Thunfans » Spielberichte » Super League 2015/2016 » Lugano - Thun
Lugano - Thun 2:1
17.04.2016Super League 2015/2016


Es ist die richtige Antwort auf das Reservationschaos vom letzten Sonntag: Statt nochmals auf reservierten Plätzen durch den Lötschberger fahren zu wollen und dabei von den SBB und den Wandereren gleichermassen ausgetrickst zu werden, geht’s heute für die Zugfahrer ganz ohne Reservation bis nach Domodossola. Und noch ein wenig weiter. Um selber einmal Tagestouristen nerven zu können, fällt die Wahl nämlich auf die krasseste Reiseroute überhaupt: Thun-Domodossola-Locarno-Giubiasco-Lugano. Da ist man länger unterwegs als nötig. Hat mehr Mitpassagiere als nötig. Muss dreimal statt nur einmal umsteigen. Und muss es erst noch Alkohol (Ausschütten verboten!) und sonstige Genussmittel an den Italienern vorbeischmuggeln. Kurzum: Es ist die WG-Gedenkfahrt schlechthin. Und mit 4 Stunden 53 Minuten keine Minute zu lang. Auch weil das Wetter noch süffiger ist als die Fans. Es schifft mal wieder in der Regenstube der Schweiz. Was wohl auch der Grund dafür ist, weshalb hier im Tessin Regenschirme im Stadion erlaubt sind. Und auch Grund genug, den Fans an der Buvette Gelegenheit zu bieten, mit günstigem Vino bianco den Frust über das schlechte Wetter wegzutrinken.
Und den Frust über das schlechte Spiel, wie man als Thunfan beifügen muss. Von Anfang an dominiert Lugano, das sich so gar nicht in seine Rolle als Schlusslicht einfügen will. Schon nach 25 Sekunden(!) wirbelt ein gewisser Grieche namens A. Donis ein erstes Mal im Thuner Strafraum herum. Doch noch kann ihn Faivre stoppen. Unterkriegen lässt sich die Nummer 22 deswegen aber noch lange nicht. Er hat weiter viel Zug nach vorne. Und als in der 23. Minute Alioski eine Flanke Richtung Strafraummitte schlägt, kann dort der freistehende A. Donis zum 1:0 einschiessen. Ein peinliches Tor für Thun!? Nun, wer das meint, wird erst recht vom 2:0 geschockt. Dessen Ursprung ist nämlich ein Missverständnis von Bigler und Faivre. Keine Ahnung, was Faivre so weit vor dem Tor macht, aber es ist sicher etwas Falsches. Jedenfalls ist so das Thuner Tor in der 33. Minute vorübergehend verwaist, was prompt ein Tessiner zum 2:0 ausnützt. Der Profiteur ist: A. Donis.
Peinlicher als diese beiden Thuner Patzer sind höchstens noch die Fans, die den Grund für den frühen deutlichen Rückstand bei Schiedsrichter Jaccottet suchen. Ja, man kann natürlich schon gegen ihn rufen. Aber der ist doch heute nur vierter Offizieller, während Jancevski auf dem Platz ein überpingeliges Strafmass anwendet.
< Absatz gelöscht >.
Erst als nach rund einer Stunde Siegfried und Munsy in Spiel kommen, zeigt sich endlich das wahre Thun den 2633 Zuschauern. Plötzlich wird gekämpft. Und endlich wird auch mal A. Donis mal gestoppt, wenn auch durch ein Foul, für das Buess die Gelbe Karte kassiert. Der Wille, ein Tor zu schiessen, ist nun spürbar. Die Kombination Munsy/Zarate ist leider noch nicht erfolgreich. Doch als in der 69. Minute Zarate Rapp lanciert, schiesst er zum Anschlusstreffer ein. Nun könnte es doch noch ein schön verregneter Fussballnachmittag werden, zumal bei Lugano sichtlich die Kräfte schwinden. Doch die Tessiner verteidigen Ball und Vorsprung hartnäckig und weichen keinen Meter freiwillig zurück. Dagegen anzusetzen, kostet die Thuner viel Kraft und Nerven. Und schliesslich Bürki, der in der 86. Minute wegen einem Halten zum zweiten Mal in diesem Spiel Gelb sieht. Thun jetzt also sogar in Unterzahl. Die Aussichten auf einen Punkt schwinden nun endgültig. Dass der grösste Nervenkitzel der Nachspielzeit eine plumpe Strafraum-Schwalbe des Signore Bottani bzw. die Diskussion darüber ist, warum eine solche Pussy-Aktion nicht mit Gelb bestraft wird, sagt viel aus. Thun kann nicht mehr, Lugano will nicht mehr. Und so rutscht beim Abpfiff um 15.35 Uhr Vaduz trotz vier geschossenen Toren in Bern auf den letzten Tabellenplatz ab, während Lugano vor unseren Augen feiert. Und für dieses Schlussbild waren wir so lange unterwegs? Wobei zwei Kollegen von uns gar noch eine Zusatzstunde in Lugano anhängen. Sie blockieren nämlich die Abfahrt des Zuges als nette Geste gegenüber einem bierholenden Fan so lange, bis es dem Kondukteur zu bunt wird und er eine Abfahrt ohne sie durchsetzt. Wir winken unseren rot-weissen Helden zum Abschied zu. Was diesen WG-Moment besonders emotional macht: Der Fan, der eigentlich hatte Bier holen wollen, sitzt da in einem anderen Abteil auch schon wieder im Zug. Und zwar ohne dass er in der Zwischenzeit ein Bier gekauft hätte.