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St. Gallen - Thun 1:2
23.04.2017Super League 2016/2017


Fanclublegende hat Recht. Statt zu warten, bis Thun endlich mal wieder auf Platz 5 steht, fliegt er schon heute ins Ausland. Weshalb auch Mattäng die heutige Fanreise am Zürich-Flughafen beginnt. Denn der liegt nicht nur auf dem halben Weg nach Ägypten, sondern auch auf dem halben Weg nach St. Gallen. Dass am Flughafen aber an jeder Ecke Süssigkeiten unter dem hitzigen Titel «Scheiterhaufen» verkauft werden, hat aber weniger mit den zuletzt so schlechten Thunleistungen zu tun, als mit dem Stadtzürcher Brauch des Schneemannverbrennens, der bald wieder stattfinden soll. Jedenfalls gleicht die bleiche Figur ganz oben auf dem «Scheiterhaufen«-Schokokeks weder Faivre, noch Rapp. Und schon gar nicht Lustrinelli. Überhaupt verpflegen sich die Zugfahrer Richtung St. Gallen lieber mit Peperoni und Weisswein. Sächsilüte-tauglich sind bei ihnen höchstens die weissen Socken. Und die «Wir drehen uns irgendwie im Kreis»-Reiseroute. Ja, man kann für ein Spiel gegen St. Gallen natürlich bis nach St. Gallen fahren und an Gossau und dem Stadion vorbeifahren. Nur schneller ist diese Variante irgendwie nicht. Zumal die Buschauffeure hier irgendwie erst fahren, wenn der Bus völlig überfüllt ist. Doch das Gedränge schafft immerhin Nähe: So lernen wir einen frischgebackenen Ostschweizer Meister kennen, einen älteren Fan aus St. Gallen, der Fan ist des aktuellen Schweizer Meisters… SC Bern. Ja, da widersprechen wir natürlich im breitesten Berndeutsch.
Mit einem Titel haben die beiden Teams, die such wenig später in der «ABC-schon-wieder-ein-anderer Name»-Arena gegenüber stehen, herzlichst wenig zu tun. Thun beginnt zwar stärker, ist aber überhaupt nicht effektiv. Ob Lauper mit seinem Freistossen oder Tossetti mit seinen gleich drei Chancen, der Ball will in der ersten Halbzeit einfach nicht rein. Nicht mal Thuns Topskorer Sorgic trifft bei seiner 1:1-Chance gegen Lopar. So wenig treffsicher wie die Thuner sind ansonsten nur die FCSG-Fans mit ihrer Choreo, deren Teile einfach nicht zusammen passen wollen. Es ist die perfekte Choreo für diese zerfahrene erste Halbzeit.
Umso erfreulicher ist der Auftakt zur zweiten Halbzeit. Als in der 49. Minute Sorgic im Strafraum durch ein Foul gestoppt wird, entscheidet der souveräne Schiedsrichter Schärer auf Penalty. Da die letzten Thuner Penalty(fehl)schützen Bürki und Rapp nicht auf dem Platz stehen, setzt sich Bürgy den Ball. Und schiesst prompt an Lopar vorbei rechts unten zum 0:1 an. Und es kommt noch besser: Zwei Minuten später sorgt Facchinetti für Unruhe, aber ausnahmsweise nicht mit einem Eigentor. Heute kommt ein Eckball von ihm so gefährlich in den Strafraum, dass totale Verwirrung in der St. Galler Verteidigung herrscht. Am Schnellesten kommt Sorgic an den Ball und schiesst an Lopar und Verteidigung vorbei zum 0:2 ein. Thun führt nach 52 Minuten 0:2 in St. Gallen.
Wer bis jetzt im Thun-Sektor noch keine Sonnenbrille trägt, holt das angesichts des Zwei-Tore-Vorsprungs jetzt nach. Zumal jetzt auch noch die Sonne zum Vorschein kommt. Es scheint ein schöner Frühlingsnachmittag in der Ostschweiz zu werden. Doch da patzt die Thuner Abwehr bereits wieder. In der 62. Minute reagiert bei einem Abpraller von Faivre (warum denn schon wieder!?) der St. Galler Tafer am Schnellsten. Schon steht es nur noch 1:2.
Eine ganze halbe Stunde ist noch zu spielen. Und doch kommt keine grosse Aufregung mehr auf. Während die Thuner clever den Vorsprung verhalten, spielen die St. Galler wie ein Team, dass fünf Spiele in Folge nicht mehr gewonnen hat. Und ehrlich gesagt auch wie ein Team, dass vor allem aus statischen Gründen lieber Vaduz als Thun in der NLB sehen würde. Die Pfiffe des Heimpublikums werden deshalb (oder trotzdem) mit jeder Spielminute immer lauter. Wir Thuner schreien dagegen unser Team zum Sieg und setzen um 15.35 Uhr zum grossen Jubel an. So ein Thuner Auswärtssieg ist schliesslich eine Rarität. Dafür nehmen wir auch gerne 30 Minuten Fanrückhalt in Kauf. Notfalls hat sicher noch jemand einen Notvorrat Schnupf, Snus oder Peperoni mit dabei. Und ansonsten liegt da vor dem Gästesektor immer noch die Flasche «Eistee» herum, die sich nicht einmal die Putzequipe wegzuräumen getraut. Frage dazu: Hat es wohl mit Mattängs früheren Ostschweizer Eskapaden zu tun, dass es heutzutage vor dem St. Galler Gästesektor zwar ein Pissoir hat, aber keine aggressiven Werbebanden mehr. Nie war Wodkatrinken in St. Gallen so einfach wie heute.
Die Heimreise erfolgt dann über Gossau – ohne Aussteigen am Flughafen. Denn wenn Thun weiter so gut spielt, klettern wir wohl weiter nach oben in der Tabelle und sichern uns weite Reisen. Unser Ziel ist nicht gerade auf Platz 5 und damit eine Reise durch Europa, aber Platz 8 ist doch immerhin noch in Reichweite. Für eine Reise ins ferne Waadtland reicht das allemal.