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Sion - Thun 3:1
11.05.2014Super League 2013/2014


1 Franken lasse ich mir abknöpfen für das «Tourbillon Pocket Mag». Die Junioren, die im Wallis das Matchprogramm im Kleinstformat verkaufen, wirtschaften scheinbar in die eigene Kasse. Überhaupt scheinen die Walliser sehr geschäftstüchtig zu sein, wie ein Blick in den 40-seitigen Werbeprospekt zeigt. Das Skigebiet Anzère wirbt trotz «Saison terminée» für Wintersport und spendet auch gleich DEN Matchball (als ob der Mai so kalt wäre), Heineken versucht für (schlechtes) Bier zu begeistern und die Tageszeitung «Le Nouvelliste» verlost gleich 100 Tickets fürs nächste Sion-Heimspiel. Ob dieser Traumpreis angesichts der vielen leeren Plätze im Stadion wirklich 100 Fans je ein Ein-Franken-SMS wert ist? Am Eindrücklichsten finde ich aber das Angebot auf Seite 11: «Fiers d’être Valaisans: Coffret nostalgie: les 12 victoires en bouteilles». Für nur 250 Franken kann man sich demnach mit 12 Weinflaschen als Erinnerung an 12 Cupsiege betrinken. Ob schon bald eine Nachfolgelieferung mit dem FC Thun-Gütesiegel folgt? Heute könnte Sion nämlich ebenfalls zum 12. Mal im Tourbillon gegen Thun ungeschlagen bleiben – aber Thun ist ja mittlerweile auch schon zum 13. Mal in der Fussballneuzeit in Sitten zu Gast. Und dank 11 Punkten Vorsprung irgendwie sogar Favorit. Obwohl Sion seine letzten drei Partien allesamt gewonnen hat.
Vor dem Spiel gibt es noch einen Überraschungsbesuch. Präsident Lüthi schwingt sich in unseren Sektor und gibt uns allen die Hand. Allen. Eine nette Geste, die mit Sprechchören gewürdigt wird. Dann beginnt die Partie und zwar äusserst bissig. Die beiden Teams schenken sich in dem für Sion unbedeutsamem Aufeinandertreffen nichts. Besonders augenfällig ist aber Schiedsrichter Schärer. Schon zu Beginn hat er überhaupt keine Linie und stört immer wieder völlig unnötig den Spielfluss. Welche Art Zweikampf er als Foul einstuft und welche Tacklings er laufen lässt, wird das ganze Spiel durch nicht klar. So wunden wir uns, dass Pa Modou in der 20. Minute nach einem Dutzendfoul von Secku einen Freistoss zugesprochen erhält. Und damit nicht genug: Für Seckus Einsteigen gibt’s gleich noch Gelb. Da dies seine Karte Nummer 8 ist, wird er ausgerechnet im Grätschenderby gegen YB fehlen. Ein herber Verlust. Thun wird aber auch gleich noch ein drittes Mal bestraft: Matteo Fedele tritt den Freistoss gekonnt und schiesst den Ball über die Mauer hingegen via Innenpfosten ins Netz. 1:0. Der grosse Jubel des Heimpublikums bleibt aber aus. Zu gross ist die Zahl derjenigen, die nach wie vor die Heimspiele ihres Vereins boykottieren. 4000 Fans sollen dennoch laut offizieller Zuschauerzahl im Stadion sein. In Wirklichkeit ist etwas die Hälfte davon anwesend, das Tourbillon ist ähnlich leer wie die Pontaise am Donnerstag.
Aber wir wollen heute kein schlechtes Wort über Lausanne verlieren, gehen die Waadtländer in Luzern doch bis zur Pause 2:1 in Führung. Was umso höher zu werten ist, da der Foulpfiff zum Penaltyausgleich der Luzerner nie hätte ertönen sollen. Aber eben: Was bringt die Lausanner Schützenhilfe, wenn Thun das Geschenk nicht zu würdigen weiss und sich selber um Kopf und Kragen spielt. Ausgerechnet nach 45 Minuten und 45 Sekunden – in der letzten Szene der ersten Halbzeit – lässt sich Thun auskontern. Das 2:0 erzielt Vidosic. Und in der 82. Minute erhöht Yartey nach einem Pass des unverwüstlichen Fedele gar auf 3:0. In dieser Höhe ist der Thuner Rückstand definitiv unverdient. Vor allem weil Thun um die 75. Minute herum zu mehreren Eckbällen in Serie gekommen ist und einen davon nach einer schönen Ballstafette im Netz untergebracht hat. Doch das Schiritrio will Torschütze Sadik im Offside gesehen haben. Ein klarer Fehlentscheid. Aber eben: Heute ist nicht der Tag von Schiri Schärer und seiner Assistenten.
In der 61. Minute gab es zudem es einen wohl noch nie gesehenen Vierfachwechsel, Fischer und Ponte verzichteten auf sämtliche Zeitspielereien und wechselten zugleich gleich je zweimal. Bei Thun gingen – gemäss Anzeigetafel – Siegfried und «Player Name» raus. Damit war unsere heute blasse Nummer 33 gemeint, die auch beim Speaker scheinbar weit weniger Eindruck als sein Vater hinterlassen hat. Aber auch mit Ferreira und Wittwer gewinnt Thun heute nicht mehr die Oberhand. Es passt irgendwie zu diesem zerfahrenen Spiel, dass es zwar in mehreren Szenen nicht zum vertretbaren Penaltypfiff für Thun kommt, Thun dafür aber beim einzigen zählenden Treffer Walliser Schützenhilfe in Anspruch nehmen kann. In der 88. Minute ist es nämlich Ferati, der bei einem Thuner Freistoss vor Schenkel an den Ball kommt – und Vanins gleich selber herrlich bezwingt. 3:1. Dabei bleibt es. Und wir verbringen den Rest des Fussballtages damit, auf den Totomat zu starren. Die ersten Neuigkeiten sind gut: Luzern genügt nicht mal ein Ausgleichstreffer in der 88. Minute, um gegen Lausanne zu gewinnen. Lausanne entscheidet das Spiel 4:3 für sich. Kopfzerbrechen bereiten dagegen die Nachrichten aus Bern: Da gewinnt YB doch tatsächlich 3:1 gegen Basel und zieht mit einem Fünf-Punkte-Vorsprung auf Thun auf und davon und in den Europacup. Da brauchen wir aber bei unserem Fanmarsch durch Sitten – öV wird man hier wohl nie zur sinnvollen Transportmöglichkeit befördern – ebenso wie auf der Zugheimreise ganz viel Feel Good- Reggae, um nicht die Köpfe hängen zu lassen. Liebes Littering-Team, einmal Fussballsörgeli einsammeln, bitte. Und bitte auf der Gepäckablage nicht rauchen, schlafen oder Thuner sein. Sicher nöd!