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Thun - Luzern 3:1
06.05.2017Super League 2016/2017


Es ist einer dieser Sonntagmorgen. Ich wache auf, völlig übermüdet, leicht orientierungslos. Auf dem Kopf zwickt mich etwas. Es ist eine Baseballcap, auf gut berndeutsch ein Tschäppu. Ein Tschäppu ganz in schwarz mit einem roten V auf der Front. V wie Vaduz? Wie und wo habe ich bloss dieses Wochenende verbracht?
Ja, am Samstag war ich an einem Fussballspiel. Allerdings nicht im Fürstentum, sondern in der guten alten Schweiz. Dort, wo sie immer noch am Schönsten ist (Züri einmal ausgenommen), nämlich in Thun. Wobei, so schön und gut und alt ist es in Thun dann doch nicht. Jedenfalls nicht, wenn Polizeichef Siegenthaler mal wieder eines seiner Machtspielchen spielt. Im Gästesektor ist so ziemlich alles verboten, was dem Durchschnittsfussballfan Freude bereitet: Spruchbänder, Fahnen, Alkohol. Wie bitte? Kein Wunder, boykottiert die Luzerner Kurve diesen Match. Völlig verständlich, beschliesst die Thuner Kurve für die erste Halbzeit einen Stimmungsboykott. Die Frage ist nur, für wie lange. 12 Minuten, behaupten die einen. Von 24 Minuten sprechen die anderen. Schliesslich sind es 15 Minuten. Eine Viertelstunde, in der die Thunspieler den Support eigentlich nötig hätten. Denn der Spielauftakt glückt ihnen ihnen überhaupt nicht. In der 12. Minute eine Flanke von Schürpf und schon schiesst Schneuwly zum 0:1 ein. Dieser verdienten Luzerner Führung rennen die Thuner die ganze erste Halbzeit hinterher. Auch als wir Thunfans endlich Stimmung machen. Vor allem der Luzern-Goalie (zu unserem Verdruss Omlin und nicht Zibung) lässt die Thuner immer wieder scheitern. Wobei auch Pech im Spiel ist. In der 29. Minute trifft Sorgic die Latte, in der 31. Minute landet ein Schuss von Fassnacht an der Latte. Manch ein Thunfan benötigt in der Pause ein Kafi fertig, um diesen Ärger zu vergessen.
Wer im Fanzelt seine Tagesdosis Schnaps bestellt, ist meist zu spät zurück an seinem Platz für die zweite Halbzeit. Aber doch rechtzeitig für die Aktion von Peyretti in der 52. Minute. Er spielt einen präzisen Pass zu Facchinetti, der tatsächlich zum 1:1 einschiesst. Ein wertvolles Tor im Abstiegskampf.
In der 62. Minute bringt unser Trainerguru Lustrinelli Rapp für Peyretti ins Spiel. Der hat in der 74. Minute seine erste starke Aktion. Doch das Trio rund um Schiri Schnyder entscheidet auf Offside. Mit dem selben Entscheid rechnen wir ehrlich gesagt auch in der 76. Minute, als Tossetti einen Eckball tritt. Rapp steht bei der Ballabgabe nüchtern gesagt ziemlich weit vorne. Er kommt dadurch als Erster an den Ball und schiesst zum 2:1 an. Viele von uns blicken auf den Fähndlima. Doch dessen Fahne bleibt unten. Na gut, dann feiern wo halt das 2:1.
Und es kommt noch besser. Nur zwei Minuten später kommt Thun zum nächsten Angriff. Erneut schlägt Tossetti die Flanke, wobei dieses Mal Fassnacht sein Abnehmer ist. Und auch er macht dabei alles goldrichtig und erzielt das nächste Thuner Tor. Wie gut, das heute der Stadionbildschirm nur in den Startminuten Wackelkontakt hatte. So sehen wir alle gross vor uns, dass es tatsächlich 3:1 steht.
8:0 gewinnt Thun die Eckballstatistik. Und mit zwei Toren Vorsprung geht Thun in die zweiminĂĽtige Nachspielzeit. Grund genug fĂĽr ein "Steht auf, wenn ihr Thuner seid". Und Grund genug fĂĽr ausgelassene Feierlichkeiten nach dem Abpfiff.
Nur, warum wache ich dann nicht mit einem Tschäppu mit rotem T, sondern einem Tschäppu mit rotem V auf? Was war da noch am Samstagabend? "Volxrox" steht auf der rechten Tschäppuseite. Stimmt, da war doch dieses Konzert an der BEA. Mit Kevä und Saskia war ich dort. Was haben wir laut geflucht, als wir auf dem Handy die 2:1-Führung von Vaduz gegen GC gesehen haben. Da hat jeder von uns einen grossen Schluck Weisswein getrunken. Umso mehr haben wir gestaunt, als wir fünf Minuten erneut aufs Handy schauten: Nun führte GC 4:2. Wenn das kein Grund war, ein Souvenir am Fanstand dieser rockigen BEA-Band zu kaufen. BEA-Rabatt gab es zwar keinen, dafür aber diesen coolen schwarzen Tschäppu mit rotem V. Unser Erinnerungsstück an den Ligaerhalt 2016/2017. Santé!