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Thun - GC 1:3
30.03.2014Super League 2013/2014


Eigetlech sött ich säb Bricht uf Züritüütsch schribe. Dänn di Wuche häsch absolut kän Schonss, di Zürcher abzhänge. Öb Tschutte oder Hockey, di sinn im Phall überall. Und lönd öis nie la günne. Wänn Thun gäge EF ZE ZETT atritt, landet jede Penalty bis öis im Goal. Wänn Gotteron gäg dFlyers will günne, tschegget di Freaks scho im Spiel 1 dä Pögg henne guet. Und im zwäite Motsch verhinderet dFlüüger ihres Grounding dür e Schuss i de Verlängerig. Säb isch Züri! U säb isch nöd guet für miner Närve.

Oder anders gesagt: Schon vor dem Match gegen GC habe ich diese Woche eine Überdosis Züri abgekriegt. Was sich ganz bösartig in einem Hexenschuss niederschlägt, der mich dazu zwingt, das Remember Bürki-Sitzplatzticket (freundlicherweise gespendet von Bürkis Schulgemeinde) selber zu nutzen, das ich doch eigentlich einem GC-Fan in die Hand drücken wollte. So setze ich mich halt im Sektor E hin – inmitten von Münsingern und noch von weiter her Gereisten. Hier und da sind sogar YB-Fans im rot-weiss-blauen-Durcheinander zu entdecken. Da wollen einige wohl überprüfen, ob letzte Woche GC tatsächlich so stark oder YB und der Schiri so schlecht waren. Für mich jedenfalls spricht vor der Partie gegen den Rekordmaitschter viel dafür, dass ich mich auch gleich noch im vierten Duell gegen ein Zürcher Team seit Mittwoch geschlagen geben muss. Doch immerhin im Buchstabierwettbewerb können die Thuner GC übertrumpfen. Die G – C – Z-Choreo ist nur halb so gut lesbar wie die F – C – T-Choreo auf der Gegenseite. Dafür greifen die Gästefans schon ein erstes Mal in ihren Chemiekasten. Mit blauem Rauch, der so herrlich nach verfaulten Eiern stinkt, bringen sie gleich etwas Farbe ins Spiel. Wenigstens ist das Bergpanorama weiterhin sichtbar – einfach etwas bläulicher als sonst.
Dennoch schaffen es sich die Thuner, sich gut zu verstecken. Oder wie der Liveticker-Schreibling richtig analysiert: «Wo sind die Schneuwly-Brüder? Die Angriffs-Leute des Heimteams haben den Ball bisher nur aus der Ferne gesehen.» Dafür zeigt Ferreira einen kämpferischen Auftritt. Das Zweikampfverhalten stimmt, einfach bei seinen Schüssen dürfe er ein wenig genauer hinschauen. Bürki zuckt bei den Schüssen ja kaum zusammen. GC ist da schon leicht gefährlicher, spielerisch. Aber auch, was einen gefährlichen Kopfstoss anbelangt. Die Spieler sehen es, die Zuschauer – doch der Schiripfiff bleibt aus. Ich protestiere laut in Reihe 3 – und werde erhört. Allerdings nicht vom Schiritrio. «Thun ist eine Fisch, Thun ist eine Fisch!» ertönt es als Konter aus der nahen GC-Kurve.
0:0 steht es zur Pause, was durchaus dem Gezeigten entspricht. Schaun mir mal, was die zweite Halbzeit bringt. Ja, schaun mir mal. Man sieht nämlich plötzlich nichts mehr, weil sich schon wieder ein paar Gästefans auf dem Zaun als Montagsmaler versuchen. Dieses Mal schaffen sie es, DIE ARENA mit dem Eiergestank so einzuräuchern, dass man nur noch schwarz bzw. blau sieht. Das Spiel muss unterbrochen werden. Und was machen die Sicherheitsleute? Die sehen völlig entspannt zu, wie auf dem Zaun ein vermummter GC-Fan seinen blauen Zauberstab rauf und runter schwenkt und sich dabei wie ein ganz grosser blauer Max fühlt. Es dauert über eine Minute, bis die Sicht ein Weiterspielen zulässt. Kleiner Tipp an alle Montagsmaler an dieser Stelle: Anders als in der Europa League sind solche Kinderspielereien in der Super League nach wie vor gerne gesehen. Von wegen der Schiri notiert sich die Szene. Schiri San lässt den Unterbruch nicht mal nachspielen, die Nachspielzeit wird später nur 180 Sekunden betragen. Typisch Super League. Oder typischer Rekordmaischter-Bonus?
Der Rekordmaischter-Bonus zahlt sich aber vor allem in der 55. Minute aus. Bei einem Zweikampf zwischen Benjamin Lüthi und Daniel Pavlovic schenken sich die beiden Kontrahenten über viele Meter hinweg nichts, da wird gezerrt und gestossen. Bis an die Strafraumgrenze – denn da lässt sich der clevere Pavlovic fallen. Den Penalty kann man geben. Aber einen solchen Penalty erhält nicht jedes Schweizer Team.
Nun gut, der FCZ soll ja soeben 100 Kilometer weiter nördlich einen Penalty verschossen haben. Warum also sollte der Zürcher Penaltyfluch nach wie vor wirken. Faivre stellt sich also selbstbewusst Gashi in den Weg. Gashi läuft an – und bringt den Ball in die rechte Ecke. 1:0. Ich schreibe schnell ein Liveticker-SMS – und verpasse dabei, wie Ferreira gleich nach Wiederanpfiff im GC-Strafraum weiterwirbelt. Nach einem Verteidigerpatzer schiesst er gekonnt zum 1:1 ein. Jetzt muss meine Zürcher Woche doch einen glorreichen Abschluss finden.
Ja, häsch dänkt! Ein Missverständnis zwischen Sulmoni und Faivre – beide wollen den Ball, Dubbar erntet ihn als glücklicher Dritter – und schon ist GC wieder in Führung. 63 Minuten sind da gespielt.
Und es kommt noch dicker. Sechs Mal hat GC zuvor eine Eckballgelegenheit nicht genutzt. Doch Corner Nummer 7 sitzt. In der 77. Minute tritt Gashi den Eckball Richtung Lang, der zum 3:1 einköpfelt.
Thun hat weiter Chancen – oh Ferreira, oh Marco Schneuwly – doch zum Anschlusstreffer reicht es nicht mehr. So konzentriert sich «GC, GC, dä Meischter vom See» in den Schlussminuten darauf, sich unter realen Bedingungen für das Meisterschaftsduell gegen Basel zu stählen. Geübt werden schauspielhafte Sterbeszenen. Besonders viel Talent zeigt da Gashi, der sich in der Nachspielzeit mit schmerzverzerrtem Gesicht im Thuner Strafraum niedersetzt und wartet, bis der Schiri zwei Spielzüge später die Partie unterbricht. Ach so schwer verletzt lässt er sich hinaustragem - und hoppelt dann kerngesund davon. «Ein Wunder, ein Wunder!» hallt es durch den Sektor E. Und dann ist Schluss. Und die GC besingen all mein Pech dieser Sportwoche mit den passenden Worten: «GC, GC, der Meischter vom See.» Ich freue mich auf das Spiel nächsten Sonntag in Basel.