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Kriens - Thun 2:1
14.08.2016Schweizer Cup 2016/2017


Auf jeder Traumschifffahrt ist es der Höhepunkt: Das Verteilen der Torten mit den Wunderkerzen. Klar, dass wir dieses Ritual auf unserer heutigen Brienzerseefahrt pflegen. Wir taufen unsere Süssspeise "Bühler hat Geburtstag"-Torte und verspeisen sie bei rund 30 Grad auf hohem Deck. Zum Rezept sei nur so viel verraten, dass sie mehrheitlich aus Puddingcreme besteht, nur echt ist mit Red White Boys-Glasur und einen besonderen Überraschungseffekt hat: Die Wunderkerzen werden erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand später in Kriens gezündet. Wie die thunfans.ch-Gastrokritiker übereinstimmend berichten, ist die Torte ein Genuss. Wobei sie am besten mit einem Glas Weisswein oder einer Flasche Bier serviert wird. Was dagegen auch die thunfans.ch-Gastrokritiker erst verspätet bemerken: Wie auf dem Traumschiff kann auch auf unsere Brienz-Brünig-Sarnen-Fanfahrt nichts mehr die Torte toppen. Der Rest des Tages schlägt uns nämlich ziemlich auf den Magen. Und das nicht nur, weil in der Brünigbahn der kulinarische Höhepunkt (herumfliegende) Chips sind und auf der Weiterfahrt nach Sarnen unser DJ weniger groovt als James Last auf dem Traumschiff. Es ist ja schon schön, mal wieder Lieder von Chuelee und Trauffer zu hören. Nur haben das die meisten von uns schon letzte Nacht am Thunfest getan. Mit allen negativen Begleiterscheinungen wie Kopfweh. Oder hat das Kopfweh doch mehr damit zu tun, dass Chuelee nach dem Konzert hinter der Bühne noch Röteli ausschenkten, dass Kevä um 3 Uhr noch unbedingt aufs Riesenrad wollte oder dass Wacker Thun auch weit nach 3 Uhr noch Alk an ihrem Verkaufsstand ausschenkten? (Unter uns: Damit war Wacker an diesem. Wochenende das einzige Thuner Team, das wirklich etwas für die Fans getan hat.)
In Kriens werden wir freundlich willkommen geheissen. Wenn auch die Krienser eine ordentliche Portion Amateurhaftigkeit an den Tag legen. So erhalten an der Tageskasse die meisten Thunfans im ersten Anlauf Tickets für den Heimsektor, die dann wieder umgetauscht werden müssen. Und am Verpflegungsstand löst meine Kaffeebestellung eine Diskussion zwischen den freiwilligen Helfern aus, wie man eigentlich einen Kaffee zubereitet. Schliesslich darf ich selber meinen Kaffeebecher mit Pulver füllen. Dass ich dabei auch gleich einen Schuss Kräuterschnaps beimische, ist aber ein Gerücht. Unabhängig davon möchte ich mich an dieser Stelle bei den Polterabendgirls vom Traufferkonzert für all den Jägermeister bedanken.
Der Kaffee weckt mich ordentlich. Doch das Tor von Rapp in der 9. Minute schläfert mich gleich wieder etwas ein. Dieser Cupnachmittag scheint den gewohnten Gang zu nehmen. Wenn ich als Fan so naiv denke, ist es ja noch das eine. Dümmer ist es, wenn dies auch unsere Spieler tun. Sie lassen den Kriensern viel mehr Platz als nötig. Mehrmals werden so schon in der ersten Halbzeit überlaufen. Die 1:0-Führung mutet schmeichelhaft an.
Und sie ist das auch noch weit in die zweite Halbzeit hinein. Zumal heute nicht Hexer Faivre im Tor steht, sondern sein Ersatz Ruberto. Und der spielt in etwa so durchschnittliche wie seine Vorderleute. Und das geht ins Auge: In der 73. Minute schiesst Siegriest den vielumjubelten Ausgleich. Und in der 82. Minute erhöht Sulejmani auf 2:1, worauf die Freude auf dem Kleinfeld riesengross ist. Ausser in unserem Gästesektor. Thun ist zu keiner Reaktion mehr fähig, die grösste Cuppleite seit 11 Jahren ist bereits nach 90 Minuten Tatsache. Klar, dass wir von den Thunspielern eine Aussprache verlangen. Und das bereits direkt nach Anpfiff auf dem Spielfeld. Unsere vierköpfige Verhandlungsdelegation spart dabei nicht an heftiger Kritik.
Jede Traumschifffahrt endet mit einer Tischrede des Kapitäns voller weiser Worte. Das soll auch heute so sein: Wir haben wieder eine Fahrt voller Turbulenzen hinter uns. Während Freundschaften geschlossen wurden und viele männliche Thunfans auf dem Schiff und im Zug das Panorama genossen, haben diejenigen Thuner, die für den heutigen Tag bezahlt worden sind, eine Lektion fürs Leben gelernt. Und die hat allen auf und neben dem Platz weh getan. Nur wer in jeder Minute alles für sein Team gibt, kann ein Sieger sein. Und ja, wir in Thun haben trotz überschaubaren Budget den Anspruch Sieger zu sein. Auch nächste Woche in Luzern. Jetzt erst recht!