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Thun - Genk 0:1
13.12.2013Europa League 2013/2014


Der Muulbeeri-Kreisel wird wie anno 2005 wieder zum europäischen Treffpunkt. Hupende Autos drehen zwar nicht die Runde, aber Fussballfans können auch auf zwei Beinen ganz schön laut sein. Eine Gruppe Genkfans stimmt vor der Stadtbibliothek flämische Schlachtrufe an, die ich von der anderen Strassenseite her sogleich kontere. Man winkt sich – ohne Mittelfingergesten – zu und zieht dann auf unterschiedlichen Wegen weiter Richtung Shuttlebus.
Natürlich gibt auch in unserer Kurve zu reden, dass Basel tags zuvor (auch) am Schiedsrichtertrio gescheitert ist. Dass wir nicht gerade drei Offizielle aus Italien möchten, liegt da auf der Hand. Doch wir haben Glück: In der Arena kommen Rumänen auf den Platz – und zwar gleich fünf davon. Da sind wir doch guter Hoffnung, dass Regelverstösse bei Torschüssen geahndet werden. Und tatsächlich: Als Genks Teeniestar Siebe Schrijvers in der 9. Minute das erste Tor schiesst, reklamieren nicht nur wir Fans ein Hands. Der Torjubel wird mit einer Gelben Karte gestoppt. Dennoch beeindruckend, wie der 17-Jährige Schrijvers das ganze Spiel durch auf dem Platz herumwirbelt. Ob er wohl Lust hätte auf ein Jahr in den Oberländer Bergen?
Nicht nur Genk gibt seinen Nachwuchshoffnungen – auch zwei 18-Jährige und ein 22-Jähriger stehen auf dem Platz – eine Chance, sondern auch Thun: Im Tor steht David Moser, der ja auch «erst» 24 ist. Er hält überaus gut. Nur der Shootout – angesichts der kalten Temperaturen passt der Eishockeyausdruck bestens zum heutigen Spiel – gelingt ihm leider nicht. In der 32. Minute gewinnt nämlich Masika ein Duell gegen Lüthi und legt optimal für Jelle Vossen vor, der mit einem Flachschuss in die nahe Ecke das 0:1 erzielt.
In der Pause investiere ich mein Geld mangels wärmendem Schümmli-Pflüümli – wie kann so ein traditioneller Wärmespender von der Uefa verboten werden – in eine Kappe. Mit zwei Kappen auf dem Kopf friert sichs etwas eleganter. Derweil wird tatsächlich der Kunstrasen gesalzen. Heute ist also viel Salz statt viel Pfeffer im Spiel.
In der zweiten Halbzeit hat Thun mehr vom Spiel. Insbesondere Cassio überrascht nach seiner Einwechselung in der 71. Minute positiv. Die beste Torchance hat aber Marco Schneuwly, dessen Schuss der Genk-Goalie aber mit einer spektakulären Parade entschärft. Hut ab vor Van Hout!
Kurz vor 23 Uhr ist das Spiel vorbei. 0:1 verloren, Thun verbleibt damit in der Tabelle auf dem vierten Gruppenplatz hinter Rapid. Zurück bleibt der Stolz auf eine Thuner Mannschaft, die schier über sich hinausgewachsen ist. Dass die Leistungen zuletzt nicht mehr ganz so gut waren, sei ihnen angesichts der Dreifach-Belastung verziehen. Schliesslich hatte und hat die Meisterschaft immer noch Vorrang. Und seien wir ehrlich: Es hat wenig gefehlt und die Thuner Europatournee hätte schon gegen Chikhura Sachkhere abgebrochen werden müssen. Es bleibt aber auch ein Gefühl der Leere. Das war sie also, die Europacupsaison 2013, die so reich an Höhepunkten war mit ihren abenteuerlichen Taxifahren in Georgien und Belgrad, schönen Hunden in Göteborg, übereifrigen Putzfrauen in Genk, viel gescheitem Wodka und ebenso vielen dummen SRF-Sprüchen in Kiew und dem Fanmarsch des Jahrhunderts in Wien. Und wenn ich mich zu alledem in Wien benommen hätte – ich kann mich für mein saudummes Verhalten nur Mal für Mal auf ein Neues entschuldigen – wäre dieses Fussballhalbjahr definitiv perfekt gewesen. Bleibt zu hoffen, dass bis zum nächsten europäischen Treffen am Muulbeeri-Kreisel nicht zu viele Jahre verstreichen.