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Thun - Sion 3:1
22.02.2014Super League 2013/2014


Vor dem Stadion diskutieren wir angeregt – sprich mit Bier in der Hand – darüber, welche Motivationstricks Urs Fischer heute anwenden sollte. Für den Kollegen ist klar: „Er muss bloss die Spieler an das 4:0 vom letzten Jahr erinnern und alles kommt gut.“ Worauf wir ihm entgegnen, dass Fischer sich vielleicht selber nicht mehr daran erinnern kann, wie hoch Thun am 24. Februar 2013 gegen Sion gewonnen hat. Oder wer damals überhaupt Sion-Trainer war und mit einer Null Block-Taktik den Kantersieg erst ermöglicht hat. Das ist ja schon 363 Tage her. Zumindest unter uns Fans zeigt eine kleine Blitz-Umfrage, dass die meisten von uns beide „1 gegen 100 Sion-Trainer“-Quizfragen nicht beantworten können. So einigen wir uns darauf, dass Thun der Einfachheit halber heute einfach wieder 4:0 gewinnen sollte. Ein doppeltes 4:0 kann man sich doch sicher besser merken. Fischer wird’s schon richten.
Wirkliche Fussballeuphorie herrscht aber nicht vor dem Spiel. Im La Rete-Forum der Walliser heisst der Thread zum Match simpel „FC Stockhorn - FC Sion, Sa 22.2.2014, 19:45“ (wir bedanken uns für die Schleichwerbung), im Aebikurve-Forum wird gleich ganz darauf verzichtet, über dieses Spiel zu diskutieren. Tom – und auch sein alter ego Modefan – werden auch dort heftig vermisst. Und auch im Stadion kommunizieren nur die Sion-Fans mit Schriftzeichen. Sie greifen mal wieder mit einem Spruchband Monsieur Constantin an – heute zur Abwechslung auf Deutsch. Auf Thuner Seite wird dagegen ein buntes und lautes (Feuer-)Zeichen gesetzt, dass für einige hochrote Köpfe sorgt im Stadion. Ein Gruss Richtung Himmel, Richtung Tom? Oder wohl eher ein Motivationstrick, um die Matchbesucher auf den Stockhornsesseln und vor den Teleclubgeräten von der Unsinnigkeit des Konkordats zu überzeugen? Mehrere Fluchwörter in meinem Umkreis lassen vermuten, dass jene Null Block-Taktik nicht aufgeht.
Apropos Null Bock-Taktik: Sion hat mal wieder einen neuen Trainer. Und was für einen: Raimondo Ponte, normalerweise gern gesehener, weil wenig erfolgreicher, Gast bei 1. Liga-Aufstiegsspielen in Münsingen. Der stellt Sion heute eher etwas defensiv auf und verzichtet auf sämtliche Stürmer, welche diese Berufsbezeichnung verdienen würden. Was wiederum dazu führt, dass nur Thun gegen vorne spielt. Und zwar wirklich nur Thun. Weshalb selbst der Liveticker-Schreiberling zur einzigen Sion-Chance vor der Pause lapidar meint: „Kurz vor dem Pausenpfiff kommen die Thuner tatsächlich noch zu einer ausgezeichneten Chance: Perrier bringt den Ball lang in den Sechzehner, wo Cichero per Kopf auf Christofi verlängert, der vor Faivre aber scheitert!“ Ja, Sion wird – und das völlig zu recht – höchstens noch als Schatten seiner selbst wahrgenommen. Thun ist derweil munter auf 4:0-Kurs. Zur Pause steht es jedenfalls schon mal 2:0, getroffen haben Zuffi und Sadik. Wie schreib ich doch da meinem Walliser Kollegen: „I würd mir Sorge mache, we Sion sogar vom ne Finn es Gou bechunnt. Bi gspannt uf die 2. Halbzyt. Isch no nid entschide hüt.“
Fünf Minuten nach der Pause – wir stehen gerade für ein Bier an – wird das Spiel dann aber mit einem Freistosstreffer entschieden. Zuffi tritt den Freistoss auf den langen Pfosten, wo Neo-Nikci den Ball gekonnt mit der Schulter ins Tor spediert. 3:0. Der 4:0-Kollege hat ein breites Grinsen im Gesicht. Doch der vierte Thuner Treffer bleibt trotz weiteren schönen Angriffen aus. Und dann macht Schiedsrichter Hänni allen, die auf ein 4:0 hofften, definitiv einen Strich durch die Rechnung. Bei einer weiteren Szene, in der ein Thuner seine Schulter einsetzt, entscheidet der Schiri auf Handspenalty. Als ob Reinmann das nicht dümmer könnte. So macht sich Vidosic bereit, das Geschenk anzunehmen und schiesst locker zum 3:1 ein. Das erste wirkliche Walliser Lebenszeichen in diesem Spiel. Notabene in der 84. Minute. Es bleibt auch gleich das letzte Lebenszeichen. Und da warens nur noch 4 Punkte Vorsprung auf den letzten Platz. Also für Sion. Thuns Polster beträgt dagegen weiterhin komfortable 17 Punkte. Merci Urs Fischer. Ja, so ist das am 22. Februar 2014. Ob wir uns ins einem Jahr noch daran erinnern können?