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FCB - Thun 0:0
06.04.2014Super League 2013/2014


„Schön, dass Sie da sind“. Im Rotblau-Matchprogramm ist von Geistern, die Rede, die keiner rief. Und das Geisterspiele keine kreative Strafen seien. Wo der Zindel Recht hat, hat er Recht. Ein Red Bull-Konsumzwang für die ganze Muttenzer Kurve wäre eigentlich angebrachter gewesen. Oder ein Geister-Rhetorikkurs. Den Satz „Das nicht ganz anspruchslose Spiel gegen Valencia ist erst zwei Geisterstunden her“ verstehe ich jedenfalls nicht ganz. Wenn das Spiel doch am Donnerstagabend war und wir heute Sonntag haben. Aber mit dem Veryoungboyst-Fluch kenne ich mich halt auch besser aus. Was uns zum Fussball-Bonmot der Woche bringt – ebenfalls im Rotblau, auf Seite 10, nachzulesen: „Die Oberländer haben die Schweiz, wieder einmal, international würdig vertreten. Etwas, das grösseren Clubs derzeit selten(er) gelingt – ein Schelm, wer da an den Thuner Kantonsrivalen denkt…“
Ja, international würdig waren auch wir Thunfans ab und zu diese Saison. Habe jenseits unserer Grenzen jedenfalls mehrmals grössere Gruppen gesehen als die Hundertschaft heute in Basel. Wir haben zwar mehr Fans nach Basel gebracht als Valencia – dieser Geisterspiel-Kalauer sei noch erlaubt – sind aber kaum lauter als die Spanier. Auf das Basler Geisterspiel folgt nämlich ein Thuner Stimmungsboykott. Wir sind mal wieder beim Konkordat und seinen Folgen. Nulltoleranz bedeutet halt nun mal auch, dass kleine dämliche Aktionen grosse Folgen haben. Was bin ich froh, bin ich zu toleranteren Zeiten im Fussball gross geworden. Nun setzen wir halt ein Zeichen, dass aber eher schlecht als recht gehört wird. Nicht nur, weil wir als kleine Fangruppe im vollsten und lautesten Stadion der Schweiz schweigen. Sondern auch, weil – gewohnt für Spiele in Basel – die Schiedsrichterentscheide dennoch lauthals kommentiert werden. Und weil – ungewohnt für Spiele in Basel – gute Thuner Aktionen mit viel Applaus gewürdigt werden. Und diese sind überraschend zahlreich. Thun liefert heute eine seiner besten Auftritte überhaupt in Basel ab.
In der ersten Halbzeit liegt Thun nicht nur bei den Eckbällen praktisch gleich auf mit Basel, sondern auch, was die Chancen anbelangt. Das Stadion-TV zeigt denn in der Pause für einmal nicht Rotblau Total, sondern einen gelungenen Mix aus rot-weissen und rot-blauen Chancen. Und auch in der Wiederholung auf den Stadionbildschirmen ist deutlich zu sehen: Die Thuner stehen heute bei Standards goldrichtig, insbesondere an der Freistossmauer gibt es kein Vorbeikommen.
Die ersten drei Chancen nach der Pause gehören dann Thun. Sie sind der Beweis dafür, dass der FCT Chancen clever herausspielen kann, es bei der Auswertung dann aber ziemlich harzt. Bei Chance Nummer 1 steht Marco Schneuwly im Abseits. Bei Chance Nummer 2 verleugnet Cassio mal wieder seine brasilianischen Wurzeln (Zitat Liveticker: „Cassio zieht ab, tut das aber so ganz und gar nicht brasilianisch und verfehlt mit seinem Schuss im Stolpern das Tor um Metern.“). Und bei Chance Nummer 3 schiesst Christian Schneuwly auf das einzige Ziel, dass er nicht hätte treffen sollen: er knallt mit dem Ball Ferreira dort ab, wo es wirklich weh tut. So was nennt man doch Mobbing.
Als dann aber Delgado ins Spiel kommt, erlangt Basel wieder die Oberhand. In dieser Phase von mehreren gefährlichen Schüssen hält Faivre Thun in Spiel. Was für Glanztaten, die er heute zeigt. Statt zum Penaltykiller im Cuphalbfinal könnte Faivre zur aller Überraschung zum FCB-Killer im Meisterschaftsrennen werden. Dazu wäre ein wenig Unterstützung von den Thuner Stürmern noch hilfreich. Nachdem Faivre den FCB mit seinen schnellen Abwehrreflexen und langsamen Ballabspielereien – er hat sich die Gelbe Karte für Zeitverzögerung wirklich verdient – mürbe gemacht hat, haben die Stürmer in der mit vier Minuten viel zu langen Nachspielzeit gar noch die Chance auf den grossen Coup. Die Schlussphase spielt sich mehrheitlich vor Yann Sommer ab. Ja wenn die Thuner etwas torgefährlicher wären… So bejubeln wir halt den ersten Punktgewinn in Basel seit 2010. Trotz Stimmungsboykott. Und hoffentlich ohne damit irgendwelche Geister zu wecken.