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YB - Thun 2:1
21.02.2016Super League 2015/2016


Ist das Willkommenskultur in Bern? Oder der grösstmöglichste Diss ? Eine überaus freundliche Sicherheitsangestellte legt mir heute vor dem Stadion nahe, ob ich nicht doch in den Familienbereich statt in den harten Fanblock der Thuner gehen möchte. Bin ich wirklich so gealtert? Oder liegt an meinen heute besonders tiefen tiefen Gesichtsfurchen und Stirnrunzeln. Schliesslich hat Thun seit 2013 nicht mehr gegen YB gewonnen. Da kommt man halt schon ins Grübeln.
Ich gehe dann doch in den Fanblock, schon nur weil der als einer der wenigen Ecken im Stadion einigermassen gut gefüllt ist. Ansonsten herrscht eine Leere im Stadion ist, die Erinnerungen als alte Wankdorf auslöst. Damals haben wir mal vor 4300 Zuschauern 3:0 gewonnen. Heute sollen dagegen 13400 Zuschauer im Stadion sein – da zeigt sich aber der Zählmeister von seiner kreativen Seite.
Kreativ sind auch die Fans. Die YB-Kurve verabschiedet sich von «per sempre una di noi» Collaviti und widmet ihm eine kriegerische Choreo mit dem Slogan «Avanti alla battaglia – all’ultimo sangue!» Was irgendwie der Arbeitsweise der Security auf unserer Seite widerspricht, die eine unserer Fahnen wegen einer angeblich zu gewalttätigen Botschaft beschlagnahmt. Wenigstens war diese Fahne nicht als Teil unserer Choreo gedacht, die trotz Zensur im Gästeblock wie geplant durchgeführt werden kann. «zOberland isch rot-wiis» steht in ganzer rot-weisser Farbenpracht – inklusive feuriger Unterstützung. Danke übrigens, dass dabei kein Böller gezündet wird! Der Fan hinter mir ist dennoch nicht einzukriegen und lästert von nun an das ganze Spiel durch über die «dämlichen Fans». Früher hätten die Thuner nie Pyros gezündet und jetzt in dieser Saison schon zum zweiten Mal!? Er muss ein ziemlich ausgeprägtes Kurzzeitgedächtnis haben. Aber warum sollten wir uns überhaupt die Thuner Fankultur von einem Zuschauer erklären lassen, der weder Schal, noch Trikot und überhaupt nichts Rot-Weisses trägt. Zum Zivilpolizist fällen eigentlich nur noch die gelben Hosen.
Die Partie entpuppt sich dann als Nostalgiespiel par excellence. Und das nicht nur, weil das Niveau des «Kantonsderby» (Anmerkung: Ich zitiere nur den Stadionspeaker) mal wieder auf ganz bescheidendem Niveau ausgetragen wird. Diese Partie erinnert mich an jene Zeit, als thunfans.ch nach jedem Spiel gegen YB (mindestens) einen Penalty gefordert hat. Und auch an anno dazumal, als Gügi bei uns mit einer Neufeld-Schwalbe zum ewigen «Flieeeeeeeeeger» wurde. Kurzum, die heutige Partie ist ein einziges Sammelsurium aus umstrittenen Elfmeterszenen. Im Vergleich dazu verblassen Momente, in denen Kubo an Faivre vorbei zum 2:0 einschiesst (63. Minute) und in denen Sigi sein Debüt gibt und prompt für mehr Tempo im Thuner Spiel sorgt (ab der 68. Minute). Was wirklich zählt und uns wirklich bewegt sind die Elfmeterszenen:
Szene 1: In der 19. Minute stossen Kubo und Faivre zusammen. Für uns Thuner ist klar: Der Gelb-Schwarze rannte absichtlich in unseren Goalie hinein. Schiri Bieri sieht es anders. Penaltypfiff, aber interessanterweise keine Gelb-Karte. Hoarau läuft an und versetzt Thun ausnahmsweise einen k.O.-Schlag der anderen Art.
Szene 2: In der 27. Minute wirbelt Kubo im Thuner Strafraum und will Hoarau lancieren. Doch Schindelholz geht dazwischen – mit seinem Arm. Angeschlossen oder absichtlich? Thun hat Glück, dass Bieri nicht schon wieder auf Penalty entscheidet.
Szene 3: In der 55. Minute braucht Faivre alle Kraft, um Kubo zu stoppen. Kubo landet auf dem Boden. Der Penaltypfiff bleibt aus.
Szene 4: Es läuft immer noch die 55. Minute. Beim Gegenangriff stossen Buess und Mvongo zusammen. Für uns Thuner ist klar: Der Gelb-Schwarze Goalie rannte absichtlich in unseren Stürmer hinein. Schiri Bieri sieht es anders. Der Penaltypfiff bleibt zu unserem Ärger aus.
Szene 5: In der 79. Minute kann Rojas mal den Ball länger als 5 Sekunden halten. Er passt oder schiesst (so genau können wir das nicht erkennen). Doch Lecjaks geht dazwischen – mit seinem Arm (das können wir genau erkennen). YB hat Glück, dass Bieri nicht auf Penalty entscheidet. Wie schreibt doch dazu der Sportal-Liveticker: «Es ist nicht die erste Fehlentscheidung in dieser Partie von Schiri Bieri.»
Szene 6: In der 88. Minute liegt Thun immer noch 2:0 zurück, auf weil Rojas soeben per Kopf eine Topchance vergeben hat. Der jetzt eine gute Leistung zeigende Rojas versucht erneut im Strafraum sein Glück. Doch ehe er zum Schuss kommt, wird er von Zakaria umgestossen. Nun pfeift Schiri Bier endlich. Gelbe Karte für Zakaria und Penalty für Thun. Buess läuft an, trifft und verkürzt so zum 2:1.
Schluss, aus, vorbei, das Penaltyduell fällt zugunsten YB auch. Was dann aber doch weniger mit der Schiedsrichterleistung zusammenhängt, als mit dem blassen Auftritt der Thuner, die sich erst in den letzten 30 Minuten Chancen erarbeiten konnte. Es waren jene Minuten, in denen Sigi endlich wieder bei Thun auf dem Platz stand. Herzlich willkommen zurück!