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Thun - St. Gallen 4:0
27.04.2014Super League 2013/2014


Das Gerücht, dass ich heute Geburtstag habe, ist definitiv falsch. Noch habe ich meinen hm 26. Geburtstag noch vor mir. Ich bin aber trotzdem ausgesprochen gut gelaunt. Auf welches Fest dieser Zustand zurückzuführen ist, lassen wir aber offen. Von alleine kommt - mit Ausnahme von Küsu - eh niemand darauf. Männer achten eben nicht auf Fingerschmuck. Oder auf jene verdächtig rote Gesichtsfarbe, die auf zu viel Alkoholkonsum (oder auf Ärger über viel zu viel Alkohol Konsumierende) hindeuten würde. Besser für mich, so kann ich ungestört am Fanstand einen Block Süd-Turnsack kaufen. Irgendwie muss ich ja auf dieses FCZ-Turnsäckchen reagieren, dass neuerdings in meinem Arbeitszimmer herumliegt. War da übrigens kürzlich mal ein Cupfinal – boshafterweise ohne Thuner Beteiligung? Ich verdränge besser mal alles. TeleZüri hat es schliesslich am Vorabend auch fertig gebracht, eine fünfminütige Vorschau aufs Spiel FCB-GC zu versenden, ohne das GC-Debakel gegen Thun auch nur einmal zu erwähnen.
Ja, wenn Thun doch auch heute 5:0 gewinnen würde. Oder schon nur das vierte Mal in Serie ohne Gegentreffer bleiben würde. Das wäre doch, ja das wäre… durchaus realistisch. In der 3. Minute erzielt Reinmann nämlich schon das 1:0. Und das erst noch nach einem Eckball. Nach unserer inoffiziellen Fast-ins-Netz-Statistik ist dies erst der zweite Thuner Treffer nach einem Corner überhaupt in dieser Saison. Bleibt zu hoffen, dass dieses geradezu historische Tor mehr Thunfans gesehen haben als zuletzt das ähnlich frühe 1:0 im Letzigrund. Verspätungen rächen sich derzeit definitiv beim FCT.
Beim FCSG wirbelt derweil Keita herum. Bevorzugt fällt er über die eigenen Füsse. Solche unmotivierten Stolperpartien wären nicht mal in einem Cupfinal gelbwürdig. Stark ist dagegen unser Ex-Thuner Demiri. Wenig fehlt und er würde kurz vor der Pause ausgleichen. Aber er kann den heute starken Faivre nicht bezwingen, so dass der eindrücklichste St. Galler Szene in der ersten Halbzeit die Gelbe Karte von Lenjani bleibt.
Wir haben in unserer Kurve nur noch halbwegs Stimmungsboykott. Dass darf ich hier so offen schreiben, weil gewisse angehende Banker aus Oey zum Glück nicht mehr als Thunfans.ch-Zensoren tätig sind. Demnach wird heute gesungen. Demnach wird heute getrommelt. Eine Viertelstunde lang feiert sogar Kevä ein grandioses Schlagzeuger-Comeback. Nur die Fahnen, die fehlen. Stattdessen werden mehrere Spruchbänder hochgehalten. Und «ACAB»-Rufe ertönen. Die kosten aber in Thun nach wie vor keine 50 Euro. Da haben wir noch einmal Glück gehabt. (Dieses kleine Familiy Lucky-Zitat sei an dieser Stelle erlaubt.)
Das Spiel plätschert derweil vor sich hin. Es ist eigentlich ein typisches 0:0-Spiel – bei dem Thun aber bei Eckbällen irgendwie alles gelingt. Erst lache ich Fanclublegende noch aus, als er ganz im Ernst den dritten Eckballtreffer der Saison fordert. Und dann bringt Christian Schneuwly in der 67. Minute doch tatsächlich den Ball so präzise in den Strafraum, dass Nikci nur noch zum 2:0 einköpfeln muss. Und es geht gar noch ausgeklügelter: In der 75. Minute schiesst Secku Sanogo ein so queres Tor, dass es sich nur um eine Milaim Rama-Hommage handeln kann. Nach einem weiteren Corner fordert nämlich die Hälfte der Zuschauer und der Spieler einen Penalty, während die andere Hälfte Stürmerfoul und Abstoss fordert. Je ein Spieler von Thun und St. Gallen liegt im Strafraum. Doch Secku spielt einfach weiter. Und schiebt den Ball mit Müh und Not irgendwie über die Linie. 3:0.
«Es Göli, es Göli, es Göli, es Gou…» fordert wenig später die Thuner Kurve. So ganz ohne Capo steigt die intellektuelle Raffinesse der Fangesänge eben. Doch Marco Schneuwly nimmt sich das Lied in der 88. Minute zu Herzen. So leger, wie er da Schirinzis Vorlage verwertet, kann es sich nur um ein Göli handeln. Wars vielleicht sogar ein Spitzgagu? Seis drum, wir bejubeln ausgelassen den zweiten Kantersieg innert weniger Tage. Und plötzlich werden auch auf der Gegenseite keine Fahnen mehr geschwenkt.
Nach dem Match feiern wir dementsprechend noch lange im Stadion. So ziemlich alles. Nur nicht meinen Geburtstag. Und auch nicht den Flieger, wie ich halbwegs einer hitzigen politischen Diskussion entnehmen kann. Besser bei der Glarner Initiative Nein stimmen. Aber das ist meine ganz persönliche Meinung.