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Thun - FCB 2:2
02.03.2014Super League 2013/2014


Was für ein Heimspiel! 14 Tore! Da freut man sich natürlich als Fan, auch wenn man ehrlich gesagt lieber einen HeimSIEG gesehen hätte. Doch so reich an Toren das Leben als Gottéron-Fan auch ist – plus reich an Schadenfreude, könnte man doch jetzt eigenhändig den Stadtberner Rivalen in die Playouts spedieren – ist es doch nicht vergleichbar mit den Heimspielfreuden eines Thunfans. Auch vor dem heutigen Spiel gegen den FCB steht unser Heimspielniederlagenzähler bei Eins. Das stimmt uns optimistisch, auch wenn jene besagte Niederlage ausgerechnet gegen den FCB zustande gekommen ist. Oder doch eher gegen den damaligen Schiedsrichter?
Doch in Thun hat man für alles eine Lösung. Selbst für genussfeindliche Konkordatsregeln. Denn was finden wir doch heute auf Seite 9 im Matchprogramm? Etwa einen Anmeldtalon für das Blaue Kreuz? Oder Werbung für das Video «Die 100 grössten Weltkatastrophen, die durch Pyros ausgelöst wurden»? Nein, der FC Thun wirbt für: «Jetzt erhältlich: FC Thun Wein.» Auf den Flaschen ist zwar die Jahreszahl «1898» etwas gar gross geworden ist (ist das etwa der Jahrgang?), aber dadurch werden der Epesses Blanc und der Epesses Rouge zum idealen Geschenk für alle YB-Fans, welche sich den Frust über den letzten Wallis-Abstecher für nur 18.00 Franken vom Leib saufen möchten. Und sowieso für alle, die ihren Frust über das Konkordat loswerden möchten.
Die Choreo ist heute mehrheitsfähig, wird doch mit Spruchband und Konfetti das „Zämestah u dr Meister schlah“ zelebriert. Völlig unterschiedlich sind dagegen die Meinungen über Marco Streller. Die einen mögen ihn – also die FCB-Fans – die anderen buhen ihn aus und beschimpfen ihn – also die Thunfans. Bereits nach 20 Minuten fällt er wieder durch ein gehässiges Duell mit Sulmoni auf, die sich gegenseitig keinen Zentimeter Platz im Strafraum gönnen. Bevor der Revierkampf blutig wird, geht der Schiedsrichter dazwischen. Er ermahnt beide, worauf Sulmoni ein Stück zurückhaltender wird. Was zur Folge hat, dass Streller in der 23. Minute unbedrängt zum 1:0 einköpfeln kann.
In der 35. Minute jubeln dann die Thunfans und werfen rote Plastikblätter nach vorne – anlässlich meines 35. Geburtstags. Oder bilde ich mir da doch etwas ein? Geträumt habe ich wohl auch die Basler Notbremse in der 37. Minute. Selbstverständlich darf ein Verteidiger als letzter Mann den Gegenspieler mit den Händen zu Boden drücken. Jedenfalls wenn sich ein Basler gegen einen Thuner duelliert. Der Schiripfiff bleibt dementsprechend aus.
Die Thuner halten insgesamt gut mit. In der ersten Halbzeit spielen sie solide und zeigen einige schöne Angriffe, gleich nach der Pause wirbeln sie so wild im Basler Strafraum herum, dass der Ausgleich fallen könnte. Ja fallen müsste. Doch als in der 60. Minute eine Unachtsamkeit im Mittelfeld zu einem unnötigen Eckball führt, zeigt der FCB umgehend seine Klasse. Philipp Degen nutzt die Chance und erhöht auf 2:0. Das Spiel scheint gelaufen, der Speaker muss die Fans andersweitig bei Laune halten. So blendet er zum ersten und einzigen Mal an diesem Mittag den Totomat ein: Sion-YB 3:0 – lauter Jubel in der Fankurve. Tom hätte seine Freude daran gehabt.
Das Spiel ist aber noch gar nicht gelaufen. In der 79. Minute weckt Wittwer mit seinem Anschlusstreffer wieder die Hoffnungen der Thuner. Und so kämpfen sie auch in der Schlussviertelstunde beherzt weiter. Selbst Sadik überzeugt mit viel Laufarbeit. Nur eben: zur kämpferischen Weltklasse kommt ein technisches Umsetzungsvermögen, das mehr an Fortuna Thun als an Real Madrid erinnert. Man muss schon fast darauf hoffen, dass der Gegner beim Toreschiessen mithilft. Basel könnte sich ja mal Gottéron zum Vorbild nehmen. Die haben am Dienstag bei einer angezeigten Zuger Strafe den Goalie durch einen sechsten Feldspieler ersetzt – und dann mit aller Präzision dieser Welt einen Rückpass ins leere Tor gesetzt. Muss ich erwähnen, dass der Sündenbock namens Hagmann einen finnischen Pass hat? Ob beim FCB vielleicht auch jemand über solche finnische Qualitäten verfügt?
Die Auflösung erfolgt in der dritten Minute der Nachspielzeit, als selbst Faivre längst sein Revier auf den Basler Strafraum ausgeweitet hat. Wirklich gefährlich wird er Sommer und Co. aber erst, als er sich schon wieder in die Thuner Platzhälfte zurückgezogen hat. Da ist Faivre mit seinem Auskick tatsächlich Ausgangspunkt der letzten Thuner Aktion. Der Ball kommt zu Basels Nummer 5 Arlind Ajeti, der die Situation klärt – und den Ball an Freund und Feind und Sommer vorbei ins Netz haut. 2:2. Die Kurve tobt – und stellt mit Genugtuung fest, dass unser Heimspielniederlagenzähler weiterhin bei Eins steht. Was für ein Heimspiel! 4 Tore!