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Thun - Lausanne 2-0
17.03.2002Auf-/Abstiegsrunde 2001/2002


Warum nach Mallorca reisen, wenn man den Ballermann in sich doch auch im Lachenstadion spüren kann. Sonne, Freunde, schöne Girls und dazu noch einen deftigen Kater, von vergangener Nacht, angeheitert und besonnen macht doch ein Fussballspiel genausoviel Spass wie ein Strandabenteuer. Zumal Iris einmal so nett ist und nicht ganz so laut schreit - auch sie hat letzte Nacht nicht zu viel Schlaf abbekommen. Ihr Freund versteckt sich nicht ohne Grund hinter einer Sonnenbrille.
So lassen wir alte Säcke denn auch einen kleinen Jungen die Pauke schlagen. Ein Junge, der Beweis dafür ist, dass zu viele Kopfbälle doch dumm machen. Zwar hat er mit seinen F-Junioren gerade Platz 10 an einem Turnier erreicht, ist derweil aber so vergesslich, dass er letztes Mal sein FC Thun-Trikot bei den Fanclubsachen hat liegen lassen.
Nun, umso mehr strahlt er heute, als er sein heissgeliebtes Kleid wieder zurückbekommt.
Seltsames tut sich derweil im Thuner Tor. Da streckt und reckt sich doch tatsächlich Marco Wölfli, während Fussballgott Peter Kobel nur auf der Ersatzbank Platz genommen hat. Und das ausgerechnet gegen einen starken Gegner wie Lausanne. Ja wenn das nur gut geht.
Thun beginnt sehr sehr defensiv wie sonst jeweils nur auswärts. Eine einzige Chance haben sie in der ersten Halbzeit zu verzeichnen, während Lausanne... oh mein Gott!
Wir wagen gar nicht mehr richtig zuzuschauen. Im Fünf-Minuten-Takt ereignen sich vor Wölfli alptraumhafte Szenen. Ab und zu verschiessen die Waadtländer, öfters hält der starke ehemalige YB-Goalie. So stimmen wir bereits zur Pause erste "Wölfli! Wölfli!" - Choereo an.
Die Balljungs, unter ihnen Klein-Marcel, geben auch ihr bestes, wobei das Gestolpere doch recht gross ist. Oft geben sie den Ball zu spät ab, wobei diese Spielberuhigungen eigentlich gar nicht so schlecht sind. Schliesslich sind wir alle froh, dass die ersten 45 Minuten endlich vorbei sind. Wir ahnen eine magische Fussballhalbzeit voraus.
Und in der Tat, auch heute kommt Thun ganz verändert aus der Kabine. Und das nicht nur, weil Moser junior ins Spiel gekommen ist. Schnell drängen die Thuner Lausanne in die Defensive, es kommt auch schon zu einer ersten Torchance, die aber noch vergeben wird. Mit Betonung auf noch. Denn schon wenige Uhrumdrehungen später steht Yao in idealer Position vor dem Lausanne Keeper, köpfelt den Ball über die Torlinie und rennt jubelnd los. 1-0.
Wie heisst es so schön: Das Spiel ist lanciert. Doch die Richtung ist trotz der erhöhten Thun-Power noch nicht bestimmt, Lausanne gibt nicht ab, sondern erspielt sich auch noch Torchancen. Wie hier gerade wieder ganz gefährlich, doch ein Thuner geht dazwischen, leitet einen Konter ein. Rama am Ball, der Goalie fliegt aus dem Tor heraus - fliegt an Rama vorbei! Rama sieht so in 20 Meter Entfernung das leere Netz vor sich, kickt den Ball in hohem Bogen und trifft - 2-0! Grosser Jubel.
Bei so viel Freude schlägt der Ballermann in mir Purzelbäume, ich möchte die ganze Welt und Iris umarmen (doch der Freund, der Freund). So umarme ich halt bloss Sascha und bin voll von Sinnen.
Irgendwie verstärkt das 2-0 das Zittern um den Sieg noch. Aber ausgerechnet Ersatzmann Wölfli strahlt die grösste Gelassenheit auf dem Platz aus. Immer wieder fängt oder lenkt er die grössten Bälle. Die Waadtländer verzweifeln schier.
Wir zählen die letzten Minuten, nicht ohne uns über den schlechten Schiri ("Fussballmafia SFV") oder den wehleidigen dunkelhäutigen Fussballfreund von Lausanne ("Tschouga Tschouga Ursula") auszulassen.
Die Uhr, die tickt den FC Thun ins Glück. Dank freundlichsten Ergebnissen von den anderen Aufstiegsrundenrasenfeldern steht mit dem Schlusspfiff gar fest, dass Thun die Tabellenführung übernommen hat.
Und so singen wir froh im Chor "Mir si d'Ufstigerjungs, d'Ufstigerjungs, nie meh Nati-B, nie me Nati-B..."
Derweil schleicht sich der kleine, vergessliche Fussballjunge zwar mit Trikot, aber ohne Jacke davon. Ich begebe mich dagegen auf die Suche nach kühlem Nass, um meinen
Ballermann noch ein wenig zu pflegen. So muss Leben sein - Sonne, Freunde, schöne Girls und eine leicht drehende Umwelt.

Matthias Engel