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Sion - Thun 1:0
11.09.2016Super League 2016/2017


Je voulais boire avec Modération. Mais ce con n'est jamais venu.

Soll mir keiner sagen, die Walliser trinken nicht mit Verstand. Die Lebensweisheit auf der Weissweinflasche im Raclettezelt ist jedenfalls wie aus dem (Säufer-)Leben gegriffen. Ehrensache, dass der Vin blanc valaisan gut schmeckt. Nur der Nachgeschmack lässt mich aufschrecken: Müssen denn wirklich Böller dort draussen gezündet werden, wenn ich im kühlen Festzelt mit Wallisern am Philosophieren bin? Wobei die Walliser sehr gemerkig sind: "Tu es un thunois?"wird Kevä von einem sichtlich aufgeschreckten Walliser Ultra gefragt. Ob ihn sein Shirt, sein Tattoo oder bloss sein Dialekt verraten hat? Oder vielleicht auch nur der typische Ultrablick. Nun ja, Keväs Mütze fliegt kurz durch die Luft. Gemäss Ultra-Masstäben ist das aber noch friedliche Gastfreundschaft. Unsere Bronchos wären sicher froh, wenn wir Thuner Ultras (der Schreibende inbegriffen) auch nur solche kleine Ausraster hätten.
Noch mehr Freude hätten die Bronchos aber sicher, wenn Thun ganz einfach mal wieder ein Auswärtsspiel gewinnen würde. Dann wären wir 90 Minuten lang so verspielt und pflegeleicht wie heute in den Startminuten bei der Papierschlangen-Schneeballschlacht. "Das isch ke Kindergarte!" versucht uns der Capo noch zu stoppen. Ach lass uns doch bitte die Freunde an dem wenigen Positiven an so einem Thunmatch.
Denn in der ersten Halbzeit steht Thun mal wieder mit dem Rücken zur Wand. Sion mag zwar schlechter sein als zuletzt Luzern und Basel (böse Zungen meinen sogar, schlechter als Kriens), in Führung geht dennoch mal wieder unser Gegner.
Bürki und Facchinetti nehmen nach einer halben Stunde Akolo etwas gar hart ins Sandwich. Worauf Schiri Bieri, der zuvor so ziemlich nach jedem Zweikampf hat weiterlaufen lassen, bei diesem Dreikampf auf Penalty entscheidet. Ein hartes Verdikt. Doch das Penaltyduell Ziegler vs Faivre lässt sich nicht mehr verhindern. Faivre hat einen guten Riecher und stürzt sich in die richtige Ecke. Den Ball verpasst er aber um Haaresbreite. Es heisst 1:0.
Niemand ahnt da, dass es das einzige Tor an diesem (leider nur wettermässig) traumhaften Sonntagnachmittag bleiben wird.
Die Torflaute ist nicht nur einen Verdienst der beiden starken Torhüter, sondern auch von Schiri Bieri. Der bekommt irgendwie nicht mit, dass in der 61. Minute bei Thun Tossetti ins Spiel kommt. Anders können wir uns nicht erklären, wie teilnahmslos Bieri bei Tossettis erster Aktion (es ist ein Tor nach einer Flanke von Bigler) reagiert: Nämlich gar nicht. Dass der Ball vollends über der Linie war, wird von Bieri schlichtweg ignoriert. Das Spiel wird mit dem Zwischenstand 1:0 fortgesetzt.
Ja, dieses Tor wurde den Thunern gestohlen. Und ja, bei einer ausgeglichenen Schirileistung hätte Thun auch einen Penalty zugesprochen erhalten. Nur sind solche Vorfälle halt das Normalste der Welt, wenn man Tabellenletzter ist. Niemand hat darauf gewartet, eine rote Laterne auf den richtigen Weg zurückzuführen. Aus diesem Tief müsste sich Thun schon selber hinausreissen. Und allein in der Nachspielzeit hätte Thun genug Chancen für zwei, drei Tore. Doch der Ball will einfach nicht rein. Müde klatschen wir nach Abpfiff den Spielern zu. Wer von uns überhaupt noch mag.

Je voulais célébrer avec le vainqueur mérité. Mais ce con n'est jamais venu.