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FCZ - Thun 0:0
05.03.2016Super League 2015/2016


Da MattĂ€ng sich entschieden hat, den zweiten Eishockey-Playoff-Viertelfinal in Fribourg dem Fussball vorzuziehen, darf ich, Radisli, den Spielbericht schreiben. Nicht zu Thun-feindlich darf er sein, werde ich noch von ihm ermahnt, bevor ich mich per Bahn in Richtung ZĂŒrich aufmache.

In ZĂŒrich etwa 120 Minuten vor Spielbeginn angekommen, ist definitiv keine Cupfinal-Euphorie geschweige eine ganz kleine Matcheuphorie auszumachen. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof nach Altstetten - dem Stadtkreis wo der Letzi beheimatet ist – ist (leider) ĂŒberhaupt nichts los. Ich wĂ€hne mich an einem ganz normalen Wochentag und rĂ€tsle (wieder einmal) wieso dem so ist: Aktueller Tabellenrang? TrĂ€gheit, da der FCZ vor drei Tagen wieder einmal einen Final erreichte; sprich: Eventpublikum? Die Konkurrenz zwischen Fussball und Eishockey: Und die Tatsache, dass es wohl nicht nur mir momentan mehr Freude macht, mit den ZSC LIONS mitzufiebern? Das Wetter, dem man ja bekanntlicher weise immer die Schuld geben kann? Oder ist es schliesslich gar der heutige Gegner? Eine Antwort kann ich mir nicht geben. „Wird wohl es ewigs RĂ€tsel bliibe, wieso mier ZĂŒrcher ke richtigi Sportstadt sind. Und‘s zerscht Real Madrid, d’Bayern oder d’Chicago Blackhawks brucht, bis es Stadion zumindescht gfĂŒllt isch - vo Euphorie wĂ€nd mir gar nöd rede. JĂ€ nu
 Denn mached mir halt eine uf Stadt mit de weltwiit höchschte LebesqualitĂ€t
 isch doch au öppis
“, sage ich mir in der Tramfahrt nach Altstetten etwas enttĂ€uscht, als ich etwa 90 Minuten vor Spielanpfiff am noch leeren Letzi vorbeifahre.

Nachdem ich das mitgebrachte Material in Altstetten zwischenlagerte, machte ich mich sofort auf den Weg in den Letzi und treffe ziemlich genau 60 Minuten vor Spielbeginn im Letzi ein. Interessanter weise sind die Eingangstore schon offen und eine austauschbare Musik trĂ€llert vor sich hin und ich begebe mich zur WesttribĂŒne in den praktisch leeren Letzi. Es regnet in Strömen
 Passt zur momentanen Tabellenlage vom FCZ. Ich nehme mir ein „Einsnull“ und studiere es bei einem heissen Pappbecher Orangenpunsch mit ordentlich viel Zucker, wie ich spĂ€ter noch feststellen werde. ZĂŒrichs erstes Fussballmuseum feiert den 5-jĂ€hrigen Geburtstag. (ZĂŒrichs zweites Fussballmuseum ist jenes der FIFA, das im Kreis Enge vor ein paar Tagen seine Tore den Besuchern öffnete.) Die Feierlichkeiten werden durch die Sonderausstellung „Fussball sammeln“ begleitet, der Fussballfan kann sie noch bis zum 3. September 2016 an der Werdstrasse 21 - unweit von der Tramhaltestelle Stauffacher - bestaunen. Das detaillierte Programm findet der Fan auf der Homepage des Museums. Über Sinn und Unsinn eines solchen Museums wurde in der ZĂŒrcher Fanszene in jĂŒngster Vergangenheit viel gestritten. Darum werde ich insgesamt also doch ĂŒberrascht sein, dass die SĂŒdkurve das 5-jĂ€hrige JubilĂ€um des Museums heute zu Spielbeginn feiert mit dem Spruchband: „S’GEDÄCHTNIS VO OISEM VEREIN – 5 JAHR FCZ-MUSEUM“.

Irgendwann einmal noch lange vor dem Spielbeginn tönt es aus den Stadionlautsprechern: „Und jetzt begrĂŒessed herzlich de Cupsieger 2013/2014!“ Nur blöd, dass ich noch nicht drin im Stadion sitze, sondern noch bei den SitzbĂ€nken neben den EssstĂ€nden. Und wie ich dem spĂ€rlichen Applaus entnehmen kann, bin ich nicht die einzige, die sich draussen noch verpflegt oder schlicht und einfach keine Lust hat, einem Team, das diese Saison in der Meisterschaft nur enttĂ€uschte, zuzujubeln. Schon sende ich erste SMS mit einem Lagebericht vor Spielanpfiff an MattĂ€ng, der in Fribourg jederzeit informiert sein möchte. Weiter erfĂ€hrt der interessierte Leser des „Einsnull“ noch, wie der FCZ neue Wege in der Online-Kommunikation zu den Fans ĂŒber Facebook, Twitter und Instagram gehen will. Das alles passiert in einer Zusammenarbeit mit der Agentur Feinheit. „Hoffentlich passiert das alles nicht in der NLB“, denke ich mir. So
 jetzt nĂ€hert sich der Spielanpfiff. Ich melde MattĂ€ng die Startaufstellungen. „Gute Startaufstellung bei Thun. Ich vermisse jedoch Siegfried; ist er wieder verletzt?“. „Jedenfalls nicht im Aufgebot, wieso auch immer
“, antworte ich ihm.

Dann lĂ€uft das Spiel endlich. In den ersten 45 Minuten besitzt der FCZ leichte Spielvorteile. Der FCZ hat verschiedene Chancen, jedoch wird Thun bis Ende der ersten Halbzeit vier EckbĂ€lle treten können. Der FCZ hingegen keinen einzigen. Was dem FCZ in Halbzeit eins verwehrt bleiben wird. Ein gefĂ€hrlicher Wieser-Freistoss sollte kurz vor Halbzeit auch keinen Ertrag fĂŒr Thun bringen. 0:0 das logische Resultat.

Die Halbzeit ist schnell vorbei. Ein KĂ€gi fret spĂ€ter, bin ich gut genĂ€hrt fĂŒr Halbzeit zwei.

In Halbzeit zwei kann Thun durch verschiedene Standards auf sich aufmerksam machen. Der FCZ bleibt insgesamt jedoch leicht besser. Die Zuschauerzahl ist enttÀuschend: Noch ganze 6679 Fans verirren sich ins Letzi. In der 81. Minute wuchtet FCZ-Sanchez einen Kopfball so gefÀhrlich, dass er Faivre zu einer Glanzparade zwingt.

Meine Spielbewertung: Positiv aufgefallen beim FC Thun, sind Faivre, Wieser und Hediger. Beim FCZ: Favre, der Russe und bis zu seiner vorzeitigen Auswechslung Chiumiento. Abgefallen ist auf Thuner Seite insbesondere Munsy. Beim FCZ haben mir Grgic und Vinicius ĂŒberhaupt nicht gefallen.

An der anschliessenden Pressekonferenz zeigt sich Saibene mit dem auswĂ€rts gewonnen Punkt sehr zufrieden. Der Punktgewinn sei dank einer disziplinierten Leistung zustande gekommen. Weiter hebt er die grosse SolidaritĂ€t des Teams hervor. Ihm sei jedoch bewusst, dass in der VorwĂ€rtsbewegung der FC Thun noch zu viele BĂ€lle verliert. Er endet seine AusfĂŒhrungen mit den Worten, dass der FC Thun in der RĂŒckrunde bereits 8 Punkte holte und sicherlich auf einem guten Weg ist. „Ist dies ein Seitenhieb gegen den FCZ?“ frage ich mich und mir wird Angst und Bange, wenn ich mir vor die Augen fĂŒhre, auf welchem Weg der FCZ sich befindet


Bleibt sehr zu hoffen, dass der FCZ Ende Saison nicht vergebenen Punkten nachtrauern muss. Sollte es zum Ligaerhalt nicht reichen, weiss der FCZ, wo er die verlorenen Punkte suchen muss. NĂ€mlich zum Beispiel heute. Denn ein ungutes GefĂŒhl nach dem heutigen Spiel bleibt in mir
 Ich hoffe, dass unser Sportchef - oder soll ich besser sagen unser PrĂ€sident? - auch nicht im fczforum mitliest. Dort wird doch tatsĂ€chlich von vereinzelten Usern geschrieben, dass sie gerne Munsy beim FCZ sehen wollen
 Ich zweifle, dass genau dieser Munsy freiwillig eine Liga tiefer spielen möchte.

Liebe GrĂŒsse aus dem Letzigrund
 und hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich bis bald

Radisli