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Thun - Lausanne 2-4 n.V.
17.02.2002Schweizer Cup 2001/2002


Zugegeben, wir Thuner Fans sind ganz schön arrogant. Zu Spielbeginn rechnen wir doch tatsächlich allesamt mit einem Sieg gegen Lausanne, notabene eine NLA-Mannschaft. Eigentlich eine Unverschämtheit, doch haben wir in den letzten Jahren noch so manch eine Cupsenation auf dem Lachenrasen miterlebt. Ausser eine gewisse Rote Nicole war Schiri, pffiff gegen Thun und brachte die Einheimischen ins Verderben - zuletzt geschehen im letztjährigen Viertelfinalspiel gegen Yverdon-Sports.
Und heute, na ja, da steht ausgerechnet unser gefürchtetes Fräulein wieder auf dem Platz. Nun ja, wir lassen uns trotzdem nicht beirren und versuchen mit unseren Kriegstrommeln den bösen Geist zu vertreiben. Mit dabei sind bekannte Schreierinnen, Flugblattausteiler- und Grossratsstimmensammler, "Wo bist du"-Zu spät-Kommer sowie erstmals seit langem wieder mal Freund Kevin.
Thun, erstmals seit vielen Jahren ohne Zanni im Kader, beginnt beherzt. Nur die Sieben, überraschend dunkelhäutig, fällt etwas ab. Aber wir sind uns halt von dem früheren Nummernträger Zanni, der von Thun nach Solothurn abgeschoben wurde, erstaunliche Ballkünste gewöhnt. So springt halt Parnela in Zannis Rolle ein und spitzt in der 11. Minute überraschend den Ball über die gegnerische Linie. 1-0, der Beginn eines weiteren Cupmärchens.
Doch Lausanne ist stark. Das Team, das im Herbst in der NLA so schlapp spielte, ist in guter Form, besonders der Basel-Abtrünnige Tschouga. Er ist es auch, der nach rund einer halben Stunde eines Ball durch die Thuner Reihen stolpern kann. Ein Tor, das nicht schön ist, aber halt auch zählt.
Das 1-1 hemmt nun die Thuner, das Spiel flacht ab, mit leichtem Vorteil Lausanne. Im Mittelpunkt steht dabei die welsche Nummer 9, der entweder blöde Fouls oder noch blödere Schwalben begeht. Mein lauthalser Kommentar: "Le neuf, le bouef¨" Nicole hält sich noch zurück. Noch...
Es ist kalt an diesem Winternachmittag, trotz Sonne. So wird man trotz Trommeln und Rufen nicht richtig warm. Man träumt von sonnigen Cupfinalstunden. Um solche Ideen Realität werden zu lassen, muss Goalie Kobel mehrmals Schnitzer aus der Vordermannschaft ausbügeln. Doch nach rund 70 Minuten lässt er sich von einem harten Schuss bezwingen. Lausanne führt 1-2, wir ahnen das Schlimmste.
Doch die Thuner Spieler lassen die Köpfe nicht etwa hängen, sondern suchen (und finden!) innert weniger Minuten den Ausgleich. 2-2, die Verlängerung naht, die Bühne ist frei für die nächste Hauptperson...
NICOLE! Endlich gibt sie ihr wahres Gesicht zu erkennen, endlich pfeift sie wieder so richtig fies gegen Thun. Da liegt Raimondi am Boden, doch Nicole lässt weiterspielen, worauf die Gäste zu einer 100 prozentigen Torchance kommen, die zum Glück an der Latte endet. Oder da machen die Lausanner einen Rückpass, der Goalie nimmt den Ball in die Hände - ohne Folgen!
Unsere "Pfui"-Rufe werden ganz schön laut - nur gut war bislang noch kein Fehlentscheid spielentscheidend. Doch als nach rund 92 Minuten ein Riesendurcheinander im Torraum herrscht und der Ball mehrmals vor der Linie hin und her rollt und Kobel heftig attackiert wird - bleibt der Schripfiff erst aus.Erst nach schier endloser Zeit pfeift Nicole - jedoch kein Foul, sondern leider ein Tor, der Ball war über die Linie gekullert.
Geben die Thuner jetzt auf? Nein, nein. Auch in der Verlängerung bieten sie noch jede Menge Sturmaction. Doch der Torerfolg, die Räume in der Lausanne-Zone sind äusserst eng, beleibt aus.
Nach erneutem Seitenwechsel kommt Tschouga noch zu einer Traumtorgelegenheit. Er steht frei, drĂĽckt fett ab und trifft zum entscheidenden 2-4. Und somit ist Thun nach 110 Minuten doch geschlagen.
Schade. Aber wir sind uns sicher. Mit dieser Leistung hat Thun endgültig gezeigt, dass es aufstiegsrundenwürdig ist. Inklusive Aufstieg ist in diesem Winterfrühling alles möglich.

Matthias Engel