheid um Fehlentschied folgte... Laut gebrülltes Entsetzen unsererseits. Zum Glück nur kam es nie zu einer brenzligen Situation im Thuner Strafraum.
Die Thuner liessen sich nicht demotivieren und griffen weiter hartnäckig an. Doch viel mehr als Lattenkreuzknaller und ein Pfostenschuss schauten nicht mehr heraus. Das ersehnte Tor blieb aus, das Spiel ging unentschieden aus.
In der Fussballwelt liegt Thun in der NLB auf Platz 2. Und irgendwo weit fern in der Realität liegen mitten im Zentrum der Welt Tausende Tote unter riesigen Schuttmassen.
Krass.

Matthias Engel