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Lausanne - Thun 4:4
31.07.2016Super League 2016/2017


Sommer. Ferienzeit. Fussball? Selbst ich brauche heute Überwindung, um die Reise nach Lausanne auf mich zu nehmen. Aber wie singt doch Baschi "No e letschste Zug, e letschte Schluck, i bereue nüt, i bi frei". So fahre ich mit rum hundert Thunern ins Waadtland. Und nein, wir haben nicht vor, hier unterzugehen. Obwohl uns beim Anstehen am Billetschalter ein paar Fans die klare Ansage machen, dass Lausanne hier gewinnen wird. Selten habe ich so viele Fussballfans gesehen, die sich vor dem Stadion in die falsche Warteschlange gestellt haben. Vielleicht müsste man das "Bienvenue -Willkommen"-Schild nicht nur am Bahnhof hinstellen. Dann ginge es beim Anstehen auch schneller voran. Aber wie beruhigt mich doch der Kollege: "Heute gibts bestimmt nicht schon wieder in der 2. Minute ein Tor." Er könnte nicht falscher liegen. Just in der 2. Minute schiesst Margiotta für Lausanne tatsächlich das 1:0. Womit das Spiel lanciert ist.
Nun wird sich zeigen, ob sich Thun als Auswärtsteam ebenso beherzt gegen die Niederlage stemmen kann wie letzten Sonntag Vaduz. Die Frage ist schnell beantwortet. Bereits in der 10. Minute erkämpfen sie sich einen Penalty. Rapp läuft an - und trifft! 1:1. Nun übernimmt Thun das Spieldiktat. Die Angriffe sind schön - und effizient. Nach einer halben Stunde trifft Geissmann zum 1:2. Worauf sich alle Sonntagszeitung-Leser outen. Da haben wir doch gelesen, dass am Ballermann Oben-Ohne nicht mehr erlaubt ist. Weder für Frauen, noch für Männer. Aus Solidarität zu diesem "Das chuunt ois spanisch vor" ziehen wir uns aus. Da scheint noch die Sonne. Doch es sieht nach Regen aus. Und noch vor der Pause schiesst der Lausannois Pak mit einem Sonntagsschuss das 2:2.
Die zweite Halbzeit verläuft zum Glück für unsere Nerven weniger torreich. Das denken wir wenigstens bis kurz vor Schluss. Doch da schiesst Torres in der 80. Minute das 3:2. Was für ein Aufschrei in der gut gefüllten Thuner Kurve. Doch wir haben zum Glück einen Goalgetter wie Schirinzi, der umgehend zum 3:3 ausgleicht. Wieder scheint der Punkt in Reichweite zu sein. Nur nicht heute: Als in der Nachspielzeit Lausanne zu einem letzten Eckball kommt, verwertet ihn Diniz Poxaio doch tatsächlich zum 4:3. Zut alors!
Wir sprechen in der Kurve schon über die Saisonstart-Krise, als Thun noch einmal zum Angriff ansetzt. Im starken Regen sehen wir kaum mehr aufs Spielfeld. Doch als die Thunspieler jubeln, jubeln wir auch. Peyretti hat zum 4:4 eingeschossen. Ende gut, alles gut? Lausanne hat jetzt nur noch einen Angriff. Und kommt doch wirklich noch zur Torchance. Das könnte das 5:4 sein. Ja, das MÜSSTE das 5:4 sein. Doch der Schuss geht daneben. Es bleibt beim Unentschieden.
Nun ist mein Fussballwissen gefragt: "Als ich letztes Mal ein Thunspiel mit acht Toren sah, endete das blutig!" warne ich meine Kollegen. Ich spreche vom Auswärtsspiel in Aarau, als ich nach dem 1:7 auf den Zaun kletterte und nicht mehr ganz ganz hinunterkam. Heute haben es wir einfach, müssen wir es doch nach Abpfiff nur noch schaffen, heil in den 3er-Bus zu kommen. Doch weil da ausgerechnet eingefleischte Lausanne-Fans in den Türen stehen, wirds tatsächlich noch blutig. Aus der erhofften Busfahrt wirds nicht, wir müssen auf Anordnung der Polizei an den Bahnhof laufen. Zug verpasst. Und statt Sitzplätzen gibts eine Stehplatzfahrt zurück nach Bern. Wenigstens mit genug Bier. Und mit sympathischen indischen Touristen als Reisebegleiter. Wie chaotisch muss wohl das Zugfahren in Indien sein, wenn die Inder inmitten von mehreren dutzend Bloxk Süd-Chaoten so ruhig bleiben? Sommer. Ferienzeit. Fussball!