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Vaduz - Thun 2:3
22.10.2016Super League 2016/2017


«Keine Sorgic in Thun!!!» - «Soso… Es müsste heissen: Keine Sorgic in Vaduz… Oder bist Du in Thun?»

Der SMS-Dialog aus der 1. Halbzeit zeigt, dass wir Thunfans heute gut lachen haben in Vaduz. Denn ja, ich bin heute in Vaduz. Und zwar schon seit halb 2. Was hat man schon besseres zu tun an einem solchen kühl-sonnigen Oktobertag. Etwa heiraten? Das denken sich nicht nur Schöppu und ich, sondern auch die ältere FC Thun-Generation, die ebenfalls bereits in den frühen Nachmittagsstunden den fürstlichen Dorfplatz belagert. Was brauchen wir Thuner schon mehr als Pizza und Bier, um an einem Tag wie heute glücklich zu sein. Vielleicht einen 9 Franken-Grappa (was für den Thuner übrigens nach einem 5-Sterne-Preis tönt, ist für den Zürcher ein wahres Schnäppchen – dessen Quartierbeiz verlangt für den 2cl Grappa nämlich 15 Franken). Und natürlich 3 Punkte, was angesichts der ewig anmutenden Ungeschlagen-sein-Serie gegen Vaduz durchaus realistisch ist.
Fest in Thuner Hand ist in Vaduz selbst das Coop. An der Kasse werden wir jedenfalls im breitesten Berndeutsch begrüsst. Und nein, das grosse Überlebenspaket Alkohol ist nicht für Schöppu und mich gedacht, sondern wurde von im Auftrag der Carfahrer zusammengestellt. Die Jungs haben die weite Reise ins Ausland unterschätzt und liegen noch vor der Ankunft in Liechtenstein auf dem Trockenen. Da sorgen wir doch gerne dafür, dass der Car nassgespritzt wird. Auch wenn es doch nicht ganz unsere Absicht war, die Weissweinflasche vor der Cartüre fallen zu lassen. Wobei sich so immerhin gut testen lässt, ob Klein-Raschle heute wieder im Car eingesperrt worden ist. Doch im Innern des Fahrzeugs regt sich nichts, er hat es also mal auf dem direkten Weg ins Stadion geschafft.
Es wäre auch zu schade, wenn Klein-Raschle oder jemand anderes den Spielbeginn heute verpassen würde. Den Thun hält sich auf ausländischem Terrain nicht vornehm zurück, sondern legt los wie die beste Armee der Welt. Schon in der 4. Minute kommt Bigler zu ersten Topchance. Doch er knallt den Ball an den linken Innenpfosten, von wo der Ball eine gefühlte Ewigkeit lang der Torlinie entlang kullert, ehe ein Vaduzer klären kann. Wenig später hat Fassnacht eine ähnlich gute Chance, doch scheitert er an der neuen Liechtensteiner Torhütergrösse Siegrist. Besser macht es in der 17. Minute der eingangs erwähnte Sorgic. Und wie: Auch sein Schuss landet am linken Innenpfosten, doch fliegt er von dort weiter ins Tor. 0:1! Und grosser Jubel bei den rund 100 Thunfans. Das Tor scheint die Thuner zu motivieren, wieder wie gegen Lausanne selbstbewusst nach vorne zu stürmen und sich ihrem Lieblingshobby zu widmen: Chancen zu vergeben. Wenn etwas stört an dieser Halbzeit, dann die viel zu knappe Führung nach 45 Minuten. Dass dagegen auch noch Vaduzer auf dem Platz stehen, merken wir höchstens an der halben Torchance, die Costanzo hat. Ansonsten spielen sie wie Absteiger.

«Sorgic! Sorgic! Sorgic! Egal ob in Thun oder In Vaduz.» «Vielleicht langt es ja für einen Hattrick.»

Während Glarner uns alle mit einem Lattenknaller schockt, weckt Sorgic auch in der zweiten Halbzeit viel positivere Emotionen. In der 59. Minute knallt er den Ball erneut ins Tor. 0:2. Da kann man ja schon mal von einem Hattrick zu träumen beginnen. Und tatsächlich wird er in der 62. Minute im Strafraum von Facchinetti lanciert. Er steht in bester Position, wird aber gefoult, bevor er schiessen kann. Ein klarer Penalty. Wie das Schiri Hänni anders sehen kann, ist so ziemlich allen im Stadion ein Rätsel. Und gleich noch einmal fällt Schiri Hänni negativ auf. In der 71. Minute zeigen sich die Vaduzer gleich nochmals von ihrer aggressiven Seite. Bei einem Angriff stösst Avdijaj Bürki um, der benommen im Strafraum liegen bleibt. Trotzdem wird um ihn herum weiter gespielt. Dabei hätte Hänni gleich noch eine zweite Gelegenheit, den Angriff abzupfeifen. Denn bei der gleichen Aktion steht auch gleich noch Burgmeier im Offside. Doch auch ihn lässt Hänni gewähren und sorgenfrei zum 1:2 einschiessen.

«Vermutlich doch kein Dupsdi in Thun.» «Oder Schwupsdi.»

Der Thuner Sieg scheint nochmal in Gefahr zu sein. Torchancen gibt es zwar weiterhin in Hülle und Fülle, doch vergibt allein Fassnacht drei sichere Tore. Da muss nochmals Sorgic für Ruhe und Ordnung im Strafraum sorgen – dieses Mal mit einem Pass auf den freistehenden Geissmann. Dieser erzielt in der 86. Minute das 1:3. Und nur wenige Sekunden später bejubeln wir schon wieder ein Tor, einer von uns ist in diesem Moment sogar vollumfänglich Feuer und Flamme für den FC Thun. Doch noch während wir das vermeintliche 1:4 feiern – irgendwie war der Ball doch nicht drin – setzt Vaduz schon zum Konter an. Und Brunner verkürzt tatsächlich sogleich auf 2:3.
Vaduz wird doch nicht etwa zum zweiten Mal in dieser erst jungen Saison den Thunern in der Nachspielzeit noch den hochverdienten Sieg stehlen? In diesen Schlussminuten sind die Vaduzer jedenfalls so stark wie nie zuvor in diesem Spiel. Doch zum Glück gilt das auch für Schiri Hänni, der nun endlich überharte Szenen der Vaduzer ahndet und im 3000-Zuschauer-Hexenkessel mutig genug ist, um in der 92. Minuten ein Stürmerfoul eines FCV-Spielers abzupfeifen. So kann Thun dieses Mal die Führung gegen Vaduz über die Zeit retten.

«Hopp Thun, gueti Heireis».