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Yverdon - Thun 4-3
30.09.2001NLB Qualifikation 2001/2002


Es gibt Spiele, die vergisst man nie. Da ist der hauchdünn gewonnene Aufstiegsmatch gegen Tuggen, die Cupsensation gegen GC oder aber auch die beiden Spiele gegen YB im Wankdorfstadion (3-0, 2-8.) Neu kommt auch der Match gegen Yverdon in meine Liste der legendärsten Spiele.
Ein 0-0 habe ich zu Spielbeginn nicht gerade erwartet, aber doch zumindest befürchtet. Eine Abwehrschlacht war angesichts der teilweisen Torerziel-Verhaltenheit der beiden Mannschaften durchaus möglich. Doch die Yverdon-Spieler dachten keinen Moment daran und stürmten sogleich los, angetrieben durch einen megaphonverstärkten Yved-Fanclub, der uns mit seiner Irrsinnslautstärke fast den Verstand raubte. So griffen die Waadtländer ganz anders als Tags zuvor Lausanne bei YB an. Yverdonspieler Tschopp erhielt den Ball auf der Höhe der Mittellinie und rannte los. Und er rannte immerzu fort, an jedem einzelnen Thun-Spieler auf dem Feld vorbei und schoss und Tor. 1-0 nach acht Minuten.
Was war da die Hölle los, was rief sich der gegnerische Fanclub die Seele aus dem Leib. Da wurde geschrien und gesungen. Und die Mannschaft fühlte sich dabei so richtig wohl. Angriff um Angriff folgte, Thun war regelrecht inferior auf dem Platz. Dann brach nach rund 20 Minuten erneut ein Yverdonspieler aus und rannte gegen Küffer, den letzten Thuner Mann an. Dieser schnappte sich da gerade den Ball, als ihn der Stürmer von den Füssen riss... Foul!?! Nein!!! Der Schiri pfiff nicht, der Stürmer konnte alleine auf Kobel zu. Zum Glück nur traf er nicht. Der Torstand war nicht gestiegen, unser Hass auf den Schiri dagegen schon.
Doch die Thuner liessen sich nicht unterkriegen, bliesen zum Konter, alles ging blitzschnell und... Jurendic traf. Goal, 1-1. Wir Thuner Fans jubelten.
Zwei Minuten später. Erneuter Thuner Konter, alles ging blitzschnell und... Raimondi traf. Goal, 1-2. Wir Thuner jubelten noch lauter.
Sieben Minuten später. Dritter(!) Angriff der Thuner erst, alles ging blitzschnell und... Rama traf ganz ohne Vorarbeit. Goal, 1-3. Wir Thuner fielen uns in die Arme und schrien laut im Chor: "Hier regiert der FC Thun!" Von den Yved-Fans war kein Laut mehr zu vernehmen, das Megaphon war in einem Rucksack verschwunden.
Die Entscheidung. Nein! In der 39. Minute bekam Yverdon einen zweifelhaften Freistoss zu gesprochen und das in Gefahrnähe. Mehrere Waadtländer standen um den Ball, einer schoss und zielte aufgerechnet auf die Ecke, wo Kobel stehen sollte. Doch der war nicht da. 2-3! Im Stadion war zurückhaltender Jubel zu vernehmen.
Und dann die 41. Minute. Erneuter Freistoss, per Waadtländer Kopf verlängert - und da stand es tatsächlich wieder Unentschieden. Laut war der Jubel, manch ein
Waadtländer Fan grinste uns Thuner hämisch an. Der Waadtländer Fanclub nahm sein Megaphon wieder hervor.
Und Yverdon drückte gar noch weiter. Thun musste da regelrecht froh sein, das Unentschieden in die Pause retten zu können.
In der Pause galt es erst einmal das gerade Gesehene zu verkraften, bei einem kĂĽhlen Bier natĂĽrlich. Immer noch war bei uns allen der Puls viel viel zu hoch.
In der zweiten Hälfte flachte das Spiel nur ganz leicht ab. Eigentlich war das Spiel immer noch intensiv. Zu sehen waren spielerisch schöne Aktionen, leider aber auch fiese Attacken. So blieben Fahrni und Rufener schwer leidend liegen. Thun griff aber weiter an und prüfte den Yved-Torhüter einige Male schwer. Doch auf der anderen Seite musste Kobel mindestens so häufig eingreifen. Und so viel lang, ganz lang kein Treffer mehr.
Bis in der 85. Minute, als zum x-ten Male in einem der beiden Strafräume ein Gedränge herrschte und zum x-ten Male jeder Verteidiger auf dem Platz ganz grob versagte.
Zum x-ten Male kam ein StĂĽrmer zu einer 100-Prozent-Torchance, dieses Mal per Kopf. Und so fiel das Tor. Und wer schoss dieses Tor: YVERDON!
Der Lärm im Stadion war daraufhin ohrenbetäubend. Selbst die Tribünengrufties riefen laut und welsch im Chor. Den Thunern auf und neben dem Platz blieb nur der leise Abgang... und das Motzen über einen Schiri, der zwar das Spiel nicht entschieden hatte, aber mit einer laschen Foulpfeiferei die Verletzungen von Fahrni und Rufener geradezu herausgefordert hat. Ein Pfui zu diesem Punkt!
Allgemein aber gilt: So macht Fussball Spass. Ein 7-0 ist eh nur was fĂĽr langweilige Modefans.

Matthias Engel