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St. Gallen - Thun 1:0
23.03.2014Super League 2013/2014


Vor der Arena: Gäste statt Feinde In der Rückrunde gab es bisher drei Heimspiele des FC St.Gallen. Aus der Arena melden Fans Änderungen bei den Eingangskontrollen: Taschen würden nach wie vor überprüft, aber es gebe viel weniger Leibesvisitationen. Es herrsche ein anderer Umgangston. Es gebe vor den Eingängen weniger Staus, weil die Kontrollen viel speditiver abliefen. FCSG-Sprecher Daniel Last bestätigt die Veränderungen. Man habe die Situation in der Winterpause analysiert und das Konzept geändert. «Wir wollen offener auf unsere Gäste zugehen», fasst er zusammen. Deshalb seien die Kontrollen angepasst worden. Das bezieht sich nicht nur auf den Sektor mit den Stehplätzen und dem Espenblock. «Der Sicherheitsaufwand ist in allen Bereichen zurückgefahren worden», so Last. Man habe dem FC St.Gallen immer wieder vorgeworfen, zu den Hardlinern zu gehören. Dies sei nun sicher nicht mehr gerechtfertigt.

Wollen wir doch heute mal in einem Remember Tom- und Zauni-Sicherheitscheck überprüfen, ob stimmt, was das Ostschweizer Kulturmagazin Saiten da so überschwänglich positiv vermeldet hat: Am Bahnhof Gossau wird man von freundlichen Herren Richtung moderne S-Bahn dirigiert, die jede Menge freie Sitzplätze aufweist. Der Fussmarsch vom verwinkelten Bahnhof ist angenehm. Keine als Sicherheitsleute erkennbare Sicherheitsleute, als Thunfan bekommt man dennoch keine Sprüche der Gegnerfans zu hören. Allerdings: der ganze Weg ist neuerdings in ein Rund-um-die-Uhr-Dschungelchamp hochgerüstet worden, sprich überall schauen Videokameras nach dem Rechten. Beim Stadion dann erneut freundliche Begrüssung beim Drehkreuz. Keine ID-Kontrolle. Ein kurzer Blick in die Umhängetasche ohne Beschlagnahmung der mitgebrachten Zeitung (da war doch mal was im Brügglifeld). Schuhe und Socken muss ich nicht zeigen. Ja selbst auf eine Leibesvisitation wird verzichtet. Doch, doch, das Versprechen „Gäste statt Feinde“ wird heute eingelöst. Umso bedauerliche, dass es keine 100 Thunfans nach St. Gallen geschafft haben. Aber erinnern wir uns: am 13. März 2013 waren wir genau 4 zahlende Thuner in der ABC-Arena. Euphorie in Thun!?
0:0 endete jene Partie im letzten März. 0:0 endete auch jene Partie im letzten Oktober. Und auch heute nimmt mal wieder eine typische 0:0-Partie seinen Lauf. Thun – ohne Bättig, Hediger, Sadik und Sanogo (alle verletzt) sowie Lüthi und Reinmann – droht einzig in den Startminuten unter die Räder zu kommen. Dann aber können sie sich erfolgreich am St. Galler Rhythmus anpassen. Gefordert ist heute nicht spielerisches Können, sondern kämpferische Playoffhärte. Sulmoni läuft bald einmal mit weissem Turban herum. Wenn nur auf beiden Seiten die Spieler nicht so schnell umfallen würden. Ob Christian Schneuwly beim Zweikampf mit Stéphane Besle im FCSG-Strafraum einen Penalty bekommen würde, wenn er nicht so schnell zu Boden gehen würde? Nach rund einer halben Stunde hat Thun gleich zwei Topchancen, doch Lopar wehrt souverän ab.
Auf der Gegenseite hat Faivre einen ruhigen Abend. Die wenigen Schüsse wehrt er gekonnt ab. Und dann hat er plötzlich verfrüht Feierabend und bleibt nach der Pause in der Kabine. Über die Gründe schweigen wir uns aus. Das Nicht-Kommunizieren von Verletzungen und sonstigen Bobos haben wir schliesslich auch in den Playoffs gelernt. Ja, es ist Playoffjahreszeit – weshalb auf dem Stadionbildschirm im 10 Minuten-Takt die Zwischenresultate der ach so wichtigen Eishockey-Platzierungsrunde vermeldet werden. Rappi schiesst demnach Tor um Tor gegen Biel. Ob Röschu wohl diesen Lakers-Liveticker organisiert hat? Freuen können sich aber auch die SCB-Fans unter uns, scheint doch Bern wie schon im Vorjahr seine letzte Saisonpartie zu gewinnen. Dass der SCB in der 46., 47., 59. und 60. Minute noch vier Gegentore kassiert und mit einem lauten Pfeifkonzert in die Sommerpause verabschiedet wird, kriegen wir gar nicht mit. Die Pfiffe der FCSG-Fans, die ab der 30. Minute immer häufiger einsetzen, sind laut genug. 8 Spiele ohne Sieg schlagen halt aufs Gemüt.
Doch dann kommt die Glanzminute des Nushi Kristians: Als der in der 52. Minute von Mutsch lanciert wird, legt er sich den Ball im Strafraum zwei Mal vor und haut dann das Leder ins hohe linke Eck. Moser ist machtlos, es steht 1:0. St. Gallen blüht durch diesen Treffer kurzzeitig auf. Martic (nicht Matic)hat gar die Chance auf das 2:0. Wir sind aber mehr beeindruckt, was Ermir Lenjani mit dem Ball so anstellt. Der nimmt im eigenen Strafraum nämlich den Arm zur Hilfe. Penalty für Thun in der 85. Minute? Schiedsrichter Pache beurteilt die Szene erwartungsgemäss anders als wir in der Kurve – und entscheidet so das Spiel mit.
Die Szene des Spiels spielt sich dann aber doch auf dem Stadionbildschirm ab. Da hat doch mancher von uns eine eher trockene Bratwurst plus Mütschli in der Hand, als über den Bildschirm Werbung für Thomy-Senf flimmert. Wie wärs dann, im Stadion das beworbene Produkt auch anzubieten? Ist das psychologische Kriegsführung? Auf mein Gemüt schlägt dieser Senf-Werbespot jedenfalls noch mehr als die viertelstündige Zwitscherkonzert der Güllener Dom- und Grünabfuhrspatzen direkt neben unserem Sektor. Die Spatzen werden weggewiesen (Feinde statt Gäste?), auf ihren neuen Sitzplätzen dann aber immerhin den ersten FCSG-Sieg seit Monaten feiern. Wir stimmen dagegen unser Cup-Lied an.
Nach dem Spiel sind die St. Galler Sicherheitsleute erneut sehr freundlich. Der Charme der Polizistin (nur echt mit Jacke mit Grossaufdruck POLIZEI) tröstet darüber hinweg, dass es für unsere kleinere Fanschar einen 20-minütigen Rückhalt gibt. Auf den Linienbus Richtung Gossau reicht es dennoch. Wobei sich dort erst mal die Abfahrt verzögert, weil der Chauffeur erst mal noch eine laute Standpauke halten muss, dass man auch bei offener Bustüre in seinem Fahrzeug nicht rauchen darf. Und ich habe mich erst noch über die seltsame Auslegung des St. Galler Rauchergesetzes gewundert. Den Abend lässt die zweiköpfige Zugfahrertruppe dann einmal mehr im Quellenhof in Gossau ausklingen. Ein Platz an der Bar bleibt frei – für dich Tom. Ich probiere das heimische Weizenbier „Weisser Engel“. Man gönnt sich ja sonst nichts. Auch wenn die nette Serviertochter einen halben Liter Bier seltsamerweise gar nicht als Probiermenge einstuft, wie sie neckisch vermerkt. Aber das dies für uns so nicht gilt, ist ja klar. Oder Tom? Die Serviertochter garniert mir das Bierglas gleich noch mit einem Zitronenschnitz. In der Tat, du hättest deine Freude daran gehabt am heutigen Gäste statt Feinde-Ausflug, Tom.