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YB - Thun 4:1
06.08.2016Super League 2016/2017


Stell dir vor, es ist Thunmatch und du kommst nicht ins Stadion. Uf all Fäu sorgt der Dumping-Eintrittspreis von 12 Franken, dass heute auch Leute ins Stadion gehen, für die normalerweise ein Glühwein auf dem Kuonisbergli oder ein Magerquark im Zentrum Paul Klee das höchste aller Gefühle in der Berner Sportszene ist. Aber es braucht schon den Wunsch des YB-Häuptlings, heute mit einem ausverkauften Spiel in die Berner Sportgeschichte eingehen zu wollen, um heute bei Anpfiff dieses Chaos vor dem Wankdorf zu verursachen. Denn obwohl noch hunderte Plätze frei sind im Stadion, werden "Ausverkauft"-Schilder an den Abendkassen aufgehängt. Das eine Unschöne ist noch, dass ein Thunfan, der direkt vom Bügu zum Stadion kommt, minutenlang vor dem Stadion herumirren muss, um doch noch ein Ticket für den vielleicht zu zwei Dritteln gefüllten Gästesektor zu erstreiten. Das andere ist, dass die Stadionverantwortlichen dutzenden YB-Fans während dem Spiel Einlass in die Thuner Kurve gewährt. Die beiden Fangruppen durchmischt zu platzieren, ist umso absurder, da in anderen Sektoren noch reihenweise freie Plätze verfügbar wären. Aber der YB-Häuptling will heute halt unbedingt der ganzen Sportwert von Rio bis Mönchengladbach das Märchen erzählen, dass so ein belangloses Saisonanfangspiel zwischen YB und Thun ausverkauft ist.
Wer wegen dem Ticketchaos den Spielbeginn verpasst, verpasst die YB-Choreo mit den tausenden Plastikfähnchen. Er verpasst die hitzige FCT-Choreo, die sogar den Stadionspeaker zu Anfeuerungsrufen bewegt. Er passt das Entenfütterer-Tor nach 8 Minuten, als Lauper beim Zweikampf gegen Michi Frey ziemlich im Schliff steht. Und er verpasst, wie der hagere Johnny aus Langnau einen tollen Angriff von Thun mit einer rotwürdigen Attacke gegen Joss beendet. Der YB-Spieler erhält von Schiri Klossner die Gelbe Karte gezeigt, während Joss verletzt raus muss. Was für ein Geschenk für YB.
Das Spiel wird heftig geführt in der ersten Halbzeit. So muss mit dem Pausenpfiff auch Reinmann verletzt raus. Was dazu führt, dass mit Lauper und Ribeiro zwei Unter-20-Jährige für den Rest des Spiels bei Thun die Innenverteidigung bilden. Wie soll das bloss gut kommen. Schliesslich sollte YB gemäss Spielverlauf schon nach den ersten 45 Minuten mit mindestens zwei Toren in Führung liegen. Dank Fassnacht steht es aber 1:1. Und Thun wehrt sich weiter stark gegen die sich abzeichnende Niederlage. Umso bitterer ist es, dass in der 53. Minute das 2:1 ausgerechnet durch ein Eigentor fällt. Das gloubsch ja nid! Aber bei uns in der Thunkurve mag trotzdem niemand Lauper einen Vorwurf machen. Denn die jungen Thuner spielen gut. Und sie verlangen dem Heimteam bis in die YB-Viertelstunde alles ab. YB sieht sich sogar gezwungen, Hoarau einzuwechseln. Seine Einwechslung erweist sich als Schlüsselszene des Spiels. Erst schiesst er in der 81. Minute das 3:1 aus dem Spiel heraus. Und dann erhöht er in der 88. Minute per Penalty zum 4:1. Es ist die berüchtigte Ironie des Schicksals, dass dem Penalty ein Foul von Ribeiro gegen den hageren Johnny vorangegangen ist. Aber deswegen herrscht noch lange keine Totenstille in der Thuner Kurve. Ein Fan singt laut das YB-Lied mit und schwingt fröhlich ein schwarzes Plastikfähnchen der YB-Choreo. Ja, das Stadion ist heute halt so voll, dass sich YB-Fans selbst bei uns austoben dürfen. Umso wichtiger, dass es nach dem Abpfiff einen halbstündigen Rückhalt im Gästesektor gibt, damit die Fangruppen ja nicht (erst) auf der Strasse aufeinandertreffen. Heute war in Bern wohl auch der Fussballsachverstand restlos ausverkauft.