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Thun - Lugano 2:2
25.09.2016Super League 2016/2017


Es ist heute schon Kult: Das Stadt der Falten-Video, das unsere Stadt endlich mal genau unter die Lupe nimmt: mit atemberaubenden Flugaufnahmen und Auftritten von 42 Stadtoriginalen. (Wer es noch nicht gesehen hat: https://www.youtube.com/watch?v=8LNlgPlHV-8). Entgegen allen Gerüchten, taucht keiner der thunfans.ch-Schreiberlinge im Video auf. Denn als echte Ultras verstecken wir uns hinter Burkas und sonstigen Vermummungen. Dagegen hat thunfans.ch-Ideenlieferant Kevä den Sprung in den Film geschafft. Mürrisch schaut er in die Kamera. Dazu muss man wissen, dass ihm dieser Dirty Harry-Gesichtsausdruck grosses Schauspieltalent abverlangt hat. Denn damals, als der Film im Frühling gedreht wurde, hatte noch jeder Thunfan automatisch ein Siegeslächeln (oder war ein breites Siegesgrinsen?) im Gesicht, wenn er sich seinen FCT-Schal umband. Diesen Herbst dagegen kennt jeder Thunfan diesen mürrischen Gesichtsausdruck, hat ihn gleich selber im Gesicht, sobald er schon nur die Arena betritt. Auch heute: 90 Minuten Fussball sind das Müssen während dem 24-Stunden-Durchfeiern-Dürfen.
Heute stimmen wir weniger ein Ho-Ho-Hopp Thuner als ein Fule-hung-hung. Fule-hung-hung an. Es ist wieder Ausschiesset in Thun. Mit roten und weissen Ballonen feiern wir heute unser Stadtfest. Die Choreo klappt, das Spiel weniger. Lange steht es 0:0, die Thuner sind in der ersten Halbzeit feldüberlegen und stärker als die Tessiner. Aber nicht wirklich stark am Ball.
Wenigstens glückt einmal eine Standardsituation. In der 55. Minute haut Hediger bei einem Corner den Ball mit aller Wucht, die man sich nur im Fitnesstudio antrainieren kann, ins Netz. Kommt nun alles gut? Von wegen. In der 58. Minute scheint die Thuner Verteidiger nach dem Fulehung Ausschau zu halten und übersehen dabei den Sababatini an der Strafraumgrenze. Der findet das natürlich super und schiesst den Ball via Innenpfosten ins Tor. 1:1. Und es kommt noch schlimmer. In der 63. Minute hadern die Thuner mit einem Freistoss-Pfiff von Schiedsrichter Amhof, Dabei würden sie sich besser darüber ärgern, wieso dieser Schuss aus von Ezgjan Alioski überhaupt direkt im Tor landet. So eine Distanz ist wohl auch nur in Thun gefährlich.
Wenigstens hat dann endlich Carlinhos Feierabend. Während ich ihn noch als «schlechtesten Thunspieler ever» lauthals verabschiede, fasst ein anderer Offensivspieler (der übrigens tatsächlich konstruktiv nach vorne spielen kann, unglaublich, aber wahr…) einen Plan: Fassnacht will ein Tor schiessen. Und das macht er auf so grandiose Weise, dass wir von einem 9-Sekunden-Lichtblick während dem 90 Minuten Fussball-Müssen während dem 24-Stunden-Durchfeiern-Dürfen sprechen dürfen. Oder wie der Schreiberling des Blick-Liveticker das 2:2 bejubelt: «Fassnacht vollendeten einen blitzsauberen Thun-Konter, zieht von links zur Mitte und zirkelt das Ding mit viel Gefühl ins weite Eck. Da erstarrt selbst Arjen Robben vor Neid!» Schön gesagt. Und der Grammatikfehler im ersten Satz passt doch auch perfekt ins süffige Fulehung-Wochenende.
Für das Feiern des Toren holt uns Kevä Bier Nummer 3 an diesem Spiel. Doch ein weiteres Tor bejubeln können wir nicht, denn auf die Torflut folgt die Kartenflut: 69. Alioski. 72. Mizrachi. 73. Sabbatini – gleich drei Luganospieler sehen kurz nacheinander Gelb für überhartes Einsteigen. Was uns hoffen lässt, dass Thun vielleicht noch einen Elfmeter herausholen könnte. Doch das ist viel zu optimistisch gedacht. Erstens hat Thun als Schlusslicht den Schiedsrichter nicht auf seiner Seite und zweitens müsste man für einen Elfmeterpfiff schon etwas energischer den Weg in den Strafraum suchen. Vielmehr müssen wir am Schluss froh sein, dass Thun nicht gleich noch die fünfte Niederlage in Serie kassiert: Und allein dafür braucht es in der 83. Minute eine grandiose Goalie von Faivre. Ansonsten hätte Mariani Thun und wohl vor allem Saibene mit seinem Gewaltschuss versenkt.
So brechen wir halt mit einem Punkt auf in die lange Fulehung-Nacht. Eine Nacht, in der wir in Erinnerungen an legendäre Europacupfahrten schwelgen (so schnell kommen jene Tage nicht zurück), den roten Farbtupfer während dem Zapfenstreich bestaunen, im Chäs mit Sonnenbrille auf das geile Leben abtanzen und schliesslich Kevä für ein Runde Bier aufsteht und mit einer Runde schwarzem Kaffee zurück kommt. Zu einer Entschuldigung sei gesagt, dass es da aber auch in der Metzgere schon zwölf Uhr mittags ist. Und ja, ich sitze da immer noch am Tisch und geniesse den Sonnenschein in der Stadt der Falten – angesichts des fehlenden Schlafs mit ganz viel Falten im Gesicht. Ich starte noch den ersten Versuch, den Spielbericht auf dem Handy zu schreiben. Doch der Akku ist vorher leer. Nicht nur der im Gerät. Aber Das Stadt der Falten-Video mit dem mürrischen Kevä ist natürlich immer eine gute Alternative, wenn der thunfans.ch-Spielbericht mal wieder ein paar Tage länger auf sich warten lässt…