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Aarau - Thun 1:4
09.03.2014Super League 2013/2014


In der Beiz neben dem Stadion läuft zwar noch ein Skirennen auf dem Fernseher, doch ist das Interesse an der Liveübertragung eher klein – und zwar nicht nur wegen dem deutschen Doppelsieg. Heute ist bestes Frühlingswetter im Aargau, die Vorfreude auf 90 Minuten Livefussball so gross wie lange nicht mehr. Vorsichtig wie wir sind, haben sich Fanclublegende und ich zur Sicherheit Sonnencreme eingeschmiert. Schliesslich wollen wir ja nicht mit hochrotem Kopf wieder ins Oberland zurückfahren. Höchstens, wenn das Resultat nicht stimmen sollte.
Thun ist Favorit. Und irgendwie doch nicht. Im Aarau-Matchmagazin wird provoziert, in dem man eine Tabelle abdruckt, in der beide Teams auf gleicher Höhe stehen: je sieben Punkte haben Thun und Aarau in der Rückrunde geholt. Dabei wäre der Diss mit einer anderer Tabelle doch weit grösser: Schon vier Auswärtsspiele hat Aarau diese Saison gewonnen, so viele wie seit 1996/1997 nicht mehr. Thun dagegen hat bislang in Lausanne gewonnen und in…. Tiflis, Göteborg, Echallens, Locarno und Biel. Vielleicht lässt sich ja Thun bloss einschüchtern, wenn auf fremden Terrains die Super League-Hymne ertönt. Oder wenn gegnerische Spieler in grossen Zeremonien geehrt werden: So wie heute Aarau-Goalie Lars Unnerstall, als bester Spieler des Monats. Des letzten Monats, ist zu hoffen.
Unnerstall spielt zumindest in der ersten Halbzeit zu Null. Anders als Favire. Der passt in der 25. Minute bei einem Freistoss ebenso wenig auf wie seine Verteidiger. Als Lüscher den Ball an den Pfosten schlägt, reagieren die Aarauer beim Abpraller weitaus geschickter als die Thuner Hintermannschaft. Gygax erkämpft sich schliesslich den Ball und köpfelt ihn ins Netz. 1:0. Gygax erster Treffer für Aarau seit dem Herbst 2001. Fast scheint es so, als würden aber eher die Thunspieler unter einer langjährigen Torimpotenz leiden. In der ersten Halbzeit ist ihre Offensivkraft schier nicht zu erkennen, während Aarau immer wieder von neuem angreift.
Das knappe 1:0 ist schmeichelhaft nach 45 Minuten und ist noch schmeichelhafter nach einer geschlagenen Stunde. Ein wenig Trost spendet uns ein Artikel über den gestrigen Auftritt der Bayern, die gestern ebenfalls 1:0 gegen Wolfsburg hinten lagen – und dann noch sechsmal trafen: „Eine Stunde lang durfte sich Wolfsburg tatsächlich auf Augenhöhe mit dem FC Bayern fühlen - ehe Pep Guardiola das Spiel mit zwei Einwechslungen zum Kippen brachte.“ Unser Pep, der Fischer, bringt in der 58. Minute Wittwer für Cassio. Und wenig später muss er wieder wechseln, weil sich Sadik am Spielfeldrand am Boden wälzt und sich das Knie hält. Und ausgerechnet in dieser kritischen Situation in Unterzahl gibt der FC Thun ein erstes Lebenszeichen von sich: Zuffi kommt vor dem Strafraum an den Ball und verwertet die allererste Thuner Chance gleich zum 1:1. 65 Minuten sind da gespielt – Marco Schneuwly ersetzt noch vor dem Wiederanspiel Sadik.
Und dann kippt das Spiel tatsächlich. In der 71. Minute weiss sich Garat nur mit einem Foul zu helfen und sieht dafür zu Recht Gelb. Den fälligen Freistoss platziert Schirinzi goldrichtig. In der 79. Minute weiss sich Garat nur mit einem Zurückhalten zu helfen und sieht dafür zu Recht Gelb-Rot. Thun jetzt also in Überzahl. Doch selbst jetzt ist Aarau die stärkere Mannschaft und trifft gleich zweimal nur den Pfosten. Besser macht es Marco Schneuwly in der 85. Minute. Er schliesst einen Konter mit einem wuchtigen Schuss ab, der via Latte im Tor landet. Unmittelbar danach wechselt Fischer-Pep zum dritten Mal. Er bringt Schindelholz für Nikci. Und auch dieser Wechsel zahlt sich aus. Wie schreibt doch der Liveticker-Schreiberling in der 92. Minute: „WAS / FÜR / EIN / TOR! SCHINDELHOLZ zieht aus rund 35m Entfernung ab und versenkt das Leder unter der Latte! GIGANTISCH!“ Gegentor Nummer 4 für Unnerstall, der sich wohl spätestens jetzt den letzten Monat zurückwünscht. Ich mache mir derweil langsam Sorgen, ob Thun das Torkonto hier sogar noch auf sechs oder gar sieben Treffer erhöhen und ich plötzlich wieder den Kletteraffen in mir spüren könnte. Aber bevor Derartiges passiert – die Ambulanz steht schon abfahrtsbereit – pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab. 1:4 – der höchste Auswärtstriumpf seit dem 11. Mai 2011 (damals gabs ebenfalls ein 1:4 in Neuenburg) ist Tatsache. Heute ist wirklich bestes Frühlingswetter im Aargau.