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Lugano - Thun 1:1
04.12.2016Super League 2016/2017


Fanartikeleinkauf auf der AutobahnraststĂ€tte (nicht im Sport X sondern im Magic X), Pyros auf dem Marsch zum Stadion, im GĂ€stesektor eine von den Fans aufgehĂ€ngte und von den Sicherheitsleuten wieder abgehĂ€ngte Gummipuppe, gehĂ€ssige Rufe gegen die nicht kĂ€mpfenden Spieler, ein verzweifelter Fan kauft fĂŒr 70 Franken eine Literflasche Limoncello am Buvettenstand, die Spieler wollen den Fans nach der schlechten Leistung das Geld fĂŒr das Billet zurĂŒckzahlen... ja, man erlebt so viel auf einer Fanreise ins Tessin.

16 Stunden spÀter stehe ich bereits wieder im Stadion. Dieses Mal heisst die Partie Lugano-Thun. Und die Hoffnung ist gross, dass es nicht schon wieder eine Kanterniederlage gibt. Nicht unbedingt, weil hier die besseren Spieler auf dem Feld stehen. Aber zumindest kann hier kein fanatisches Heimpublikum das Feuer bei Lugano entfachen. Die Fanclubs ziehen weiter ihren Stimmungsboykott gegen all die polizeilichen Schikanen durch. Weshalb die Tessiner Polizei umso fleissiger uns fotografiert.
Ganz ruhig ist es im Stadion dann aber doch nicht. WĂ€hrend wir Thunfans bei unserem Dauersupport ziemlich heiser tönen (wer nicht an den Folgen des Matchs vom Vorabend leidet, bĂŒsst zumindest fĂŒr die lange Anreise), sorgen in der ersten Halbzeit die Zuschauer auf der TribĂŒne fĂŒr eine ordentliche GerĂ€uschkulisse. Bei jedem Fehlpass, ja sogar bei jedem RĂŒckpass wird laut gepfiffen und geflucht. Es ist tatsĂ€chlich so: die FC Lugano-Fans pfeifen ihre Spieler beim Stande von 0-0 lauter als die Gotteronfans beim Stande von 0-0. Das gibt Ultrapunkte!
Spielerisch gibt die erste Halbzeit nicht viel her. Thun ist optisch ĂŒberlegen, sieht aber beim Auslassen der Chance schlecht aus. Und Lugano konzentriert sich vorab aufs Zeitspiel. Von daher ist die Idee des Lugano-Trainers sicher nicht schlecht, nach der Pause einen neuen Mann zu bringen. Und tatsĂ€chlich bringt Ceesay ganz viel Schwung ins Spiel. Und wie: Beim ersten Zweikampf steigt er gleich so hart ein, dass ihm Schiedsrichter HĂ€nni die Gelbe Karte zeigt. Und in der 50. Minute will er so verbissen in den Strafraum vorbringen, dass er zum Handballer mutiert. Folgerichtig zeigt ihm HĂ€nni fĂŒr das Hands Gelb-Rot. Das war ein kurzer Arbeitstag fĂŒr den Herrn Ceesay.
Thun hat nun 40 Minuten Zeit, die Überzahl zu nutzen. Nur wissen wo leider alle, dass dies nicht gerade die grösste SpezialitĂ€t der Thuner ist. Entsprechend tun sie sich schwer und kommen kaum zu Chancen. Das Spiel plĂ€tschert trotz dieser hitzigen Ausgangslage vor sich hin. Fast hat man das GefĂŒhl, dass jetzt die Thuner statt die Luganesi ihr Heil im Zeitspiel suchen. Und das nicht auf dem Platz. Wie kann es sein, Herr Saibene, dass sowohl in der 85. Minute (Geissmann), wie in der 86. Minute (Peyretti) wechselt? Ein Versuch, das 0-0 abzusichern? Oder wĂ€re der Thuner Jahrgang 2015/2016 mit einem Doppelwechsel ĂŒberfordert?
Wenigstens zeigt Peyretti, wie man mit einem kurzen Arbeitstag auch positiv auffallen kann. Keine fĂŒnf Minuten ist er im Spiel, als er in Spielminute 90 den Ball ĂŒber die Linie bringt. Also doch noch das 1:0 fĂŒr Thun. Womit nur noch vier Nachspielminuten die Thuner von den drei Punkten trennen. Das kann bei allen MĂ€ngeln der Thuner nicht mehr schief gehen. Wir sind ja schliesslich nicht Lausanne. Und doch passiert es: In der letzten Szene - notabene in Spielminute 95 (addiert man die Nachspielzeit der ersten Halbzeit hinzu, ist es sogar schon die 98. Minute des Spiels) bleibt Mariani gegen BĂŒrki der Sieger und schiesst den Ball zum 1:1 ein. Womit sich ganz Lugano als Sieger fĂŒhlt. Die Thuner bleiben mit einem Punkt und hĂ€ngenden Köpfen zurĂŒck. Manche von uns beklatschen den Punkt. Andere nicht.

Wieso ist das Tessin eigentlich ein so beliebtes Reiseziel fĂŒr WochenendausflĂŒge?